Lausanne.
Bezirk des Kantons Waadt.
8300 ha Fläche und 56365 Ew., also 679 Ew. auf einen km2. Bezirkshauptort
ist die Stadt Lausanne.
Der Bezirk liegt im s. Kantonsabschnitt und am Ufer des
Genfersees. Er grenzt im N. an den Bezirk
Échallens, im O. an den Bez. Lavaux,
im
S. an den
See und im W. an den Bez. Morges.
Mit der NW.-Ecke stösst er auf eine
kurze Strecke auch noch an den Bez.
Cossonay und mit der NO.-Ecke ebenso an den Bezirk Oron.
Er ist mit seinen 8300 ha Fläche einer
der kleinsten Bezirke des Kantons.
Liegt ganz im Bergland des Jorat, besonders an dessen sonnenreicher südlicher Abdachung, und weist ziemlich beträchtliche Höhenunterschiede auf: Genfersee 375 m, NO.-Ende im zentralen Jorat 932 m. Die zum Genfersee gehenden Gewässer der südl. Abdachung gehören zum Einzugsgebiet der Rhone, die übrigen zu dem der Aare. In den Genfersee münden, von W.-O. gezählt: die Sorge und Mèbre, die sich nahe dem See zur Chamberonne vereinigen;
der durch die Stadt Lausanne
fliessende und dort die
Louve, seinen grössten Nebenfluss, aufnehmende
Flon;
die ö. Lausanne
vorbeifliessende kleine
Vuachère
und endlich die
Paudèze mit ihren Zuflüssen
Chandelard und
Flon-Morand (die
Chandelard und
Paudèze entspringen im Bez. Lavaux).
In dem
zum Gebiet der
Aare sich abdachenden NO.-Abschnitt des Bezirkes ist einzig der beim
Chalet à Gobet entspringende
Talent nennenswert,
der in die
Orbe
(Thièle) mündet.
Lausanne

* 2
Seite 43.70.Ein ¶
mehr
kleines Stück dieses Gebietes wird noch von der zur Broye gehenden Bressonnaz durchzogen. Alle diese übrigens nur kleinen Flüsse haben sich ziemlich tief eingeschnitten. Die Thäler einiger unter ihnen, wie der Mèbre und des Flon, erweitern sich im Unterlauf zu grösseren Ebenen. Der Anteil des Bezirkes am Ufer des Genfersees von der Mündung der Chamberonne bis Paudex ist 8 km lang.
Der Bezirk Lausanne
umfasst 3 Kreise: Romanel im W. und N., Lausanne
in der Mitte und vom SW.-Ende bis zum NO.-Ende des Bezirkes
reichend, Pully im SO. Der Kreis Lausanne
hat noch eine Exklave (Les Vernands) im Kreis Romanel liegen. 12 Gemeinden
und zwar im Kreis Romanel: Cheseaux, Crissier, Jouxtens-Mézery, Le Mont, Prilly, Renens, Romanel: im Kreis Pully: Belmont, Epalinges,
Paudex, Pully;
im Kreis Lausanne
einzig die fast 4000 ha grosse und damit an Fläche nahezu die Hälfte des Bezirkes umfassende
Gemeinde Lausanne.
Die Stadt Lausanne
mit Umgebung beansprucht eine Fläche von etwa 900 ha, wie sie
auch die weitaus überwiegende Mehrzahl der Bewohner des Bezirkes umfasst.
Stadt und Umgebung | Landschaft | Ganzer Bezirk | ||
---|---|---|---|---|
Fläche | ha | 900 | 7400 | 8300 |
Volksdichte auf 1 ha (Ew.) | 1900 | 50.70 | 1.45 | 6.79 |
Einwohnerzahl | 1900 | 45![]() |
10![]() |
56![]() |
Einwohnerzahl | 1888 | 32![]() |
8736 | 41![]() |
Einwohnerzahl | 1880 | 28![]() |
8233 | 36![]() |
Einwohnerzahl | 1870 | 24![]() |
7532 | 32![]() |
Einwohnerzahl | 1860 | 19![]() |
7275 | 26![]() |
1900 zählte die Gemeinde Lausanne 46732 Ew., der ganze Bezirk 56365 Ew.; 44120 Ew. französischer, 7178 deutscher, 3568 italienischer, 19 rätoromanischer Zunge und 1480 Andere; 45215 Reformierte, 10422 Katholiken (davon 9399 in der Stadt Lausanne), 491 Israeliten, 237 Andere. 4205 Häuser und 12076 Haushaltungen.
![vergrössern: Bezirk Lausanne. ^[Karte: 4° 20’ O; 46° 32’ N; 1:100000]. vergrössern: Bezirk Lausanne. ^[Karte: 4° 20’ O; 46° 32’ N; 1:100000].](/meyers/teile/43/43_0070-1.jpg)
Den Bezirk durchziehen zahlreiche Eisenbahnlinien, die von Lausanne nach allen Richtungen hin ausstrahlen. Es sind die Linien nach Genf-Lyon, Vallorbe (mit Abzweigung in die Vallée de Joux), Pontarlier-Paris, Yverdon-Neuenburg, Freiburg-Bern (mit Abzweigung in Palézieux nach Moudon-Payerne-Lyss), Saint Maurice-Brig-Simplon. Eine Schmalspurbahn geht nach Échallens-Bercher und eine elektrische Strassenbahn nach Le Chalet à Gobet-Moudon (mit Abzweigung nach Savigny). Dazu kommen die Strassenbahnen der Stadt und Umgebung sowie die Drahtseilbahnen Lausanne-Ouchy und Lausanne-Signal.
Der Hafen von Ouchy ist Landungsplatz für Last- und Marktschiffe und Dampfschiffstation der «Compagnie générale de Navigation»; auch Pully ist Dampfschiffstation. Postwagenverbindungen Lausanne-Le Mont-Poliez Pittet und Lausanne-Belmont-Forel.
Hauptbeschäftigung der Bewohner der Mehrzahl der Landgemeinden ist die Landwirtschaft. Die verschiedene Höhenlage und wellige Beschaffenheit des Bodens gestatten den Betrieb der verschiedensten Kulturen. Während im tiefer gelegenen s. Abschnitt Garten-, Wiesen-, Obst-, Wein- und Gemüsebau vorherrschen, ist der merklich höher gelegene n. Abschnitt zu einem grossen Teil mit Wald bestanden. Diese beiden Gebiete sind also auch landschaftlich stark von einander verschieden. Der angebaute Boden verteilt sich ungefähr wie folgt:
ha | |
---|---|
Gärten | 120 |
Rebberge | 440 |
Wiesen und Baumgärten | 1890 |
Aecker | 3230 |
Wald | 2280 |
Weideland | 90 |
Bauten, Strassen und Plätze decken eine Fläche von etwa 200 ha. Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1886 | 1896 | 1901 | |
---|---|---|---|
Rindvieh | 3230 | 3624 | 3476 |
Pferde | 1113 | 1389 | 1527 |
Schweine | 3059 | 4121 | 3684 |
Schafe | 880 | 825 | 416 |
Ziegen | 958 | 1056 | 796 |
Bienenstöcke | 1579 | 1146 | 1233 |
Lausanne

* 3
Seite 43.71.Da die Stadt Lausanne im Bezirk eine weitaus überwiegende Stellung einnimmt, beschäftigen sich natürlich ¶
mehr
die meisten seiner Bewohner mit Handel und Gewerbe. Die Stadt hat zahlreiche Fabriken: Schokolade-, Zigarren-, Weisswaren- und Schuhwarenfabriken, Gerbereien, Bierbrauereien etc., Giessereien, verschiedene Maschinenfabriken. In Ouchy eine Schiffswerft, in Paudex eine Zement- und Gipsfabrik, in Renens eine keramische Fabrik, in Épalinges und Praz-Léchaud (bei Les Croisettes) je eine Ziegelei, in La Rosiaz (über Pully) und in Tivoli (Montbenon) Bierbrauereien. In Palaz die Reparaturwerkstätten und Wagenschuppen der städtischen Strassenbahn, in La Sallaz ein Elektrizitätswerk. Unterhalb Belmont Kohlengruben, bei Crissier Molassebrüche, bei Le Mont, Pully und Renens Kiesgruben. Fremden- und Hotelindustrie in Lausanne und Umgebung, in Sauvabelin, Chailly, Vennes, Vers chez les Blancs, Le Chalet à Gobet, La Bérallaz und Montherond. Auf Boden der Gemeinde Prilly steht seit 1873 die kantonale Irrenheilanstalt Cery, was die verhältnismässig hohe Bevölkerungsziffer dieser Gemeinde erklärt.