Stuart
(spr. stjuh'rt), schott. Geschlecht, das seit 1371 die schott. Krone trug und 1603-88 auf dem Thron [* 2] von Großbritannien [* 3] und Irland saß, soll von einem Seitenzweige des anglonormann. Hauses der Fitz-Alan abstammen und hat seinen Namen von dem seit dem 12. Jahrh. in ihm erblichen Amt eines Reichshofmeisters (Stewart) übernommen.
Ein Alexander S., der 1264 fiel, hatte zwei Söhne, Jakob und Johann. Von diesen erhielt Jakobs Sohn, Walter S., 1315 die Tochter König Roberts I. Bruce zur Gemahlin, deren Nachkommen auf dem Throne folgen sollten, wenn der Mannsstamm des Hauses Bruce ausstürbe. Als das schon 1371 mit Roberts Sohn David geschah, erhielt der Sohn Walter S.s die Krone als Robert II. (s. d.). Ihm folgte 1396 sein Sohn Robert III. (s. d.). Er besaß zwei Stiefbrüder, Walter, Graf von Athol, der 1437 als Verschwörer gegen König Jakob I. enthauptet wurde, und David, Graf von Strathern, dessen Titel auf seinen Tochtermann, Sir Patrick Graham, überging.
Ein jüngerer rechter Bruder Roberts III., der Herzog von Albany, führte für ihn die Regierung und ließ, weil er selbst nach der Krone trachtete, 1402 den Thronfolger, David, Herzog von Rothsay, einsperren und verhungern. Darauf schickte der König seinen jüngern Sohn Jakob nach Frankreich, doch fiel dieser in die Hände der Engländer. Robert III. starb 1406, und Albany herrschte als Regent für den in England gefangen gehaltenen Jakob I. (s. d.). Nach Albanys Tod (1420) riß sein Sohn Murdoch die Gewalt an sich, bis ihn der 1424 zurückgekehrte Jakob I. 1425 mit allen Angehörigen hinrichten ließ; nur Murdochs jüngster Sohn Jakob S. entkam, und von dessen Urenkel Andreas, Lord S. von Ochiltree, stammen die heutigen Grafen von Castle-Stuart ab.
Jakob I. war vermählt mit einer Lancaster, Johanna Beaufort; er wurde 1437 ermordet. Sein Sohn Jakob II. (s. d.), der 1460 im Kriege fiel, hinterließ drei Söhne, Jakob III. (s. d.), der 1488 einer Verschwörung zum Opfer fiel, Alexander S., Herzog von Albany, der 1485 in Frankreich starb, und Johann S., Graf von Mar, den Jakob III. 1480 umbringen ließ. Jakobs III. Sohn Jakob IV. (s. d.) war vermählt mit Margareta Tudor, Tochter Heinrichs VII. von England, eine Ehe, auf der das spätere engl. Thronfolgerecht der S. beruhte.
Jakob IV. fiel 1513 bei
Flodden, für seinen Sohn
Jakob V. (s. d.) führte eine Zeit lang der Sohn des 1485 in
Frankreich gestorbenen
Herzogs von
Albany,
Johann S. (gest. 1536), die Regentschaft, die ihm durch die Mündigerklärung
Jakobs V. (1528) genommen wurde.
Jakob V. hatte aus zweiter
Ehe mit Maria von Guise (s. d.) eine Tochter, Maria Stuart
(s. d.),
die, wenige
Tage vor des
Vaters
Tod geboren (1542), den
Thron erbte.
Ihre erste
Ehe mit
Franz II. von
Frankreich blieb kinderlos,
aus der zweiten mit ihrem Vetter
Darnley stammte ein Sohn, der spätere König
Jakob
VI.
Maria S.s Gemahl Darnley (s. d.) war der Abkömmling einer früh abgezweigten Nebenlinie der S., die der zweite Sohn des obengenannten 1264 verstorbenen Alexander S. begründet hatte. Dieser Johann S. fiel 1298 bei Falkirk, sein Nachkomme Jakob S., der Schwarze Ritter von Lorn genannt, hatte von seiner Gemahlin Johanna Beaufort, König Jakobs I. Witwe, zwei Söhne, die Grafen von Lennox und von Buchan. Ein Nachkomme des erstern, Matthias S., Graf von Lennox, heiratete Margarete Douglas, die Tochter der Margarete Tudor, welch letztere nach ihres Gatten Jakobs IV. Tod in zweiter Ehe mit Archibald Douglas, dem sechsten Grafen von Angus, vermählt gewesen war. Durch die Herkunft seiner Mutter war also der Sohn des Grafen Matthias von Lennox, Henry S., Lord Darnley, der Vetter der Maria S., mit der er sich 1565 vermählte. 1567 wurde er durch Bothwell ermordet. Sein Vater, der Graf Lennox, erhielt nach Murrays (s. d.) Ermordung (1570) die Regentschaft, wurde aber selbst schon 1571 erdolcht. Die Tochter seines zweiten Sohnes Charles S. (gest. 1576) war Arabella S., die als Thronprätendentin gegen Jakob I. von England in die Pulververschwörung (s. d.) verwickelt und deshalb bis zu ihrem Tode im Tower in Haft gehalten wurde. Sie hatte sich 1610 heimlich mit William Seymour, dem spätern Herzog von Somerset, vermählt, starb aber ohne Nachkommen 1615. (Vgl. Bradley, Life of Arabella S., 2 Bde., Lond. 1889.)
Krone (fürstliches Abz

* 4
Kronen.Jakob VI., der Sohn der Maria S., bestieg nach dem Aussterben der Tudors 1603 als Abkömmling der Tochter Heinrichs VII. (s. oben) den engl. Thron und vereinte so als Jakob I. (s. d.) die Kronen [* 4] von England, Schottland und Irland auf seinem Haupt. Aus seiner Ehe mit Anna von Dänemark [* 5] entsprangen Heinrich, Prinz von Wales, der 1612 im Alter von 18 J. starb, Karl I. und Elisabeth, die sich mit Friedrich V., Kurfürsten von der Pfalz, vermählte, 1662 starb und die Stammmutter des gegenwärtigen brit. Regentenhauses ist. Jakob I. starb 1625. Aus der Ehe seines Sohnes Karls I. (s. d.) mit Henriette Maria von Frankreich, der Tochter Heinrichs IV., gingen hervor: Karl II.;
Marie, verheiratet an Wilhelm II. von Oranien;
Jakob II. und Henriette, die den Herzog von Orleans heiratete.
Karl I. wurde 1649 enthauptet.
Nach dem Sturz der Republik erhielt Karl II. (s. d.) 1660 die Kronen seiner Väter zurück. Er war mit Katharina von Portugal [* 6] verheiratet und starb 1685 ohne eheliche Nachkommen. Aus dem Umgange mit Lucy Walters hinterließ er den Herzog von Monmouth (s. d.), von dem die jetzigen Herzöge von Buccleuch und Queensberry stammen. Barbara Villiers, die zur Gräfin von Southampton und Herzogin von Cleveland erhoben wurde, gebar ihm Henry Fitzroy, Herzog von Grafton (s. d.), dessen Nachkommen noch diesen Namen führen. Von Eleonore Gwyn entsprang Charles Beauclerk, Herzog von St. Albans, dessen Familie gleichfalls noch vorhanden ist. Ein Sprößling aus dem Verhältnis mit Louise de Querouaille war Charles Lennox, Herzog von Richmond (s. d.), von dem die gegenwärtigen Herzöge dieses Namens abstammen. Außerdem hinterließ Karl II. noch acht natürliche Kinder, deren Nachkommen jedoch erloschen sind.
Stuart (John MacDonall

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Seite 65.454.Sein Bruder und Nachfolger Jakob II. (s. d.), der, seit 1688 des Thrones beraubt, 1701 in der ¶
mehr
Verbannung starb, war in erster Ehe mit Anna Hyde, Tochter des Grafen Clarendon, verheiratet, die ihm zwei Töchter, die spätern Königinnen Maria und Anna, gebar. Aus der zweiten nach Jakobs Übertritt zur kath. Kirche geschlossenen Ehe mit Maria von Este entstammten der gleichfalls kath. Prinz Jakob Eduard (s. d.) und eine Tochter, Marie Louise, die 1760 unvermählt starb. Außerdem hinterließ Jakob II. von Arabella Churchill, der Schwester Marlboroughs, den unehelichen Sohn Jakob, Herzog von Berwick (s. d.) und Fitzjames, von dem die Fitzjames in Frankreich abstammen.
Nachdem das engl. Parlament 1688 Jakob II. des Throns verlustig erklärt hatte, gingen die drei Kronen auf Jakobs älteste, prot. Tochter Maria (s. d.) und deren Gemahl, Wilhelm III. von Oranien, über. Wilhelm III. brachte nach dem kinderlosen Tod seiner Gemahlin (1695) mit dem engl. Parlament die Successionsakte vom zu stande, nach der den kath. Gliedern des Hauses S. das Thronrecht abgesprochen und die Erbfolge den prot. Nachkommen Jakobs I. zugesichert wurde. -
Vgl. Nippold, Die Regierung der Königin Mary S. (Hamb. 1895).
Kraft [unkorrigiert]
![Bild 60.671: Kraft [unkorrigiert] Bild 60.671: Kraft [unkorrigiert]](/meyers/thumb/60/60_0671.jpeg)
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Kraft.Nach Wilhelms III. Tod (1702) bestieg Anna (s. d.), die zweite Tochter Jakobs II., den Thron, nach deren Tod (1714) die Successionsakte von 1701 in Kraft [* 8] trat. Damit ging die Krone über auf den einzigen prot. Enkel der pfälz. Kurfürstin Elisabeth, den Kurfürsten von Hannover, [* 9] der als Georg I. (s. d.) den engl. Thron bestieg.
Der kath. Sohn Jakobs II., Jakob Eduard (s. d.), nahm als Kronprätendent den Namen Jakob III. an. Er war vermählt mit Maria Sobieska und starb 1766. Sein ältester Sohn Karl Eduard (s. d.) lebte nach erneuten Versuchen zur Herstellung der Dynastie als Graf von Albany in Italien [* 10] und starb ohne eheliche Nachkommenschaft zu Rom. [* 11] (S. Albany, Louise, Gräfin von.) Dessen einziger Bruder Heinrich Benedikt, der 1747 die Kardinalswürde erhielt, legte sich hierauf den Königstitel bei. Dieser letzte männliche Nachkomme des königl. Hauses S. lebte von einem Jahrgelde, das ihm der brit. Hof [* 12] gab. Er starb zu Frascati. Georg IV. ließ ihm in der Peterskirche zu Rom durch Canova ein Denkmal errichten. Die wertvollen Familienpapiere, die er besaß, kaufte die brit. Regierung an und ließ sie veröffentlichen («S. Papers», Lond. 1847).
Glieder, künstliche

* 13
Glieder.Von andern Zweigen der Familie S. leben noch zahlreiche Glieder [* 13] in Schottland, England und Irland. Sir John S., ein natürlicher Sohn Roberts II., war der Ahnherr der Marquis und Grafen von Bute, Lord Wharncliffes und Lord S. de Rothesays. Von den S. von Bonkyll stammen die Lords Blantyre und Douglas, die Grafen von Galloway und die Marquis von Londonderry; von Elisabeth, Tochter des Regenten Murray und Gemahlin Sir James S.s von Doune, die heutigen Grafen von Murray oder Moray. Außerdem leiten die Grafen von Traquair ihren Ursprung von einem natürlichen Sohne des Grafen James von Buchan, Stiefbruders König Jakob II., ab.
Vgl. Vaughan, Memorials of the S. dynasty (2 Bde., Lond. 1831);
Campana de Cavelli, Les derniers S. à Saint-Germain-en-Laye (2 Bde., Par. 1871);
O. Klopp, Der Fall des Hauses S. und die Succession des Hauses Hannover u. s. w. (14 Bde., Wien [* 14] 1875-88).