Titel
Portugal
,
Spanien und Portugal

* 2
Portugal.
[* 2] Königreich auf der Pyrenäischen Halbinsel, im O. und N. von
Spanien, im W. und S. vom
Meere begrenzt, bedeckt 89372, mit
Azoren und Madeira
[* 3] 92575 qkm. (S. Karte:
Spanien und Portugal
, beim
Artikel
Spanien.)
Portugal (Klima. Bevöl

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Seite 63.287. Oberflächengestaltung. Portugal
ist ein Küstenland, dessen
Gebirge und größere
Flüsse
[* 4] nur westl. Fortsetzungen des innern
Terrassen-
und Gebirgsbaues sowie der Stromadern
Spaniens bilden. Es ist vorherrschend Hochland. Seine Gebirgsmassen
treten jedoch nur selten unmittelbar an das
Meer,
um an der im ganzen 750 km langen
Küste
Vorgebirge zu bilden; flache Strandgegenden
herrschen vor; die Zahl der guten Hafenstellen ist auf die Mündungen der größern
Flüsse beschränkt. Am
höchsten erhebt sich Portugal
in der Fortsetzung des castil. Scheidegebirges, der Serra da Estrella, deren Hauptmasse
zwischen dem Mondego und Zezere liegt. (S. Veira.) Dieses
¶
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Gebirge erreicht am Scheitel des Malhão da Serra 1993 m, setzt sich durch Estremadura als niedriger Plateauzug bis zum Meere fort, gegen welches es am steilsten in der Serra de Cintra und dem 127 m hohen Cabo da Roca, der westlichsten Spitze des europ. Festlandes, abstürzt. Im äußersten Süden steigt als westl. Fortsetzung des Marianischen Gebirgssystems das Grenzgebirge zwischen Alemtejo und Algarve (s. d.) oder die Serra de Monchique allmählich aus den Heidestrecken von Alemtejo bis 903 m Höhe an. Das Gebirge besteht aus parallel von O. gegen W. laufenden Ketten, welche in immer tiefer und enger werdende Thäler hinabfallen, bis die letzte die heiße und sandige Küstenlandschaft Algarves erreicht.
Das Kap São Vicente ist der letzte nur 120 m hohe Vorsprung, zugleich die südwestlichste Spitze von Europa. [* 6] Im Norden [* 7] des Mondego liegt die Terrasse von Ober-Beira mit durchschnittlich 500 m hohen, wenig bebauten, aber herdenreichen Bergflächen, von zahlreichen tiefen, engen und fruchtbaren Thälern durchfurcht, deren Flüsse meist dem Douro (span. Duero, s. d.) zufließen. Links vom untern Douro steigt der Montemuro zu 1389 m an. Am dichtesten zusammengedrängt sind die im Norden dieses Flusses hinziehenden Felsenkämme, Verzweigungen des Gebirgslandes von Leon und Galicien; dort steigen in Minho (s. d.) die Serra do Soajo 2400 m und die Serra do Gerez 1468 m empor.
Die Serra do Marão in Tras os Montes erreicht zwischen Corgo und unterm Tamega 1422 m, die Cimas de Mogadouro und die Serra de Roberedo zwischen unterm Sabor und Douro 1008 m. Noch höher sind die Serras, welche weiter nordwärts die Verbindung mit der Serra Mamede und andern Gliedern des Galicischen Gebirgssystems herstellen. Fast alle bestehen aus Granit oder krystallinischen Schiefern, während weiter südlich jüngere niedrigere Kalk- und Schiefergebirge auftreten.
Oplismenus - Oporto [u
![Bild 62.607: Oplismenus - Oporto [unkorrigiert] Bild 62.607: Oplismenus - Oporto [unkorrigiert]](/meyers/thumb/62/62_0607.jpeg)
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Oporto.
Ebenen finden sich in Alemtejo, Estremadura und Beira, die größtenteils den Charakter von Charnecas oder Heideflächen haben.
Die wichtigsten Flüsse sind der von Mertola ab schiffbare Guadiana, welcher zum Teil die südöstl. Grenze
bildet, der Tejo (span. Tajo, s. d.) und der Douro, von denen jener bei Villa-Velha do Rodão, dieser
bei Torre de Moncorvo schiffbar, jener bis Vallada, dieser bis Oporto
[* 8] mit Hilfe der Flut von Seeschiffen befahren wird,
endlich der von Salvatierra an schiffbare Minho (s. d.) an der Nordgrenze. Im
Unterlauf schiffbare Küstenflüsse sind Lima
[* 9] (Limia), Cavado, Vouga, Mondego, Sado (Sadão) und Mira. Landseen hat Portugal
nicht,
außer einigen Bergseen in der Serra da Estrella; dagegen giebt es zahlreiche, freilich meist schlecht benutzte Mineralquellen.
Das Klima ist mild und gesund. Es weist ein größeres Maß von Niederschlägen und nicht die großen Temperaturkontraste auf wie der größte Teil Spaniens; die vorherrschenden Seewinde erfrischen die Küstengegenden und mildern die Kälte des Winters wie die Hitze des Sommers. Beide nehmen nach dem Innern mit der Bodenerhebung zu. Die mittlern Jahrestemperaturen von Oporto, Coimbra und Lissabon [* 10] sind ziemlich gleich, die Extreme bei Coimbra am größten. Die mittlere Jahrestemperatur von Lagos ist 17,45° C., das Maximum 38,3° C., Minimum 3,6° C. Von Guarda (in 1039 m Höhe) ist das Jahresmittel 10,9° C., das Maximum 34,4° C., das Minimum -7,1° C. Im Januar beginnt der Frühling; vom März an wechseln Regen und Stürme mit trockner Hitze.
Ernte (Allgemeines, Ge

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Ernte.Die Ernte [* 11] ist im Juni (die vom Mais und Wein im September bis Oktober); von Ende Juni bis Anfang September verwelkt der Pflanzenwuchs zum großen Teil unter der starken Besonnung. Regen ist, abgesehen von der Provinz Minho und den Gebirgen, im Sommer selten. Die Menge nimmt landeinwärts und mehr noch nach Süden zu ab, ist aber im Durchschnitt größer als in Spanien. So hat Oporto 1335, Guarda 1000, Lissabon 744, Lagos 585 mm im Jahre. Der vorherrschende Seewind von NW. und W. mäßigt die Hitze des Tags und im Innern bringen Bergwinde von N. Kühle während der Nacht.
Schneckenfenster - Sch
![Bild 64.556: Schneckenfenster - Schneeammer [unkorrigiert] Bild 64.556: Schneckenfenster - Schneeammer [unkorrigiert]](/meyers/thumb/64/64_0556.jpeg)
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Schnee.Ende September nach dem ersten Regen wird die Erde aufs neue mit frischem Grün bekleidet. Der gegen Ende November eintretende Winter bringt heftige Regengüsse und Stürme, die aber mit heiterm Wetter [* 12] abwechseln. Nur in den höchsten und nördlichsten Landesteilen zeigt sich öfters Frost und Schnee. [* 13] Gewitter sind selten (Herbst und Winter). Die Vegetation schließt sich eng an die Spaniens (s. d.) an, entbehrt aber der Wälder vom mitteleurop. Charakter, da die Südgrenzen der Buche, Birke und Fichte [* 14] bereits auf nordspan. Gebiet fallen. Bei Lissabon ist die Kultur der Dattelpalme möglich, freilich ohne normalen Fruchtertrag wie bei Elche. Über die Fauna s. Spanien.
Bevölkerung.
[* 15] Portugal
hatte 1878: 4550
699 (2175829 männl., 2
374
870 weibl.) E. und
1890: 5
082
257 E., davon kommen auf die Inseln 390
134 E. Von 1869 bis 1878 betrug die Zunahme nur 4,5 Proz., 1878-90: 11,7
Proz. Zwei Städte, Lissabon und Oporto, haben über 100
000 E., vierzehn Städte, darunter Funchal auf
Madeira und Ponta Delgada aus S. Miguel, zwischen 10 und 30000 E. In den zwei nördlichsten Provinzen besteht die Bevölkerung
vorwiegend aus Galiciern (Gallegos) und teilt physisch und geistig die Eigenschaften der Bewohner von Spanisch-Galicien,
vor allem auch deren Arbeitsamkeit. Im übrigen
Portugal
wohnt ein Mischvolk, hervorgegangen aus
den alten Lusitaniern, Römern, Arabern und Kolonisten aus Frankreich, England, Holland und Friesland, die man zur Zeit der Kreuzzüge
heranzog, endlich aus der Vermischung mit zwangsweise getauften Juden, den reichsten und gebildetsten ihrer Rasse in ganz
Europa.
Spottiswoode - Sprache

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Sprache.
Zigeuner und Neger fehlen ebenfalls nicht. Im ganzen aber erscheint die Bevölkerung jetzt als einheitliche
in Gesichtsausdruck, Charakter sowie Sprache.
[* 16] Im eigentlichen Portugal
beträgt die ländliche Bevölkerung 3,6, die städtische nur
0,49 Mill. Die Zahl der Eheschließungen belief sich (1890) auf 35769, die der Geburten auf 164627, darunter 19994 außereheliche,
die der Todesfälle auf 112213. Die natürliche Vermehrung beträgt etwa 12 Promille. Nach amerik.
Angaben landeten (1891) 30071 Auswanderer in Brasilien [* 17] und 1590 in den Vereinigten Staaten. [* 18] Die röm.-kath. Kirche ist die alleinige Landeskirche (religião do estado), daneben aber jedes Glaubensbekenntnis geduldet. Der Patriarch von Lissabon nimmt eine selbständige Stellung ein; unter ihm und den Erzbischöfen von Braga (Primas) und Evora stehen 9 Bistümer mit 4043 Pfarreien. Die früher sehr zahlreiche Klostergeistlichkeit ist seit 1834 durch Aufhebung der Mönchsklöster beseitigt. Sieben prot. Gemeinden in Lissabon und Oporto haben zusammen etwa 500 Mitglieder.
Portugal (Land- und Fo

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Seite 63.288.Land- und Forstwirtschaft. Nur die Hälfte der Oberfläche steht unter Kultur. Abgesehen vom Dünensande und nackten Fels, ist der Boden meist leicht und fruchtbar, wo hinreichend Regen fällt oder künstliche Bewässerung eingeführt ist. Wo letztere ¶
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auf den regenarmen Hochflächen des Innern und zumal im Süden fehlt, finden sich Cistusheiden und Weideflächen mit dürftigem Graswuchs, welche allein 15000 qkm oder 16,6 Proz. der Oberfläche einnehmen. Nach den Besitzverhältnissen und der Art des landwirtschaftlichen Betriebes unterscheidet man vier Regionen, nämlich:
1) Die nördliche vom Minho bis zum untern Mondego und einem Teil von Coimbra. Das Land ist teils als freies Eigentum, teils in Erbpacht (Emphyteusis) unter viele Bauern verteilt. Man findet fast nur kleine Besitzungen mit im Durchschnitt 100 ha auf 100 Bewohner und beschränkte, aber sorgfältige Kulturen. Man baut Mais und Weizen, Gemüse, Hanf und Flachs, alle deutschen Obstsorten, dazu Maronen, Mandeln, Orangen, Wein und Oliven. Die Viehzucht [* 20] wird durch gute Weiden und Wiesen im regenreichen Norden ebenfalls gefördert.
Getreide (Zusammensetz

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Getreide.2) Die Gebirgsregion, östlich der vorigen, umfaßt die Bezirke Bragança, Villa Real, Guarda und Castello Branco. Die Eigentumsverhältnisse sind ähnlich denen im ersten Gebiet; doch kommen 100 ha auf 44 Bewohner. Roggen ist das vorherrschende Getreide [* 21] und unter den Haustieren überwiegen Schafe [* 22] und Ziegen.
3) Die mittlere Region, vom Mondego bis südlich vom Tejo. Sie umfaßt vornehmlich Estremadura mit den Bezirken Leiria, Santarem und Lissabon. Hier herrschen große Güter in den Händen des Adels, des Staates und der Kirche vor; die Bebauer des Landes sind Pächter mit ihren Arbeitern. Auf 100 ha kommen 48 Bewohner, oder, wenn man Lissabon abrechnet, nur 34. Der Boden ist längs der Küste sandig, im allgemeinen von mittlerer Güte und nur in der Ebene des Tejo und seinen Seitenthälern sehr fruchtbar. Man baut vornehmlich Weizen und Mais, auch etwas Reis, und in günstigen Lagen Wein und Obst; die Viehzucht hat nur geringe Bedeutung.
Schweigsystem - Schwei

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Schwein.4) Die südl. Region mit Alemtejo und Algarve. Die Besitzverhältnisse sind dieselben wie in Estremadura, nur sind die Güter meist noch umfangreicher; hier kommen auf 100 ha nur 17 E. Weizen ist das vorherrschende Getreide und das Schwein [* 23] das gewöhnlichste Haustier. In dem subtropischen Algarve werden Südfrüchte in Menge gewonnen, namentlich Feigen, Mandeln und Johannisbrot. Im ganzen befindet sich die Landwirtschaft, den Norden und Algarve ausgenommen, noch auf tiefer Stufe.
Zwar ist durch Vermehrung der kleinen Bauerngüter, durch Anlage von Straßen und Eisenbahnen, durch landwirtschaftliche Ausstellungen, durch die Bildung einer Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues (Associação central da agricultura portugueza) zu Lissabon, durch die Errichtung landwirtschaftlicher Lehr- und Musteranstalten zu Lissabon, Vizeu, Evora, Cintra viel zur Hebung [* 24] geschehen; doch sind die erwähnten Eigentumsverhältnisse in der südl. Landeshälfte und die niedrige Bildungsstufe des Volks, welche keine intensive Bodenkultur ermöglichen, dauernde Übel. Im ganzen kommen auf Weinberge 2,2 Proz., Obst- und Melonenpflanzungen 7,2, auf Getreide 12,5, Hülsenfrüchte und andere Feldkulturen 27, auf Weideland 16,7, auf Wälder und Cistusheiden 2,9 Proz. der Gesamtfläche des Landes.
Der Reisbau ist auf 7000 ha Sumpfland in der Nachbarschaft von Lissabon, Aveiro, Coimbra, Leiria, Faro und Portalegre beschränkt. Außer Getreide baut man Bohnen, Puffbohnen, Kichererbsen, Linsen, Erbsen und Lupinen. Den Futterkräutern widmet man noch wenig Aufmerksamkeit. Gemüse- und Gartenbau in größerm Maßstabe wird nur in den Umgebungen der Städte betrieben. Die Kartoffel wird in allen Distrikten gebaut. Auch der Runkelrübenbau hat Aufschwung genommen, besonders in Estremadura, im Mondegothal und in Minho.
Bast

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Bast.Melonen, Kürbisse und Gurken werden allenthalben gezogen und im Süden als Feldfrüchte behandelt. Im Norden, namentlich um Oporto, findet die Erdbeerenkultur in großem Maßstabe statt. Von Handelspflanzen baut man nur Flachs, besonders in Minho, und Hanf in Traz-oz-Montes und Estremadura. Esparto wächst im Süden häufig wild und wird, wie Bast [* 25] und Blätter der Zwergpalme und die Gewebfasern der Piteira (Agave americana L.), zu Flechtwerk benutzt, bildet aber keinen Ausfuhrartikel wie in Spanien.
Der Tabakbau ist auf dem Festlande nicht gestattet. Verbreitet, aber selten mit Sorgfalt betrieben ist die Ölbaumzucht (auf 2000 qkm) in Alemtejo, Estremadura und Traz-oz-Montes. Der Weinbau, von alters her von großer Wichtigkeit, hat seit den Verheerungen der franz. Weinberge durch die Reblaus [* 26] einen großen Aufschwung genommen und ist, wie in Spanien, die einträglichste Kultur besonders in Alto-Douro. (S. Portwein.) Außer diesem Distrikt wird der Weinbau besonders in Estremadura und Algarve in großem Maßstabe betrieben.
Die besten Sorten der portug. Weine, außer dem Portwein, sind die Moscatels von Carcavellos, Faro und Setubal (Weißweine,
auch unter dem Namen Lissabon- und St. Yveswein bekannt), die Rotweine von Torres-Vedras, Monçaon, Barra-a-Barra und Collares,
die Weißweine von Lissabon, Carcavellos, Avinto, Faro und Sines u. s. w. In Algarve wird Branntwein fabriziert.
Im Durchschnitt wird die jährliche Gesamtproduktion an Wein auf 4 Mill. hl veranschlagt. Die Forstwirtschaft hat nur in den
königl. Waldungen von Leiria geregelten Betrieb, im allgemeinen liegt sie im argen. Im ganzen sind 210000 ha Nadelwald (Pinien,
Meerstrands- und Terpentinkiefern) und 50000 ha Kork- und andere immergrüne Eichenwälder. Die schönsten und größten Nadelwälder
(Pinares), und zwar von Pinus pinaster Sol., sind bei Leiria (Pinhal de Leiria) in einer Dünensandregion, wo, ähnlich wie im
franz. Depart. Landes, viel Terpentin gewonnen wird.
Schweine

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Schweine.Die Viehzucht, gegen frühere Zeit im Verfall, hat erst neuerdings wieder mehr Aufmerksamkeit erfahren. Man züchtet zwei Arten von Pferden, im Norden die galicische, im Süden (Alemtejo) die bätisch-lusitanische. Die Beiraschafe wandern gleich den span. Merinos umher und verbringen den Winter in den Ebenen von Alemtejo. Ziegenzucht ist in allen Gebirgsgegenden verbreitet, namentlich in Alemtejo, Algarve und Minho. Schweine [* 27] werden in größtem Maßstabe in den ausgedehnten Eichenwäldern von Algarve und Alemtejo gezogen.
Die meisten und besten Maultiere hat Traz-oz-Montes. Die Seidenraupenzucht liefert nach Menge und Qualität kein hervorragendes Produkt. Sie wird um Bragança, demnächst in Beira betrieben, die Bienenzucht [* 28] namentlich in den großen Cistusheiden von Alemtejo und Estremadura. Sehr wichtig dagegen ist die Fischerei, [* 29] welche 4000 Fahrzeuge beschäftigt. Das Küstenmeer wimmelt von Fischen aller Art (Sardellen, Thunfischen u. s. w.); auch an Krebsen und Mollusken [* 30] ist kein Mangel. Mittelpunkte der (hauptsächlich Sardinen-)Fischerei sind von Norden nach Süden: Caminha, Vianna do Castello, Povoa de Varzim, Aveiro, Buarcos, ¶