Val
de Ruz, de
utsch
Rudolfsthal (Kt. Neuenburg).
Längsthal im
Neuenburger
Jura, eingeschlossen einerseits von der
Kette La
Tourne-Tête
de
Ran (1425
m)-Mont d'Amin (1419 m) und andrerseits von jener Antiklinale, die vom Hügel des
Château de
Rochefort (833 m)
her langsam ansteigend die
Forêt de
Corcelles,
Serroue und
Forêt de
Peseux trägt, um dann jenseits des tiefen Einschnittes
der
Gorges du Seyon zum
Kamm des
Chaumont sich zu heben. Bei
Villiers konvergiert dieser letztere gegen den den
Mont d'Amin und
das
Plateau von
Les Loges fortsetzenden
Rücken von
Les Planches, mit welchem er zunächst die
Combe von
Clémesin
umrandet und nachher ganz verwächst, um nun die Hochkette des
Chasseral (1609 m) zu bilden.
Val de Ruz

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Seite 46.312.
Beide Ketten stellen gleichsam den felsigen Rand der elliptischen Thalsohle des Val
de Ruz
dar. In ihren mittlern und obern
Partien sind sie vorwiegend mit
Wald und Sennbergen bestanden und tragen auf breit ausladenden
Rücken
wohl auch Pflanzland, so z. B. auf dem
Plateau des
Loges und demjenigen von
Les Vieux Prés. Dieses letztere bildet zunächst
eine dem
Mont d'Amin aufgelagerte breite Schulter, geht dann aber nordostwärts in das Längsthälchen von
Le Côty über,
das durch die
Klus von
Chenaux mit dem Val
de Ruz
in Verbindung steht. Die eigentliche
Sohle des Val
de Ruz
bildet einen für den Anbau sehr geeigneten Boden, dank besonders der mächtigen Schicht von fluvioglazialen Schottern und
Moränenmaterial (sowohl alpiner als jurassischer Herkunft), die die Molasseausfüllung und sogar noch einen grossen Teil
der Neokomumrandung überführen. So ist denn auch das Val
de Ruz
ein agrikoles Gebiet mit nur wenig
Wald. Der stellenweise
nasse und vertorfte Boden ist überall da
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mehr
durch rationell durchgeführte Entwässerungsanlagen saniert worden, wo solches Vorgehen angezeigt erschien. Seinen Wert
sichern dem Acker- und Wiesland des Val
de Ruz
die Exposition und Höhenlage, indem der grösste Teil des Thalbodens zwischen 700 und 800 m
liegt (Valangin 654 m, Les Hauts Geneveys 950 m). Die Mulde wird von dem in seiner Wasserführung stark
schwankenden Seyon entwässert, von dem unterhalb Valangin ein künstlicher Kanal nach Neuenburg
abzweigt, um dort als Triebkraft Verwendung
zu finden, während sich der Rest des Bachwassers bei Niederwasserstand auf dem Weg durch die die Chaumontkette von Valangin
bis zum Vauseyon durchschneidende Klus im Boden verliert und so den unterirdischen Sammelkanal der Serrière
speist.
Das Einzugsgebiet des Seyon umfasst etwa 30 km2, was ungefähr dem Areal des anbaufähigen Bodens im Val
de Ruz
entspricht.
Die felsigen Thalflanken entbehren infolge der Durchlässigkeit der Jurakalke, aus denen sie zum grössern Teil bestehen,
vollständig der oberflächlichen Wasserläufe. Zu der Zeit, da die Oberflächenwasser des Val
de Ruz
ihre unterirdischen Ablaufrinnen nach der Stromquelle der Serrière hin noch nicht gefunden hatten, war der Seyon mindestens
dreimal wasserreicher und zugleich von gleichmässigerer Wasserführung als heutzutage (vergl. darüber die Art. Seyon und
Serrière).
Dieser Wildbach hat sich in der Thalsohle kein tiefes Bett eingeschnitten. Oben fliesst er dem NW.-Rand
der Mulde entlang, um dann zwischen Saint Martin und Engollon den Thalboden schief zu queren und unten dem südöstl. Muldenrand
zu folgen. An beständigen Zuflüssen erhält er bloss das Wasser von drei (allerdings mächtigen) Quellen. Es sind dies die
aus dem Portlandkalk kommende sog. Source du Seyon bei Villiers, die ihr Wasser an der Oberfläche der tertiären
und quartären Thalausfüllung sammelnde Source des Prés Royer und endlich die wasserreichere Quelle der Sorge, die einen
in Valangin mit dem Seyon kurz vor seinem Austritt aus dem Val
de Ruz
sich vereinigenden Bach bildet. Was
weiterhin an Nebenadern des Seyon etwa noch vorhanden ist, besteht aus Entwässerungskanälen. Eine nicht ständig fliessende,
zeitweise aber sehr starke Quelle, der sog. Torrent, entspringt dem Portlandfelsen zwischen Saint Martin und Dombresson.
Einfach sind die geologischen Verhältnisse des Val
de Ruz.
Es bildet eine flache, ebensohlige Mulde (Synklinale), die von
den steilstehenden, stellenweise sogar überkippten Schenkeln zweier Gewölbe (Antiklinalen) begrenzt ist. Diese Antiklinalen,
die Ketten Tête de Ran-Mont d'Amin einerseits und Rochefort-Chaumont andrerseits, verlaufen zunächst von Rochefort bis Montmollin
beinahe parallel und umschliessen so das Längsthälchen von Rochefort, eine weniger als 500 m breite geologische Mulde.
Diese Mulde nun erweitert sich bei Montmollin plötzlich zu einer eigentlichen Hochfläche von 2,4 km
mittlerer und nahe an 4 km grösster Breite, um sich dann nahe Clémesin, d. h. etwa 13 km von Montmollin entfernt, wieder
zu schliessen. Die das Innere des Val
de Ruz
auskleidenden Molasseschichten liegen nahezu wagrecht, treten aber nur an
wenigen Stellen zutage, da sie überall mit Glazialschutt überführt sind. Sie bestehen ausschliesslich aus Mergeln und weichen
Sandsteinen der untern Süsswassermolasse (oder aquitanischen Stufe) und entsprechen vollkommen den Tertiärbildungen der
Umgebung von Boudry.
Wie dort befindet sich auch im \Tal de Ruz an der Basis eine Bank harten Süsswasserkalkes, die ihrerseits
wieder einer Schicht von roten Mergeln auflagert. Die so erzielte Undurchlässigkeit der tertiären Auskleidung des Val
de Ruz
wird noch verstärkt durch das Vorhandensein einer sehr mächtigen Decke von tonigem Moränenmaterial alpiner Herkunft mit
gekritzten Geschieben. Auf dieser Grundmoräne endlich liegen überall, namentlich aber an den Rändern der Mulde
grosse Schottermassen, in denen die aus dem Jura selbst stammenden Materialien weitaus überwiegen.
Sie sind von den nach dem Rückzug des alpinen Rhonegletschers die Gehänge der Ketten um das Val
de Ruz
bedeckenden jurassischen
Lokalgletschern auf den alpinen Moränen abgesetzt worden, welch letztere noch aus der Zeit stammen, da das
alpine Gletschereis die jurassischen Eisfelder zurückdrängte und die erratischen Protogin- und andern Blöcke aus den Alpen
bis
ins oberste Val
de Ruz
ob Le Pâquier verfrachtete. Den ersten Rahmen um die quartäre und tertiäre Füllung der Synklinale
des Val
de Ruz
bilden die Neokomschichten, deren Umbiegung an den Thalrändern sehr gut gesehen werden
kann (so z. B. zwischen Valangin und Savagnier, sowie ob Les Hauts Geneveys).
Höher oben an den Thalflanken stösst man ohne Ausnahme auf die Portland- und Kimeridgekalke, durch deren Spalten und Klüfte
sich das meteorische Wasser im Erdinnern verliert und die die oberste Gesteinsdecke der beiden Randketten des
Val
de Ruz
bilden. Sie umrahmen das Thal auf einer dreimal grössern Fläche als diejenige der Thalsohle beträgt, d. h.
also auf mindestens 90 km2. Diese Fläche entspricht dem einstigen oberflächlichen Einzugsgebiet des Seyon, das dann zugunsten
der Serrière nach der Tiefe zu angezapft worden ist.
Mit seinen eigenartig längs den Rändern sich aufreihenden 22 Dörfern, seinem bunten Farbenwechsel von
Wiese und Ackerland und seinem grünen Tannengürtel ist das Val de Ruz
unstreitig eines der schönsten Jurathäler.
Es wird von zahlreichen schönen Strassen durchzogen, die es mit den Nachbarbezirken verbinden: mit Neuenburg
die Strasse von Fenin und
diejenige der Seyonschlucht, mit Boudry die Strasse über Montmollin, mit La Chaux de Fonds die Strasse
über die Vue des Alpes, mit dem St. Immerthal die Passstrassen über den Pertuis und den Bugnenet, mit dem Plateau von Lignières
die Pässe von Chufort und La Dame. Die Eisenbahnlinie Neuenburg-La Chaux de Fonds (Jura-Neuchâtelois) folgt dem
W.-Hang des Thales und lässt die wichtigsten Ortschaften beiseite liegen, die dagegen von zwei Strassenbahnlinien (Les Hauts
Geneveys-Villiers und Neuenburg-Valangin mit wahrscheinlicher Fortsetzung bis Cernier) bedient werden.
Haupterwerbszweige der Bewohner sind Acker- und Obstbau, Viehzucht und industrielle Tätigkeit. Letztere erscheint hauptsächlich in den sehr modernisierten Ortschaften Fontainemelon, Chézard-Saint Martin und Cernier vertreten, in welch wohlhabender Gegend Dorf an Dorf sich reiht. Der untere Abschnitt mit Valangin, La Borcarderie und Bussy bildet die eigentliche «historische Landschaft» des Thales, das trotz der Nachbarschaft der Stadt Neuenburg doch eher mit dem Bergland in Verbindung stand, mit welchem es zu der einstigen Herrschaft Valangin vereinigt war.
Im Sommer bildet das Thal einen beliebten Aufenthaltsort der Bewohner Neuenburgs. Seine intelligenten und arbeitsamen Bewohner weisen alle die soliden Charaktereigenschaften einer urchigen Bauernschaft auf. Weit über die Grenzen des Thales hinaus haben sich einen guten Ruf erworben: die 1885 gegründete kantonale landwirtschaftliche Schule in Cernier, das 1879 gestiftete Waisenhaus (Orphelinat) Borel in Dombresson mit zur Zeit 120 Zöglingen, der Spital von Landeyeux (seit 1870) mit 30 Betten, das 1899 gestiftete Sanatorium von Malvilliers etc. Das Val de Ruz ist schon seit den ältesten Zeiten besiedelt gewesen, wofür Funde von Bronzebeilen in Malvilliers und ein aus der Eisenzeit stammender Grabhügel bei Coffrane zeugen.
Aus der Zeit der Römerherrschaft hat man bei Chézard und Fontaines Reste von je einer Villa aufgedeckt, sowie bei Dombresson und Villiers reiche Münzfunde gemacht. Im 10. Jahrhundert war das Val de Ruz unmittelbares Reichsland der Könige von Burgund, als welches es der Propstei Vautravers unterstand. Daneben machte auch der Bischof von Basel Rechte auf den obern Thalteil geltend, wo Dombresson und Savagnier vom Stift St. Immer abhängig waren. Die Mutterkirche des Thales scheint diejenige von Engollon gewesen zu sein.
Urkundliche Namensformen: im 13. und 14. Jahrhundert Vaus, Vaul de Ruil, Ruye, Ruhi, Ruel, Rue, Ruy, Rou;
1317 vallem Rodolfi und vallis Rodulfi;
um 1512 Vaux de Roul;
1386 deutsch das tal Rutols, also gleich «Rudolfsthal». (Die ältere Herleitung von ruz = Bach hält vor den urkundlichen Namensformen nicht stand).
Val de Ruz - Val de Tr

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Seite 46.313.Die ersten Herren des Val de Ruz waren die Freien von Valangin, Engollon, Savagnier und Boudevilliers, deren Namen im 12. Jahrhundert erscheinen. Schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts aber befand sich die Herrschaft Valangin mit dem Val de Ruz und einem Teil des Neuenburger Berglandes in den Händen der Grafen von Aarberg, einer jüngern Linie des Hauses ¶
mehr
Neuenburg, die sie bis 1518 beibehielten. Johann von Aarberg gab den Dörfern im Val de Ruz 1331 die ersten Freibriefe. 1592 kam die Herrschaft Valangin an die Grafschaft Neuenburg. 1848 entstand der heutige Bezirk Val de Ruz, dessen Hauptort Fontaines 1879 seinen Platz an Cernier hat abtreten müssen. Vergl. Godet, Phil., et T. Combe. Neuchâtel pittoresque; vallées et montagnes. Neuchâtel 1902.