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An-956 fänge des german. Limes (s. Pfahlgraben) gehen auf ihn zurück; in Britannien focht siegreich Tacitus' Schwiegervater Agricola. Domitian wurde schließlich durch eine Palastverschwörung beseitigt. An seiner Stelle erhob der Senat den würdigen, aber alten M. Coccejus Nerva (96–98). Mit Nerva beginnt diejenige Periode der Kaiserzeit, welche Gibbon die «glücklichste Zeit des Menschengeschlechts» nennt. Eine Reihe von fünf tüchtigen Fürsten, die fast ein Jahrhundert lang die Alte Welt beherrschten, eine Periode dauernden innern und äußern Friedens von reichster litterar. und künstlerischer Produktion, nur selten unterbrochen durch glücklich geführte Kriege an den Grenzen. [* 2]
Freilich gilt dies goldene Zeitalter nur in dem ersten Teil der Periode in gleicher Weise für den Staat wie für den Einzelmenschen. Auf Nerva folgte schon 98 der von ihm adoptierte Trajan, mit Augustus und Vespasian der beste Kaiser des Principats. Mit ihm trat zugleich neben dem dynastischen ein neues Princip in die Thronfolgeordnung der Kaiser ein: die Adoption des jeweilig Tüchtigsten durch den alten Herrscher. Unter ihm erreichte das Reich seinen größten Umfang. (Hierzu eine Karte: Das Römische Reich [* 3] in seiner größten Ausdehnung [* 4] unter Trajan.) Octavian hatte Ägypten [* 5] zum Reiche gefügt, Claudius Mauretanien, und damit war das Mittelmeersystem völlig geschlossen worden; aber das eigentümliche Werk der Kaiserzeit war die Eroberung von Binnenländern.
Dem von Cäsar unterworfenen Gallien hatte Augustus die Provinzialverfassung gegeben und die Alpenländer zugefügt, gegen Deutschland [* 6] Tiberius schließlich die Rheingrenze festgestellt. Das von Claudius gewonnene Britannien schloß das nördl. System. Mit den unter Augustus eroberten Provinzen Rhätien, Vindelicien, Noricum, Pannonien und Mösien war das Reich nach Norden [* 7] und Nordosten bedeutend erweitert, im Nordosten bis zur Donau. Trajan war es nun, der die Donau und nach dem Vorgang der Flavier den Rhein überschritt und mit der Provinz Dacien einen Teil des heutigen Ostungarn, Siebenbürgen, die Moldau und Walachei gewann. Im Osten machte er Armenien zur Provinz, überschritt den Euphrat, demütigte die Parther und gewann Mesopotamien. Alle diese Vorstöße waren im letzten Grunde von der Absicht der Verteidigung des Reichs diktiert; man erkannte die Gefahr einer dauernden Defensive. Die Ruhe und Blüte [* 8] im Innern des Reichs zeigen die in ihren Resten noch erhaltenen großartigen Bauten der Trajanischen Zeit.
Mit Trajan ist aber die Mittagshöhe des Kaisertums erreicht, nach ihm beginnt als zweiter Abschnitt der Kaiserzeit die Periode des Stillstandes und bald des mehr und mehr beschleunigten Niederganges, bis durch Diocletian das Reich in neuer Form wiederersteht (117–294). Trajans Nachfolger Hadrian, 117–138, gab schon einen Teil der Eroberungen seines Vorgängers wieder auf und machte den Euphrat zur Grenze. Seine in vieler Beziehung für das Reich segensreiche Vielseitigkeit und Begabung wurde durch eine nervöse Hast stark beeinträchtigt.
Unter ihm und seinem Nachfolger, dem milden Antoninus Pius, 138–161, bildete sich der Verwaltungsmechanismus und die Technik des röm. Privatrechts vollends bis ins Detail aus. Mit dem ehrlichen, aber unbedeutenden, auf Antoninus folgenden Marc Aurel, 161–180, der bis 172 den Lucius Verus zum Mitaugustus hatte, endigte die glückliche und friedliche Zeit. Seuchen, die das Reich verheerten, die Kriege gegen die Parther im Osten, die Markomannen und Quaden im Nordosten waren die Vorboten der innern und äußern Nöte, die nun immer mehr das Reich heimsuchten.
Marc Aurels Sohn und Nachfolger Commodus, 180–192, lenkte wieder in die Wege Domitians ein, fiel auch wie dieser durch eine Verschwörung. Nachdem der ihm folgende treffliche Pertinax schon im März 193 durch die neben dem Senat und den Palastbeamten immer öfter die Thronfolge beeinflussenden Prätorianer ermordet war, erkaufte Didius Julianus von diesen Truppen die Herrschaft durch schweres Geld. Allein nach kaum drei Monaten wurde dieser beim Anrücken des von den Legionen in Pannonien zum Kaiser ernannten Septimius Severus, der nachher auch die Gegenkaiser Pescennius Niger 194 und Claudius Albinus 197 überwand, getötet.
Mit Septimius Severus (193–211) kam wieder ein kräftiger Kaiser auf den Thron. [* 9] Er löste die Prätorianer auf, um freilich an ihre Stelle eine neue, bedeutend vermehrte, aus den tüchtigsten Elementen der Legionen ausgewählte, aber bald ebenso gefährliche Garde zu schaffen. Indessen ist seine Herrschaft eine der besten und verdienstvollsten des 3. Jahrh., mit ihr beginnt die Zeit der klassischen Juristen, eines Ulpian, Paulus, Papinian und Modestinus. Von seinen Söhnen wurde Geta 212 durch seinen Bruder, den energischen, aber planlosen und grausamen Caracalla (211–217), getötet, dessen Regierung nur durch den äußern Abschluß der schon unter Augustus beginnenden Nivellierung aller Teile des Reichs merkwürdig ist; er verlieh das Bürgerrecht an alle freien Einwohner (212; Constitutio Antoniniana).
Caracalla fiel 217 durch Macrinus und dieser wieder 218 durch den Orientalen Heliogabalus. Heliogabalus selbst aber mußte 222 seinem Vetter Alexander Severus (222–235) weichen. Die Regierung Alexanders bildet wie die des Septimius einen Lichtpunkt in dieser Zeit des Verfalls, sie ist auch bemerkenswert durch die grundsätzlich von ihm geübte Toleranz gegen die Christen. In den äußern Verhältnissen trat unter ihm das wichtigste Ereignis ein, daß an der Ostgrenze das Reich der Parther 226 n.Chr. durch die neupers. Dynastie der Sassaniden gestürzt wurde, die sogleich eine feindselige Haltung gegen Rom [* 10] einnahmen. (S. Persien, [* 11] Bd. 12, S. 1036a.)
Nach Alexanders Ermordung 235 auf einem Feldzug bei Mainz [* 12] brach eine unheilvolle Zeit für den röm. Staat an, die Zeit der sog. Soldatenkaiser, in der bald vom Senat, bald von den verschiedenen Heeren aufgestellte Herrscher, meist Generale, die von der Pike auf gedient hatten, Bauernsöhne aus Thrazien und Illyrien, rasch aufeinander folgten. Das Innere des Reichs verheerten die Thronkämpfe der Gegenkaiser, und die Grenzprovinzen erfuhren durch die immer wieder sich erneuenden Einfälle der Barbaren fortdauernd Verwüstung und Elend. Die röm. Centralgewalt verlor an Ansehen nach innen und außen. Die sociale Not wuchs, die Münze verschlechterte sich. Das Christentum fand reichlich Zeit und Gelegenheit, sich auszubreiten und zu organisieren und wurde dadurch eine Macht, mit der der Staat rechnen mußte. Gegen Alexanders Nachfolger Maximinus, 235–238, traten in Afrika [* 13] 238 Gordianus I. und II. auf, die dem numidischen Statthalter unterlagen. Pupienus und ¶
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957 Balbinus, die der Senat nunmehr ernannte, wurden, nachdem Maximinus im Mai 238 vor Aquileja bei einer Meuterei seiner Truppen gefallen war, kurz darauf von den Prätorianern erschlagen. Es blieb nur der auf Wunsch des Volks und der Prätorianer erhobene Gordianus III., ein unmündiger Knabe. Ihn beseitigte 244 sein Gardepräfekt Philippus, genannt der Araber (244–249). Unter Philippus wurde 248 das 1000jährige Jubiläum Roms gefeiert. Bald danach empörte sich das Donauheer gegen ihn und rief einen Gegenkaiser aus.
Diesen besiegte Philippus' Feldherr Decius, wurde aber selbst von den Truppen zur Annahme der Kaiserwürde gezwungen und wandte sich gegen Philippus, der bei Verona [* 15] gegen ihn fiel. Decius' kurze Regierung (249–251) ist beachtenswert durch die erste systematische Christenverfolgung. Sie blieb erfolglos, und Decius starb bald darauf im Kampf gegen die Goten, die in Mösien eingebrochen waren. Er fiel angeblich durch Verrat des Trebonianus Gallus, der als Kaiser mit den Goten schimpflichen Frieden schloß.
Unter ihm kam vom Nil her eine furchtbare Pest in das Reich, die 15 Jahre wütete. Gallus ward 253 durch Ämilianus, dieser 254 durch Valerianus verdrängt, der seinen Sohn Gallienus zum Mitkaiser ernannte, selbst aber 260 von den Persern, die unter Schapur I. in Syrien vordrangen, gefangen wurde. Zu gleicher Zeit verwüsteten die Goten von Südrußland her Kleinasien, die Inseln des Archipelagus und die Küsten Griechenlands. Alamannen drangen durch Helvetien bis über Mailand [* 16] in Italien [* 17] vor.
Franken durchzogen Gallien und erreichten Tarraco in Spanien; [* 18] in nahezu allen Provinzen erhoben sich Kaiser (die sog. Dreißig Tyrannen) 258–274, unter denen namentlich in Gallien Postumus und nach ihm Tetricus, in Syrien der Fürst von Palmyra, Odenathus, der Gemahl der Zenobia, zu erwähnen sind. Endlich, nachdem Gallienus 268 ermordet worden war, begann der tüchtige Claudius II., 268–270, der die Goten 269 bei Naissus entscheidend schlug, die innere Ordnung wiederherzustellen.
Sein Werk vollendete mit Kraft [* 19] und Strenge Aurelianus, 270–275. Er trieb die Markomannen und Alamannen aus Italien, die Goten dauernd aus Mösien heraus, räumte ihnen aber freiwillig die Provinz Dacien ein; in Gallien machte er der Herrschaft des Tetricus, in Palmyra, das er 273 zerstörte, der Herrschaft der Zenobia ein Ende und begann energisch mit der Besserung der entsetzlichen Münzzustände. Rom, das bei der drohenden Zeitlage nicht mehr sicher war, erhielt von ihm eine vollständige neue Ummauerung.
Sein Nachfolger, der greise Senatskaiser Tacitus, 275–276, wurde bald ermordet. Einen tüchtigen und energischen Kaiser erhielt Rom wieder in Probus, der des Tacitus Bruder Florianus nach dreimonatiger Regierung stürzte, 276–282. Siegreich schützte er die Grenzen, siedelte Barbaren in den entvölkerten Gebieten an, um dem Reich so einen dauernden Rückhalt für den Grenzschutz zu schaffen, gab den seit Domitian einseitig auf Italien beschränkten Weinbau frei und legte großartige Nutzbauten an. In einer Soldatenmeuterei fand er sein Ende.
Ihm folgte Carus, der im Kriege gegen die Perser Ende 283 umkam, und diesem sein Sohn Numerianus, der im Sept. 284 auf dem Rückmarsche aus dem Wege geräumt wurde. Sein anderer Sohn, Carinus, der den Westen regierte, wurde im Sommer 285 von den eigenen Truppen getötet, nachdem ihm der 284 von Carus' Heer zum Kaiser ausgerufene Diocletianus eine Schlacht geliefert hatte. Diocletianus verleiht der dritten großen Periode des röm. Kaiserreichs (284–395) sein Gepräge, er setzte den Dominat, d.h. den absoluten orient.
Herrschaftsbegriff, an Stelle des Principats. Er behielt sich die Oberleitung des gesamten Reichs vor, ernannte aber, um überall gleichmäßig Ordnung zu schaffen, 286 Maximianus zum Mitaugustus, 293 Galerius und Constantius Chlorus zu Cäsaren, Kronprinzen. Entsprechend den vier Herrschern zerfiel das Reich in vier große Teile, die sich später erhalten haben. Rom hörte jetzt auf, Mittelpunkt der Regierung zu sein. Die Germanen wurden aus den Grenzprovinzen vertrieben, Britannien, wo erst Carausius, dann Allectus den Purpur angenommen, durch Constantius wieder unterworfen, und durch Galerius 297 die Grenzen gegen die Perser bis über den obern Tigris hinausgeschoben.
Danach führte Diocletian seine großartige Reichsreform in der Hauptsache durch, er nahm auch noch einmal (302) vergeblich den Kampf mit dem Christentum auf. Nachdem beide Augusti die Herrschaft 305 niedergelegt hatten, erhielten Constantius im Westen und Galerius im Osten die kaiserl. Würde. Als Cäsaren wurden zunächst bestimmt Valerius Severus für den Westen, Maximinus Daja für den Osten. Als aber nach Constantius' plötzlichem Tode 306 dessen Legionen Constantius' Sohn Konstantin (später den Großen) zum Kaiser ausriefen und kurz darauf in Rom Maximinus' Sohn Maxentius von den Prätorianern erhoben wurde und sein Vater für ihn sich erklärte, kam es zum Thronstreit. Dabei fand Severus als Augustus des Westens 307 im Kampf gegen Maxentius den Untergang; an seine Stelle trat Licinianus Licinius, 308 ertrotzten aber auch Konstantin und Maximin den Augustustitel. So gab es eine Zeit lang vier Kaiser und einen Usurpator. Nach Maximians (310) und Galerius' Tode (311) entschied zwischen den übrigbleibenden das Schwert. Als Alleinherrscher ging Konstantin aus dem Kampfe hervor.
Während seiner Regierung, 324–337, verlegte er 330 die Residenz nach Byzanz, das nach ihm Konstantinopel [* 20] genannt wurde, und führte die von Diocletian vorgezeichnete neue Reichsordnung noch mehr im einzelnen durch. Die Person des Monarchen wurde durch ein orient. Hofceremoniell dem unmittelbaren Verkehr mit den Unterthanen möglichst entrückt. Die Civil- und Militärverwaltung wurden vollkommen getrennt. Das Reichsgebiet war jetzt in 120 Provinzen geteilt, diese wieder zu 14 Diöcesen, die Diöcesen zu 4 Präfekturen gruppiert und das Ganze durch eine bureaukratische Hierarchie regiert.
Von der höchsten Spitze herab ging ein streng nach Rangklassen geordneter, besoldeter und betitelter Beamtenstaat. Dem entsprechend wurde die Verwaltung selbst, deren treibendes Motiv jetzt wesentlich die Finanzwirtschaft war, in eine Stufenleiter von Geschäftsgebieten mit geordnetem Instanzenzug gebracht. Hinsichtlich der religiösen Verhältnisse war schon in dem Edikt von Mailand 313 vollständige Toleranz gewährt worden, dann aber wurde, nachdem Konstantin den Licinius überwunden, das Christentum auf der Grundlage der Religionsfreiheit thatsächlich mehrfach bevorzugt. Nach Konstantins Tode teilten seine drei Söhne Konstantin, Constantius und Constans das Reich als Augusti unter sich, nachdem die Neffen ihres Vaters, ¶