Alle diese
Wege lassen uns Einblick tun in die allen oberitalienischen
Seen mit ihrem milden Klima eigene reiche Vegetation.
Der
Wald besteht an den untern Hängen aus prachtvollen Kastanienhainen, weiter oben folgen dichte Buchenbestände und endlich
vereinzelte Baumgruppen und einzelne verkümmerte Sträucher.
In geologischer Beziehung besteht der
Monte Generoso in seinen obersten Partien und am ganzen
O.-Hang aus
unterem Lias, während der
W.-Hang mit einer Reihe von triasischen Dolomitbänken zum
Luganersee absteigt. Das Ganze endlich
ruht auf einer porphyrischen Grundmasse, dem Kern des Gewölbes
Monte Generoso-Monte
Caprino. Einzig am
S.-Hang findet sich
eine kleine Mulde mit oberem Lias, Dogger-Malm (sog. unterer Majolica) und Neocom (sog. oberer Majolica).
Besonders bemerkenswert ist der ganze Bergstock endlich auch in botanischer Hinsicht, indem sich hier auf kleinem Raum eine
ganze Reihe von schönen und seltenen Pflanzenarten zusammenfinden, die man sonst nur einzeln über weite Gebiete zerstreut
antrifft.
Als besonders charakteristisch nennen wir folgende Arten, von denen wir die nur hier vorkommenden mit
! bezeichnen: Helleborus viridis und H. niger, Alyssum montanum, Arabis sagittata und A. muralis, Draba stellata!, Biscutellacichoriifolia
(Felsen unter
San Nicolao), Polygala vulgare var. pedemontanum und P. alpestre, Helianthemum polifolium;
Cytisus capitatus, C. nigricans, C. hirsutus und C. laburnum;
Anthyllis vulneraria
und A. rubriflora, Trifolium alpestre, Oxytropis Huteri, Lathyrus gracilis und L. montanus var. linifolius, Potentilla villosavar. minor und P. caulescens var. viscosa, Cnidium silaifolium!, Ligusticum Seguieri!, Peucedanum offcinale!,Heracleumsibiricum;
Galium aristatum, G. purpureum, G. vernum, G. rubrum und G. mollugo var. Gerardi;
Achillea clavennae!, A. setacea, A. stricta und A. dentifera;
Anthemis tinctoria und A. Triumfetti!, Chrysanthemum heterophyllum,Carduus defloratus var. Crassifolius und C. tenuifolius, Scorzonera humilis, Leontodon tenuiflorus und L. incanus, Hypochoerisglabra, Crepis setosa;
Hieracium Hoppeanum, H. villosiforme, H. pseudoporrectum, H. laevigatum, H. Balbisianum,H. Berardianum und H. albidum;
Phyteuma Scheuchzeri var. columnae, Campanula Raineri!, Hyoscyamus niger, Lathraea squamaria,Rhinanthus maior, Antirrhinum orontium, Sideritis montana, Plantago serpentina var. bidentata, Euphorbia esula, Daphne alpina,Asarum europaeum, Parietaria diffusa, Ostrya carpinifolia, Quercus terris (auf der Alp von
Melano), Irisgraminea;
Ferner nennt man noch Paeonia officinalis,ViolaComollia, Laserpitium peucedanoides und L. marginatum,Cirsium pannonicum, Phyteuma Charmelii, Campanula caespitosa, Juncus tenuis, Carex Linkii, Avena lucida, Oplismenus undulatifolius!,Saussurea lapathifolia, Sedum cepæa, Inula hirta, Saxifraga mutata!, Laserpitium marginatum var. Gaudini, Dorycnium herbaceum,Centaurea transalpina, Clematis recta, Cirsium erisithales, Asperula cynanchica var. longiflora. Vergl.
die von Prof. Penzig im Giornale botan. Ital. 1879 veröffentlichte Arbeit über die Flora des
Monte Generoso.
(Kt. Tessin,
Bez. Mendrisio).
342 m. Gem. und Pfarrdorf, am rechten Ufer des
Laveggio und 1,5 km sw. der Station
Mendrisio der
Linie
Bellinzona-Lugano-Chiasso der Gotthardbahn. Postablage; Postwagen
Mendrisio-Stabio. Gemeinde, mitPrella: 59
Häuser, 458 kathol.
Ew.; Dorf: 46
Häuser, 347 Ew. Getreide- u. Maisbau. Zigarren- und Tabakfabrik. Starke periodische Auswanderung der männlichen
Bewohner in die übrigen Kantone.
900 m. Gruppe von 4
Häusern, nahe dem linken Ufer des
Poschiavino, 800 m n.
Brusio
u. 8 km nw. der italienischen Station Tirano der Veltlinerbahn. 15 kathol. Ew.
Sommerfrische. Der Ueberlieferung nach soll der Name der Ortschaft von einer Anzahl von im Jahr 1291 sich hier
niederlassenden
Genfer Familien herstammen.
vorzüglicher
Käse, Mönchskopf (tête de moine)
genannt.
Uhrenindustrie. S. über dem Dorf die
Montagne deJorat, von deren höchstem Punkt aus man einige
Spitzen der
BernerAlpen erblickt.
Höchst gelegenes Dorf des
Berner Jura. 1381:
Les Geneveys, wie das
Neuenburger Dorf gleichen Namens von Auswanderern
aus Genf
gegründet, die nach der Einnahme dieser Stadt durch die Savoyarden (1307) hierher gezogen waren, Kirche 1617-1620 gebaut.
Einige
Häuser des Dorfes fallen durch ihre eigentümliche Bauart und besonders durch ihre ausserordentlich dicken Mauern
auf. Das Dorf Les Genevez gehörte bis 1793 zur Courtine de
Bellelay und mit dieser zum Bistum Basel
und hatte
während der Dauer der französischen Revolution vieles zu leiden. Ueberreste von urgeschichtlichen Schmelzhütten.
Kanton der schweizerischen Eidgenossenschaft, in der offiziellen Reihenfolge der Kantone deren zweiundzwanzigster.
Lage, Grösse, Oberflächengestaltung und Gewässer.
Der Kanton Genf
liegt im äusserstenSW.-Winkel der
Schweiz zwischen 46° 7' 47" u. 46° 19' 4" N. Br. u. zwischen
3° 37' 15" u. 3° 58' 30" OL. von Paris (oder 5° 57' 30" und 6° 18' 45" OL. von Greenwich). Er umrahmt das SW.-Ende des
Genfersees u. ist seiner Fläche nach (mit Seeanteil 277 km2, ohne diesen 249,4 km2) der fünftkleinste
Kanton der
Schweiz (es stehen ihm an Fläche nur beide
¶
mehr
Appenzell,
Zug
und Basel Stadt
nach). Seine grösste Längenerstreckung misst in der Richtung N.-S. (zwischen dem Schloss Les Chavannes und Landecy) 19,8
km, in der Richtung W.-O. (zwischen der Grenze w. Dardagny u. Moniaz) 26,5 km; sein grösster Durchmesser liegt in der Richtung
SW.-NO., reicht von der Rhone bei Chancy bis Hermance am Genfersee und misst 29,3 km. Der Kanton Genf
ist fast ganz
in französisches Gebiet vorgeschoben und grenzt nur auf kurze Strecken an die übrige Schweiz. Er wird begrenzt: im N. vom
Genfersee und Kanton Waadt,
in dessen Gebiet er noch die zwei Enklaven der Gemeinde Céligny liegen hat;
im W. vom
französischen Département de l'Ain, von dem ihn eine stark gebrochene Grenzlinie scheidet;
im S. u. O. in ebenfalls unregelmässiger
Linie vom Département de la Haute Savoie.
Der Kanton Genf
bildet den südlichsten und tiefsten Abschnitt des Thales des Genfersees und
liegt inmitten eines weiten Gebirgskreises, der von den Ketten des Jura, vom Mont Vuache, Mont deSion,
Salève und von den Voirons gebildet wird. Die unregelmässig verlaufenden Grenzen ziehen sich in kurzem Abstand vor diesen
Bergketten hin. Das Gebiet Genfs wird durch Genfersee und Rhone in zwei Abschnitte geteilt, die kleinere sog. Rive droite (rechtes
Ufer) und die grössere sog. Rive gauche (linkes Ufer).
Der Boden bildet eine gewellte Ebene, aus der sich sanftgeböschte Höhenzüge und Hügel erheben: der Höhenzug (côteau)
von Cologny (499 m) und das Signal de Bernex (504 m) am linken Ufer und die Höhenzüge von Pregny (469 m) und Choully (508
m) am rechten Ufer. Tiefster Punkt des Kantons (am Rhoneufer s. Chancy) in 338 m, höchster Punkt (im O., nahe der Grenze
gegen Frankreich und etwas n. Moniaz) in 521 m; der grösste Teil des Kantons liegt zwischen 425 und 475 m, d. h. zwischen 50 und 100 m
über dem Spiegel des Genfersees. Da der Spiegel des Sees in 375 m und derjenige der Rhone bei ihrem Austritt
aus dem Kanton in 338 m liegen, hat die Mehrzahl der das Genfer Gebiet durchziehenden Flüsse und Bäche sich mehr oder weniger
tief in die Oberfläche einschneiden müssen; die bedeutendsten dieser entweder in der quaternären Decke
oder in der tertiären Molasse ausgewaschenen Tobel sind die der Versoix, des Vengeron, des Nant des Grebattes, des Nant d'Avanchet,
des Avril und der London rechts der Rhone und die der Hermance, der Eaumorte und der Laire links der Rhone.
Die Rhone selbst fliesst auf Genfer Boden in einem tiefen Einschnitt, der von hohen Steilufern begleitet
ist und stellen weise sogar den Charakter eines wirklichen Canyon aufweist. Auch ihr grösster Nebenfluss, die Arve, hat sich
tief in den Genfer Boden eingeschnitten und dessen ursprüngliche Gestaltung in Folge ihres stark unregelmässigen Laufes
in bedeutendem Masse umgeformt. Der Kanton Genf
gehört ganz dem Einzugsgebiet der Rhone an. Dieser Fluss durchzieht
nach seinem Austritt aus dem Genfersee den Kanton zunächst von O.-W. und biegt nachher nach S. ab; er bildet zahlreiche anmutige
Schlingen und lässt aus seinem Wasser einige unbedeutende Inselchen auftauchen.
Die Krümmung der Flussschlingen ist eine derartige, dass der Flusslauf zwischen der Jonction und Chancy
eine Länge von 21 km hat, während diese beiden Punkte in der Luftlinie nur 13 km von einander entfernt sind. Das untere
Ende des Genfersees schiebt sich keilförmig bis ins Herz des Genfer Gebietes vor und ist von grünen Höhenzügen anmutig
umrahmt. Kurz nach ihrem Austritt aus dem See nimmt die Rhone von
links die Arve auf, einen wasserreichen
Fluss von Wildbachcharakter, der aus den Gletschergebieten des Mont Blanc herkommt und wie die Rhone selbst auf seinem Lauf
durch den Kanton Genf
malerische Schlingen bildet und stellenweise von hohen Steilufern quaternären Alters begleitet
wird.
^[Ergänzung: Sie führt in der Sekunde im Minimum 20 m3 und im Maximum (Oktober 1888) 1136 m3Wasser.] Nach der Vereinigung
mit der Rhone hält sich das milchigtrübe Wasser der Arve noch auf eine lange Strecke hin vom blauen und klaren Rhonewasser
vollständig getrennt, später mischen sich die beiden Wasser langsam miteinander und vereinigen sich
zu einem gleichförmig graugrünlichen Strom. Neben diesen beiden Hauptadern wird der Kanton Genf
noch von vielen andern Wasserläufen
entweder durchzogen oder von Frankreich abgetrennt.
auf
dem linken Ufer die in den Genfersee mündende Hermance, die Seimaz, der Foron und die Aire (alle drei Zuflüsse zur Arve) und
endlich die zur Rhone gehenden Eaumorte und Laire. An dieser Stelle mögen auch noch die weiten Sumpfgebiete
von La Pallanterie, Rouelbeau, Sionnet und Troinex erwähnt werden, von denen das letztgenannte durch Oeffnen eines grossen Abzugsgrabens
jetzt trocken gelegt ist.
Geologie.
Der Kanton Genf
liegt in seiner Gesamtheit in einer weiten Senke, nach welcher hin zwei grosse Flussläufe konvergieren
und wo einst die Vorgänge der Eiszeiten eine grosse Rolle gespielt haben. Seine Bodenbedeckung besteht daher fast ausschliesslich
aus quaternären Ablagerungen glazialen oder fluvioglazialen Ursprunges, die verschiedenartige Faciesausbildung zeigen und
einer Grundlage von oligocäner Süsswassermolasse (aquitanische Stufe) auflagern.
Der Genfer Geologe Alph. Favre hat diese Ablagerungen ihrem Alter nach in drei Stufen gegliedert und unterscheidet: 1. Alte
Alluvionen, die an der Basis aus kohlenführenden Mergeln und höher oben aus Sanden und besonders Kiesen bestehen, in mehr
oder weniger regelmässigen und horizontalen, oder schwach nach W. fallenden Schichten gelagert sind und deren einzelne Bestandteile
oft in einander übergreifen oder mit einander wechsellagern. Sie sind unverkennbar Fluss- und Wildbachablagerungen,
die den im Kanton Genf
zusammentreffenden grossen Flüssen ihren Ursprung verdanken, und bestehen aus gerundetem Geschiebe, das aus
Savoyen, dem Wallis
und dem östlichen Teil des Kantons Waadt
stammt.
Die Zugehörigkeit dieser Alluvionen zur Eiszeit geht daraus hervor, dass ihnen an einzelnen Stellen Moränenmaterial
eingelagert ist (so besonders am Fuss des Bois de la Bâtie und bei Mategnin). 2. Moränenschutt, ohne Schichtung und ohne
Sonderung der Geschiebe nach ihrer Grösse, aus geschrammten Blöcken, eckigen Gesteinstrümmern und Lehm bestehend. Besonders
hervorzuheben sind mächtige Granitblöcke, die zumeist aus dem Ober Wallis
herstammen. Am Bois de la Bâtie
sind Bänke dieses Moränenmaterials in die alten Alluvionen eingelagert, welche Erscheinung den wechselnden Schwankungen
im Stand des einstigen Rhonegletschers entspricht. Diese glazialen und fluvioglazialen Ablagerungen der alten Alluvionen u.
des Moränenschuttes häufen sich ganz besonders rund um das Ende des Genfersees, und in den alten Alluvionen
haben sich die Rhone und Arve und einige ihrer Zuflüsse (Avril. London, Eaumorte, Laire) ihre hohen Steilufer
¶
ausgewaschen. Alph. Favre hat ihre durchschnittliche Mächtigkeit zu 10 m und ihr Gesamtvolumen im Kanton Genf
auf 245 Millionen m3
geschätzt. 3. Postglaziale Alluvionen, die aus Sanden und Kiesen bestehen und deren Grenzen oft schwierig zu bestimmen sind.
Sie treten in drei von einander verschiedenen Formen der Ausbildung auf: a) Alluvionen auf den
heute nicht mehr von einem Flusslauf durchzogenen Hochflächen, deren Vorhandensein auf einst weit grössere und über weite
Flächen hin und her pendelnde Wassermassen schliessen lässt (Ebene zwischen der Seimaz und dem Foron, Thal der Aire, SW.-Abschnitt
des Kantons); b) Flussalluvionen, an den konvexen Krümmungen der Serpentinen in horizontalen Bänken abgelagert;
die am höchsten gelegenen Bänke sind im Allgemeinen zugleich auch die ältesten und sind zu einer Zeit abgelagert worden,
da das Bett der Flüsse noch in höherem Niveau lag als dies heute der Fall ist (Plainpalais, Thal der London, Les Pâquis, Les Eaux Vives,
Uferterrassen der Rhone etc.); c) Seealluvionen, bestehend aus Deltabildungen von Wildbächen, deren schief
geneigte Schichten zu einer Zeit im See abgelagert worden sind, da dessen Wasserspiegel noch weit höher stand als heute.
Das bedeutendste dieser heute trocken liegenden Deltas ist das bei den Tranchées, ö. der Stadt; da es aus denselben Materialien
besteht, wie sie heute von der Arve verfrachtet werden, hat man daraus den Schluss gezogen, dass dieser
Fluss einst an dieser Stelle in den See ausgemündet haben müsse.
Im Verlauf der Quartärzeit hat die Bodenoberfläche des Kantons Genf
durch die ihn durchziehenden Wasserläufe grosse Veränderungen
erlitten. So hat besonders die erosionskräftige Arve zu Ende der Eiszeit das Becken ausgewaschen, das
sich von Le Bachet de Pesay bis La Treille und vom Bois de la Bâtie bis Pinchat erstreckt und in dem heute die Ortschaften
Plainpalais und Carouge liegen. Später, in historischer Zeit, ist dann dieses Becken von den Geschieben derselben Arve
wieder teilweise aufgeschüttet worden.
Die Arve hat überhaupt während der Quartärzeit ihren Lauf vielfach gewechselt und als Zeugen hiefür zahlreiche Kiesablagerungen
hinterlassen. Bei der Rhone ist dies dagegen trotz ihrer beträchtlichen Wassermenge nicht der Fall gewesen, da sie einerseits
als geschiebearmer Fluss aus einem läuternden Seebecken kommt und andererseits zu tief eingeschnitten
ist, als dass sie in ihrem Lauf beträchtlich hätte hin und her pendeln können. Wie die Arve haben sich aber auch die kleinen
Flüsse des Kantons in beträchtlichem Umfang an der Umgestaltung seiner Oberfläche beteiligt: grosse Ablagerungen der Aire
liegen zwischen Saint Julien u. Confignon, ebensolche der Laire bei Avusy und Chancy, und der Foron hat mit
seinen Geschiebemassen die einstigen Sümpfe bei Puplinge überführt. (Näheres siehe bei Favre, Alphonse. Description géolog.du cant. deGenève. 2 vol. Avec planches. Genève 1880).
Die der aquitanischen Stufe angehörenden Ablagerungen des Tertiärs gliedern sich in drei Horizonte: einen unteren
(gipsführende Mergel und Gips), einen mittleren (kalkige Mergel, Holzkohlen und einige Fossilien) und einen obern (mit Mergel
als Basis und Sandsteinen als Decke). Diese tertiären Schichten treten in den von den Flussläufen ausgewaschenen Tobeln
und an einigen Stellen der Rhoneufer zu Tage.
Der geologische Bau des Kantons Genf,
wie wir ihn eben geschildert haben, erklärt dessen Armut an abbaufähigen
Steinbrüchen oder Erz- u. Kohlenlagern. Anlass zu fabrikmässigem
Abbau haben einzig die Bänke von Sand, Kies und brennbaren
Tonen gegeben, von denen Sande und Kiese an zahlreichen Stellen des Kantons, der Töpferton bei Hermance und Bellevue ausgebeutet
werden. Immerhin hat man zu verschiedenen Zeiten jeweilen auch Brüche auf Molasse (mit oder ohne Gips)
aufgetan, die aber heute alle wieder aufgegeben sind. Im W. des Kantons findet man an mehreren Punkten (Choully, Granges, Dardagny)
Lager von Bitumen und Holzkohle; auch diese sind heute nach verschiedenen unergibigen Abbauversuchen alle wieder verlassen.
Der hie und da (bei Choully, Bernex, am Nant d'Avanchet) vorkommende Gips lohnt seiner geringen Mächtigkeit
wegen den Abbau ebenfalls nicht. Der Kanton Genf
hat einige Mineralquellen, so bei La Croix de Rozon (gefasst und benutzt), bei Drize
und Hermance.
Klima.
Da der Kanton Genf
von bis zu über 1700 m Höhe aufsteigenden und erst im Mai ihrer winterlichen Schneedecke sich
entledigenden Bergmassen umrahmt ist und dazu den NO.-Winden ungehinderten Zugang gestattet, so müssten seine klimatischen
Verhältnisse ziemlich ungünstige sein, wenn nicht als thermischer Ausgleicher die grosse Wasserfläche des Genfersees ihre
Wirkung geltend machen würde. Sie mildert im Sommer die Hitze, im Winter die Kälte, so dass die mittleren
Temperaturen für Genf
im Winter 0,7°, im Frühjahr 8,9°, im Sommer 17,9°, im Herbst 9,7° und im Jahr 9,3 °C betragen.
Unter 0 °C fällt die Temperatur an durchschnittlich 65 Tagen im Winter (davon 20 Tage mit ganztägigem Frost), 18 Tagen
im Frühjahr und 12 Tagen im Herbst (davon für Frühjahr und Herbst zusammen pro Jahr je ein Tag mit
ganztägigem Frost), zusammen also im Jahr an 95 Tagen, wovon an 21 der Frost, jeweilen den ganzen Tag andauert. Im Zeitraum
1826-1895 sind folgende Temperaturextreme beobachtet worden: Minimum mit -25,3° am und Maximum
mit +36,4° am Das Mittel aus den absoluten Minima eines Jahres gibt -13,27° für den 15. Januar und dasjenige aus
den absoluten Maxima +32,51° für den 20.-21. Juli. Der mittlere jährliche Barometerstand ist 726,65 mm (im Winter 727,6
mm, im Frühjahr 724,8 mm, im Sommer 727,4 mm und im Herbst 726,8 mm). Während der letztvergangenen 50 Jahren
hat das Barometer am mit 748,7 mm seinen höchsten und am mit 700,16 mm seinen tiefsten Stand erreicht.
Seit 1826 wird in Genf
die Menge der Niederschläge regelmässig berechnet. Das Mittel aus diesen Beobachtungen
gibt 836,6 mm für das Jahr, 138,0 für den Winter, 189,7 für das Frühjahr, 233,3 für den Sommer und 275,6 für den Herbst.
Am geringsten ist der Niederschlag in den Monaten Januar, Februar und März, am stärksten im August, September und Oktober.
Die dem Jura näher gelegenen Teile des Kantons weisen in dieser Hinsicht höhere Zahlen auf, als das
übrige Kantonsgebiet; doch sind die Regenmessstationen (mit Ausnahme derjenigen der Sternwarte) noch zu jungen Datums, als
dass aus ihren Ergebnissen jetzt schon brauchbare Mittelzahlen berechnet werden könnten.
Regentage zählt man jährlich 130,5, Regenstunden 716,2. Gewitter treten im Jahr durchschnittlich an
24,94 Tagen auf; sie sind am häufigsten im Juni und Juli und am seltensten im Dezember und Februar. Die Schneedecke bleibt
nur ausnahmsweise länger als 15 Tage hintereinander liegen. Aus allen diesen Verhältnissen ergibt sich, dass das Klima
von Genf
im Vergleich zu der Menge der atmosphärischen Niederschläge weit milder ist, als dasjenige der
den Kanton
¶
mehr
umrahmenden Gebirgszone und selbst noch milder als das der übrigen Ufergebiete am Genfersee.
Beobachtungen über den Wasserdampfgehalt der Luft (durch Bestimmung der Spannkraft des Wasserdampfes oder des Dampfdruckes
- absolute Feuchtigkeit - und des Verhältnisses der zu einer bestimmten Zeit in der Luft vorhandenen Wasserdampfmenge zu
der bei der herrschenden Temperatur möglichen Dampfmenge - relative Feuchtigkeit -) sind seit 1819 angestellt
worden und haben folgende Mittelwerte ergeben:
Mittlere relative Feuchtigkeit in ‰
Winter
844
Frühjahr
713
Sommer
693
Herbst
810
Jahr:
765
Jahr
Mittlere absolute Feuchtigkeit = 731 mm
Ueber den Grad der Bedeckung des Himmels mit Wolken oder die Bewölkung gibt uns in Anzahl Tagen folgende
Tabelle Auskunft:
Nebel ist in Genf,
besonders in den tiefer gelegenen Teilen des Kantons, ziemlich häufig und tritt hauptsächlich
während der Zeit von Oktober bis Februar auf. Im Mittel hat man jährlich 32,8 Nebeltage festgestellt. Beobachtungen über
die Dauer des Sonnenscheins werden in Genf
erst seit einigen Jahren angestellt, so dass brauchbare Mittelzahlen noch nicht gegeben
werden können. In Bezug auf die Windverhältnisse ist folgendes zu bemerken: Im Winter herrscht der
trockene, kalte und oft sehr heftig wehende NO., die sog. Bise, vor, die die Temperatur fühlbar erniedrigt, aber auch die
Luft kräftig reinigt; im Sommer weht meist der S. oder SW. (Vent du midi genannt), ein warmer und feuchter
Luftstrom, der gewöhnlich Regen bringt. Neben diesen grossen Strömungen der Atmosphäre unterscheidet man in Genf
noch zwei
Arten von lokalen Winden, nämlich den von den Jurahöhen von W. und NW. her absteigenden Joran und den aus der Richtung
des Môle von SO. her durch das Thal der Arve wehenden Môlan, der oft der Vorläufer eines Gewitters
oder eines plötzlichen Witterungsumschlages ist.
Flora.
Seiner Lage zwischen dem Jura einerseits und den Voralpen andererseits verdankt der Kanton Genf
die reiche Entwicklung seiner Flora,
wie sie sich sonst in der Schweiz nicht wieder an vielen Stellen zeigt. Diese Flora setzt sich aus Elementen
zusammen, die den Alpen von Savoyen, dem Jura, der Uferregion des Genfersees und dem französischen Rhonethal eigen sind, und
bildet damit das Verbindungsglied zwischen der Flora des zentralen Europa und derjenigen des Mittelmeergebietes.
Sie ist, wie sich H. Christ ausdrückt, «eine Etappe in der Wanderung vieler südlicher
Arten nach Norden». Von einzelnen bemerkenswerten Arten führt derselbe Forscher (Pflanzenleben derSchweiz. 2. Aufl. 1882. S. 71 f.)
an: für den Fuss der Juraklusen beim Fort l'Écluse (Département de l'Ain) Acer monspessulanum, Helianthemum pulverulentum,Cytisus laburnum u. C. alpinus;
für die Thalebene Fumaria capreolata, Reseda phyteuma;
Trifolium elegans, T. striatum u. T. scabrum;
Vicia lutea, Lathyrussphæricus, Eruca sativa, Micropus erectus, Carduus tenuiflorus und C. pycnocephalus, Kentrophyllum lanatum, Centaurea calcitrapa,Picris echioides, Lactuca jvirosa und L. saligna, Crepis nicæensis, Anarrhinum bellidi folium, Anchusaitalica, Lappula myosotis, Solanum miniatum, Scrophularia aquatica, ErythroniumJenscanis, Narcissus biflorus, GastridiumaustraleAiraaggregata, Gladiolus segetum, Plantago ramosa und P. cynops, Amaranthus silvestris und A. deflexus;
Festucatenuiflora, F. ciliata und F. sciuroides;
Bromus squarrosus, Lolium multiflorum, Ornithogalum pyrenaicum, Carexnitida,Rosasystyla und Calepina Corvini. Es sind dies meist Arten des grossen Rhonethales, von denen einige auch weiter oben, im
Walliser Thalbecken, sich finden.
Weitere Arten gehören der deutschen und mittelfranzösischen Flora an und sind für die
Schweiz Seltenheiten, so z. B. Agrimonia odorata, Dipsacus laciniatus, Vicia lathyroides,Sileneotites,Veronicaacinifolia, Gagea stenopetala, Allium scorodoprasum, Leonurus marrubiastrum, Pulmonaria angostifolia, Leontodon taraxacoides,Centaurea nigra, Asperula galioides,Rosagallica, Potentilla alba, Lamiuni incisum. Von der sehr reichen Sumpf- und Uferflora
nennt Christ Violapersicifolia, V. persicifolia var. staqnina, V. persicifolia var. elatior und V. pratensis; Lathyrus palustris,Isnardia palustris, Peplis portula,Ceratophyllum submersum, Apium nodiflorum, Oenanthe fistulosa und
O. Lachenalii, Gladiolus palustris, Cirsium bulbosum, Inula Vaillantii, Blackstonia serotina, Mentha pulegium, Samolus Valerandi,Cladium mariscus und Naias minor.
Der Boden des Kantons Genf
ist von Natur aus wenig ergibig, gibt aber dank einer rationellen Bewirtschaftung doch normalen Ertrag.
Wesentlich haben zur Bodenverbesserung die Entwässerungsarbeiten beigetragen, und im Kanton Genf
ist 1847 zum erstenmal in Europa
die Drainage vermittels zylindrischer Röhren angewendet worden. Ferner haben auch Bewässerungsanlagen bei diesen Bodenverbesserungen
eine bedeutende Rolle mitgespielt. Dem Weinstock sagen am besten die Molasse und die darüber liegenden Lehme, dem Weizen
dagegen der Glaziallehm zu. Natürliche Wiesen finden sich wenige, und auch Baumgärten und Wald sind nicht
stark vertreten; dagegen nehmen Weizen-, Hafer- und Kartoffelfelder, Kunstwiesen (Klee, Esparsette, Luzerne) und Weinberge
einen verhältnismässig grossen Platz ein.
LANDWIRTSCHAFT U. BODENERZEUGNISSE DES KANTONSGENF¶
mehr
Fläche von 1813 ha umfassten. Alle Reben gehören derselben Art an, geben aber an besonders günstigen Lagen (so an den Hängen
von Cologny, Pregny, Le Mandement, Bernex) einen den Durchschnitt an Güte übertreffenden Wein. Unter den Weissweinen ist neben
einigen weniger wichtigen Sorten am verbreitetsten der sogen. «fendant roux», der
dem Wein von La Côte in manchen Beziehungen gleicht, aber geringeren Gehalt an Alkohol hat. Die im Kanton Genf
weniger verbreiteten
Rotweine sind zumeist die Marken des Dôle und Salvagnin. Grosse Verwüstungen hat während der letztvergangenen Jahre die
Reblaus angerichtet, so dass man seit einiger Zeit die Auffrischung der GenferRebberge mit amerikanischen
Pfropfreben (von der Versuchsstation Ruth geliefert) begonnen hat.
Ueber den Ertrag der Weinernten im Kanton Genf
geben folgende Zahlen Auskunft:
1896
1897
1898
1899
1900
1901
106949
104397
81381
95514
191536
122913
hl.
Von den 122913 hl des Jahres 1901 entfallen auf Weissweine 100929, auf Rotweine 20981 und auf gemischte
Sorten 1003 hl, deren respektive Durchschnittspreise pro hl 20,50, 21,60 und 24,50 Fr. betrugen. Mit Berücksichtigung
früherer Jahrgänge kann man den Durchschnittspreis für den hl Wein auf 30-40 Franken ansetzen. Die Weinernte von 1901 erzielte
einen Gesamtertrag von Fr. 2555955.
Im Kanton Genf
ist Hochwald wenig verbreitet; den Hauptplatz nehmen Buschholz und Gestrüpp ein, wie dies folgende
Tabelle für 1898 zeigt:
Die Waldfläche des Kantons ist im Verlauf des 19. Jahrhunderts zahlreichen Schwankungen unterworfen gewesen, hat aber im
Grossen und Ganzen infolge grosser Abholzungen beständig abgenommen. Sie betrug:
1817
1829
1853
1882
1898
3993
4057
2220
2656
2575
ha.
Die Schuttbedeckung aus der Quaternärzeit, mit der beinahe die ganze Bodenfläche des Kantons Genf
überführt ist, begünstigt vor
Allem den Wuchs der Eiche, die zu mehr als 9/10 die Waldungen des Kantons zusammensetzt und dies hauptsächlich
in der Form der Stieleiche (Quercus robur), während die Steineiche (Quercus sessiliflora) nur in kleinen und zerstreuten
Beständen angetroffen wird. In den übrig bleibenden Zehnteil teilen sich Esche, Linde, Ahorn, Vogelbeerbaum, Wilder Kirschbaum,
Elsbeerbaum, Spierling, Buche, Hagebuche, Kastanie, Birke, Erle, Weide, Pappel und einige Nadelhölzer.
Der Gesamtertrag der Waldungen des Kantons belief sich 1898 auf 132040 Fr. (Vergl. Borel, W. Rapportsur lesbois ducantondeGenève. Genève 1899).
Die Genfer Bauern haben sich zum Zwecke besserer Wahrung ihrer Interessen gegenüber den Behörden und zur Erzielung günstigerer
Absatzbedingungen ihrer Erzeugnisse gegenüber den Konsumenten zu landwirtschaftlichen Genossenschaften,
sog. Syndicats agricoles, zusammen getan. Es bestehen heute deren 6 mit zusammen 1220 Mitgliedern und einem jährlichen Waarenumsatz
von 175000 Fr. Die 1776 gegründete Klasse für Landwirtschaft der Société des Arts befasst sich nur mit dem wissenschaftlichen
Studium landwirtschaftlicher Fragen und lässt die geschäftliche Seite ganz ausser Betracht.
Die
von der Eidgenossenschaft und den Kantonen Waadt
und Bern
subventionierte kantonale Genfer Gartenbauschule Châtelaine vermittelt theoretische
und praktische Kenntnisse in Garten-, Gemüse- und Weinbau. Ihr ist zum Zwecke landwirtschaftlicher Versuche und Analysen
ein Laboratorium angegliedert, das den Landwirten auf alle vorkommenden Fragen Auskunft erteilt. Daneben besteht
in der Stadt Genf unter dem Namen der Cours agricoles eine landwirtschaftliche Winterschule, die in den verschiedenen Zweigen
dieses Faches Unterricht erteilt.
Fauna.
Die Fauna des Kantons Genf
stimmt im Allgemeinen mit der des schweizerischen Mittellandes überein und unterscheidet sich von ihr nur
in einzelnen wenigen interessanten Sondererscheinungen. V. Fatio zählt auf: in der Masse der Wirbeltiere 13 Nager
(Eichhörnchen, Eichelmaus, Siebenschläfer, Haselmaus, Wanderratte, weissbauchige Ratte, Hausmaus, Hamster, Feldmaus, Waldmaus,
Wasserwühlmaus, Schärrmaus, gemeiner Hase), 6 Insektenfresser (Igel, Maulwurf, Wasserspitzmaus, gemeine Spitzmaus, Hausspitzmaus
und Feldspitzmaus), 7 Raubtiere (Fuchs, Dachs, Stein- oder Hausmarder, Iltis, Hermelinwiesel, kleines Wiesel, Fischotter)
und 14 Fledermäuse;
in der Klasse der Reptilien 4 Echsen (grüne Eidechse, Wurzeleidechse, Mauereidechse,
Blindschleiche), 4 Schlangen (Ringelnatter, gemeine Viper, österreichische Natter, Redische Viper);
in der Klasse der Amphibien 7 Froschlurche
(grüner Wasserfrosch, brauner Grasfrosch, Springfrosch, Feuerkröte, gemeine Kröte, grüne Kröte und Laubfrosch) und 4 Schwanzlurche
(gefleckter Salamander, Bergwassermolch, grosser Wassermolch u. Teichmolch);
14 Fische. Die Nähe von
See und Gebirge sowie das Vorhandensein von weiten Sumpfgebieten bedingen eine reiche Entwickelung der Avifauna, in der
man 307 einzelne Arten, d. h. etwa 3/5 aller in Europa vorkommenden Vogelarten, unterschieden hat.
Davon sind 214 Arten einheimisch
(105 Arten der Ebene, 27 Arten des Gebirges, 47 Ufer- und Sumpfvögel, 35 Wasservögel); 146 Arten nisten
im Lande selbst und 84 Arten sind Zugvögel (25 Arten der Ebene, 4 Arten des Gebirges, 20 Ufer- u. Sumpfvögel, 35 Wasservögel).
Für die Wirbellosen sind unsere Kenntnisse noch nicht so weit gefördert, dass man eine vollständige Liste der Arten aufstellen
könnte. Immerhin sind bereits eine Anzahl von guten Monographien einzelner Gruppen von Wirbellosen aus Genfs Umgebungen vorhanden,
so eine von Penard über die Rhizopoden, eine von Roux über die Infusorien, eine von Weber über die Rotatorien, eine von
Brot über die Lamellibranchiaten und mehrere über die Arthropoden. Von diesen letztgenannten mögen
hier noch einige auf Genfer Boden ziemlich häufig anzutreffende südliche Arten hervorgehoben werden, wie die Mantis religiosa,Sira Dollfusii und einige Tausendfüssler aus der Gattung Scutigera.
Jagd und Fischerei.
Der Kanton Genf
ist arm an Jagdharem Wild, weshalb zahlreiche Genfer es vorziehen, in den benachbarten französischen Départements
der Jagd nachzugehen. Im Jahre 1900 hat das Genfer Justiz- und Polizeidepartement 511 Jagdpatente zu einer Taxe von je 20 Franken
ausgestellt und Schussprämien ausgerichtet für 91 Füchse, 25 Marder, 2 Iltisse, 2 Wiesel und 12 Sperber. Auch die Jagdgesellschaft
«Diana» fördert die Jagdinteressen durch Bezahlung von Schussprämien
für schädliche Tiere und Wiederbevölkerung der Wälder mit verschiedenen Vogelarten (Rebhühnern,
Fasanen etc.).
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Im Kanton Genf
wird die Jagd auf Flugwild am 1. September, die allgemeine Jagd am 1. Oktober geöffnet, und beide werden mit dem 15. Dezember geschlossen.
Im Frühjahr ist die Jagd überall auf Schweizerboden untersagt; die Jagd auf die auf dem See lebenden Wasservögel wird von
den Uferkantonen und -staaten gemeinsam geregelt.
Die Bewohner der See- und Rhoneufer treiben Fischerei und versehen den Markt zu Genf
mit zahlreichen Arten von Fischen: Barsch,
Forelle, Felchen, Aesche, Hecht, Trüsche etc. Der vor einigen Jahren noch gänzlich fehlende Aal wird jetzt in der Rhone
häufig gefangen. Seit 1881 hat man den Versuch gemacht, im Genfersee einige fremde Arten einzuführen,
wie die grosse Maräne(Coregonus maræna), den White fish (Coregonus alba) und einen Barsch (Eupomotis gibbosus). Von diesen
hat sich die erstgenannte besonders gut akklimatisiert und wird heute auf den Fischmärkten häufig feilgehalten. 1899 sind 521 Jagdpatente
ausgestellt worden, wovon 388 für Angelfischerei. 80 für Reusenfischerei, 23 für Netzfischerei im
See und 30 für Netzfischerei in der Rhone und Arve.
Viehzucht.
Die unten folgende Tabelle zeit, dass die Viehzucht im Kanton Genf
von grosser Wichtigkeit ist. Grosse Herden sind im Allgemeinen selten,
dafür hält aber beinahe jeder Bauer einige Stück Vieh.
Zu nennen sind bei dieser Gelegenheit noch einige Geflügelzuchtanstalten, wie die von Crête, Chêne-Bougeries,
Cointrin und Bellebouche bei Gy. Versuche zur Einführung der Seidenraupenzucht hat man s. Z. in Veyrier am Fuss des Salève
unternommen, bald aber wieder aufgeben müssen.
Bevölkerung.
Mit seiner Wohnbevölkerung von 132510 Köpfen steht der Kanton Genf
unter den 25 schweizerischen Kantonen an achter
Stelle, während er seiner Fläche nach deren einundzwanzigster ist. Charakteristisch für die Bevölkerungsverhältnisse
von Genf
ist der mächtige Prozentsatz der Ausländer, von denen auf 1000 Ew. nicht weniger als 393,3 kommen, während die Genfer
nur mit 345,1 und die übrigen Schweizer mit 261,6 Ew. vertreten sind. Dieses Ueberwiegen der fremden
über die einheimische Bevölkerung erklärt sich aus der Lage Genfs als Grenzkanton und daraus, dass die Stadt Genf durch
ihre reichen intellektuellen Hilfsmittel und andere Annehmlichkeiten die fremden Besucher zu dauernder Niederlassung anzieht
und durch ihre rege Handels- und Gewerbetätigkeit Anderen Aussicht auf lohnenden Verdienst bietet. Die
rasche Vermehrung der Bevölkerung erklärt sich zum weitaus grösseren Teile aus der beständigen Zuwanderung, als aus dem
Ueberschuss der Geburten über die Todesfälle. Ueber diese Vermehrung gibt folgende Tabelle Auskunft:
Ew.
1815
48489
1828
53407
1837
58666
1843
61871
1850
64146
1860
83345
1870
93239
1880
101595
1888
106738
1895
114975
1901
132510
Mit Bezug auf die Geburtsziffer nimmt Genf
unter den Schweizer Kantonen die letzte Stelle ein. Für die Schweiz als Ganzes betrug
im Zeitraum 1871-1890 das jährliche Mittel der Geburten 308 auf 10000 Ew., für Genf
allein nur 243. Im Kanton Genf
zählte
man 1895 2361 Geburten (630 Genfer, 755 übrige Schweizer, 976 Ausländer) und 2534 Todesfälle (944 Genfer, 616 übrige Schweizer, 974 Ausländer); 1901 standen
sich 2886 Geburten und 2529 Todesfälle gegenüber. Daraus ergibt sich zur Genüge, dass der Zuwachs der Bevölkerung fast
ausschliesslich auf Rechnung der Zuwanderung zu setzen ist. Im Grossen und Ganzen würde sich die Bevölkerung
ohne diesen Zuzug von fremden Elementen beinahe gleich bleiben; im Jahrzehnt 1860-70 ist das Genfer Element sogar zurückgegangen,
zeigt
aber jetzt wieder eine schwache Zunahme.
Die Resultate der eidgenössischen Volkszählung von 1900 und der kantonalen Zählung von 1901 lassen sich in folgende Tabellen
gruppieren:
Das Ueberwiegen der Katholiken über die Reformierten rührt von der Zuwanderung her und datiert seit 1857, in welchem Jahre
beide Konfessionen sich noch die Wage gehalten hatten.
Die Ausländer verteilen sich wieder auf die verschiedenen Nationen wie folgt: Franzosen 34054, Italiener 10861, Deutsche
4027, Russen 785, Engländer 580, Oesterreicher 477, Amerikaner 344, Belgier 241, Spanier 131, Holländer 117, Türken 108,
Verschiedene 407.
e) Zivilstand (Zählung von 1900).
Stadt
Uebr. Gem.
Kanton
%
Ledig
32514
40597
73111
54.70
Verheiratet
21795
26967
48762
36.49
Verwitwet
4936
5689
10625
7.95
Geschieden
619
527
1146
0.86
:
59864
73780
133644
100,00%
Der Kanton als Ganzes zählt 37332 Haushaltungen, was für, die einzelne Haushaltung im Mittel 3,5 Köpfe
ergibt; die Dichtigkeit der Bevölkerung beträgt 532 Ew. auf einen km2 Fläche (Fläche des Kantons ohne den Anteil am
Genfersee gerechnet).
1901 betrug die Anzahl der Geburten 2886, wovon
Ehelich
Ausserehelich
Männlich
1285
138
Weiblich
1350
113
1901 betrug die Anzahl der Todesfälle 2529, wovon
Männlich
1298
(77 Totgeburten)
Weiblich
1231
(56 Totgeburten)
Industrie.
Die industrielle Tätigkeit im Kanton Genf
zeichnet sich aus durch die grosse Mannigfaltigkeit der betriebenen Gewerbe, von denen besonders
die Präzisionsmechanik (und diese wieder hauptsächlich in der Form der Uhrenindustrie) eines weltumspannenden Rufes sich
erfreut. Die Uhrenmacherei ist in Genf
1587 durch den Franzosen Ch. Cusin eingeführt worden und hat sich
seither beständig weiter entwickelt, sodass sie 1789 schon 4000 Arbeiter beschäftigte. Heute zeichnet sie sich weniger
durch die Anzahl der fertiggestellten Uhren, als vielmehr durch die Vorzüglichkeit ihrer in der ganzen Welt geschätzten
Fabrikate aus. Spezialitäten der Genfer Uhrenindustrie sind die Herstellung von Präzisionschronometern,
kunstvollen Schlagwerken, reich verzierten Uhren und Damenuhren. Auf Begehren der Fabrikanten untersucht die Sternwarte jeden
Chronometer auf die Genauigkeit seines Ganges, die in einem besonderen Begleitschein amtlich bezeugt wird. Daneben veranstaltet
die Société des Arts alljährlich besondere Preisbewerbungen für genau gehende Uhren (Concours de
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