Spagnuólo
18 Wörter, 129 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Spagnuólo
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Spagnuolo
(spr. spanju-), Beiname des ital. Malers Giuseppe Maria Crespi (s. d.).
1) Giovanni Battista, gewöhnlich nach seinem Geburtsort il Cerano genannt, ital. Maler, geb. 1557, studierte in Rom und [* 3] Venedig [* 4] neben der Malerei auch Baukunst [* 5] und Plastik und war in der schönen Litteratur und in ritterlichen Künsten wohlgeübt, weshalb er am mailändischen Hof [* 6] und an der Akademie eine bedeutende Rolle spielte. Crespis Malerei ist immer frei, geistreich, jedoch bisweilen manieriert. Ein ganz besonderes Talent besaß er in naturgetreuer Darstellung von Tieren, die er häufig in Kabinettsstücken anbrachte. Er starb 1633 in Mailand. [* 7]
2) Daniele, Sohn und Schüler des vorigen, geb. 1592 zu Burto-Assizio im Mailändischen, starb 1630 an der Pest. Seine Farbengebung ist der der Carracci ähnlich und das Kolorit, sowohl in Öl als auf Kalk, äußerst kräftig. Ansprechend ist insbesondere der Ausdruck des Seelenvollen in den Gesichtern seiner Heiligen. In der Passionskirche zu Mailand, wo auch seine große Kreuzabnahme ist, hat er viele im besten Tizianischen Geschmack ausgeführte Bildnisse hinterlassen. Seine letzten Gemälde, aus dem Leben des heil. Bruno in der Kartause zu Mailand, sind auch seine besten.
3) Giuseppe Maria, ital. Maler und Radierer, von seinen Mitschülern wegen seines eleganten Auftretens lo Spagnuolo genannt, geb. 1665 zu Bologna, war Schüler Canutis und Cignanis, bildete sich dann durch das Studium der Carracci, der berühmtesten Venezianer, Correggios, Baroccios sowie der Natur, indem er mittels einer Camera obscura [* 8] nicht nur die Leute auf der Straße beobachtete, sondern namentlich auch die verschiedenen Spiele und Widerscheine des Lichts aufzufassen suchte. Seine Bilder sind voll solcher und andrer Seltsamkeiten. So räumte er in heroischen und heiligen Bildern nicht selten Zerrbildern eine Stelle ein, und auch in Schatten [* 9] und Gewandung verfiel er oft in das Manierierte. Sonst zeichnen sich seine Gemälde aus durch Leichtigkeit der Komposition, Kraft [* 10] des Ausdrucks und Lebendigkeit der Bewegung. In der Dresdener Galerie sind von ihm die sieben Sakramente, in der ¶
Münchener Pinakothek eine trauernde Nonne, im Wiener Belvedere der Kentaur [* 12] Chiron. Crespi starb 1747 in seiner Vaterstadt Bologna.