beim Pharaospiel soviel wie
Abzug,
d. i. eine
Tour des
Spiels und die Karten
dazu in der durchs Mischen bewirkten Reihenfolge.
In
Frankreich hieß Taille (spr. taj), mittellat. tallia,
die im 15. Jahrh. unter
Karl VII. an die
Stelle der frühern außerordentlichen und gelegentlichen
Auflagen tretende regelmäßige
direkte
Steuer von dem Vermögen oder Einkommen der nicht privilegierten
Stände. (S.
Frankreich, Geschichte.)
Man unterschied die Taille réelle, die nach einem unvollkommenen
Kataster von dem
Grund- und Hausbesitz erhoben wurde, und die
Taille personelle, die eine Erwerbs- und
Personalsteuer bildete. Der
Ausdruck tallia kommt übrigens auch in
Deutschland
[* 3] vor, gleichbedeutend
mit petitio, exactio oderBede (s. d.), auch mit incisio (adcisio, woraus später mit einer verengerten
Bedeutung
Accise), was wohl auf die Verrechnungsweise an Kerbhölzern hindeutet.
(Tajmyr), Halbinsel des Nördlichen
Eismeers, zum
BezirkTuruchansk des russ.-sibir. Gouvernements Jenisseisk gehörig.
Sie spaltet sich durch die Taimyrbucht in zwei Hälften, deren größere, östliche, bis zu 77½° nördl.
Br. reicht, und wird vom Byrrangagebirge durchzogen, das bis zu 305 m Seehöhe ansteigt und mit vielen
Vorgebirgen ins
Eismeer
ausläuft. In die genannte
Bucht mündet im
Süden der Taimyrfluß, der durch den von ihm durchflossenen Taimyrsee (2653 qkm,
unter 74½° nördl.
Br.) in einen Obern und Untern Taimyr geteilt wird. Das Land ist mit Tundren bedeckt
und wird kaum zuweilen von nomadisierenden Samojeden und Ostjaken besucht. Die
Flora ist viel ärmer als in Grönland, zeichnet
sich aber noch durch starke Kriechstöcke der Polarweiden und hochwüchsige Rittersporne aus. Erforscht wurde es zuerst von
dem russ. Reisenden Middendorff (s. d.).
- Die nordwestlich an der Taimyrbucht liegende, durch eine schmale
Meerenge vom Festlande getrennte
Insel heißt auch Taimyr.
(spr. tähn),Hippolyte, franz. Literarhistoriker,
Ästhetiker und Geschichtschreiber, geb. zu Vouziers
(Ardennes), besuchte die Normalschule
in
Paris,
[* 5] bekleidete sodann Oberlehrerstellen an verschiedenen Lyceen in der
Provinz, geriet aber wegen seiner freien
Anschauungen
in
Konflikte mit seinen Vorgesetzten, so daß er seinen
Beruf aufgab und nach
Paris ging. Hier studierte er Naturwissenschaften
und moderne
Sprachen, erhielt 1863 eine Professur an der Ecole des beaux-arts und wurde 1878 Mitglied
der
Französischen Akademie. Er starb zu
Paris.
Außer der gekrönten Preisschrift «Essai sur Tite-Live» (1856; 2. Aufl.
1860) und der «Voyage aux eaux des Pyrénées» (1855 u. ö.)
erschienen von ihm: «Essais de critique d'histoire (ebd. 1858) und »Nouveaux essais" (1865),
" Les philosophes français du XIXe siècle» (Par. 1857 u. ö.; 6. Aufl.
u. d. T. «Les philosophes classiques du XIXe
siècle en
France»),
und dann seine «Histoire de la littérature anglaise» (4 Bde.,
ebd. 1864; in deutscher Bearbeitung von
Katscher, 3 Bde., Lpz. 1877-78),
«Notes sur l'Angleterre» (1872). In seinen frühern
Schriften zeigt sich Taine als entschiedener
Anhänger des deterministischen
Gesichtspunkts bei der Beurteilung und Betrachtung der menschlichen Dinge; darin besteht seine
schriftstellerische Originalität; seinName und Ruf verknüpften sich mit der Anwendung der
Physiologie
und Mechanik auf Geschichtschreibung. Seine größern Werke sind jedoch nicht nach einem festgehaltenen
Plane gearbeitet,
und der Verfasser bleibt sich dabei weder in der
Tendenz noch in der Ausführung immer gleich.
Das schlagendste
Beispiel von derartigem
Widerspruch zwischen Ausgangspunkt und Resultat, zwischen Prämissen
und
Schluß ist T.s Hauptwerk: «Les origines de la
France contemporaine» («L'ancien régime», 1875, «La
révolution», 3 Bde., 1878-84, «Le
régime moderne», 2 Bde., 1890-94),
das von
Katscher deutsch bearbeitet wurde (Lpz. 1877 fg.). Nach seinem
Tode erschienen:
«Derniers essais de critique et d'histoire» (1894) und
«Carnets de voyage.
Notes sur la province» (1897).
-
Vgl.
Katscher, H. Taine (in
«Unserer Zeit», Jahrg. 1876, 2. Hälfte).
(spr. -cho), portug.
Tejo, frz.
Tage, lat. Tegus, der längste
Strom der Pyrenäischen Halbinsel, entspringt im
westl.
Teil der span.
ProvinzTeruel, an der Westseite der
Muela de San Juan (1610 m), unweit der
Quellen des Guadalaviar, des
Jucar und
Cabriel. Er fließt zuerst
¶
mehr
ent-591 lang der Sierra de Albarracin nach NW. in die Provinz Guadalajara, beschreibt einen Bogen
[* 11] um die Serrania de Cuenca,
wendet sich nach SW. in die öde, neucastilische Steppe, tritt in den Südostteil der Provinz Madrid,
[* 12] nahe der Grenze gegen
Cuenca und Toledo,
[* 13] berührt Aranjuez in fruchtbarer Gegend, nimmt gleich darauf rechts den von Norden
[* 14] kommenden,
die Gewässer des Henares (links), Manzanares (von Madrid her, rechts) und Tajuña (links) vereinigenden Jarama auf und tritt
in die ProvinzToledo, wo sein mehr westl. Mittellauf beginnt und ihm oberhalb Talavera de la Reina der Alberche zufließt.
Bei Toledo durchbricht der in tiefer, gekrümmter, wild zerklüfteter Schlucht einen Granitvorsprung
der Montes de Toledo, kommt dann in eine Ebene bis Talavera, muß sich oberhalb der berühmten, 190 m langen, 34 m hohen Brücke
[* 15] von Almaraz in Estremadura (ProvinzCaceres) zwischen 325 m hohen Granitmassen mit noch großartigerer Scenerie hindurchwinden
und nimmt weiterhin in sandiger, einsamer, oft mit Eichenwald bedeckter Gegend rechts Tietar und Alagon
auf.
Der Tajo hat nun seinen Unterlauf begonnen, scheidet das portug. Beira von der span. ProvinzCaceres, heißt fortan Tejo, wird
breiter und stromartiger, und tritt alsbald ganz nach Portugal,
[* 16] zuerst Beira baixa von Alemtejo trennend. Bei denPortas
de Rodão (bei Villa Velha) wendet sich der Tajo nach SW., bildet die Grenze zwischen Estremadura und Alemtejo, berührt Abrantes,
nimmt rechts den die Wasser von der Südseite der Serra da Estrella sammelnden Zezere auf, geht an Santarem vorüber und
teilt sich, an der Grenze der Distrikte Santarem und Lissabon
[* 17] in den westlichen, größern Tejo nova und
den Mar de Pedro, die Insel Lizirias do Tejo bildend, ein deltaartiges, durch Dämme gegen die Flut geschütztes, mehrfach durchschnittenes
Marschland.
In den östl. Mar de Pedro mündet der Zatas oder Sorraia. Die Arme vereinigen sich wieder in der 30 km langen und
bis 12 km breiten, salzigen Bai von Lissabon (o Tejo), die einen der weitesten, tiefsten und sichersten Häfen der Erde bildet,
der nach W. durch die 7,4 km lange, 1,6–3,1 km breite Entrada oder Ria do Tejo mit dem offnen Ocean in Verbindung steht,
die für die größten Schiffe
[* 18] tief genug, deren westl. Zugang aber durch
eine Barre erschwert ist. Der Tajo hat eine Länge von 910 km und ein Flußgebiet von 82600 qkm, so daß er hierin vom Ebro übertroffen
wird. Das Gefälle ist ungleich, Stromschnellen und Strudel machen den Fluß in Spanien unfahrbar. Die regelmäßige Schiffahrt
beginnt erst bei Abrantes auf 130 km, wogegen große Flußschiffe und Dampfboote bis Santarem gehen, bis
wohin die Flut beinahe reicht.