Morbihan
(spr. -āng, kelt., s. v. w. kleines Meer), Meerbusen des Atlantischen Ozeans an der Westküste von Frankreich, der erst in historischer Zeit durch Sinken der Küste entstanden zu sein scheint, 20 km lang, 12 km breit, wird durch die Halbinsel Ruis vom offenen Meer (Bai von Quiberon) geschieden, hat außerordentlich zerrissene Ufer und zahlreiche Inseln. Hiernach ist das französische Departement der Niederbretagne benannt, welches südlich an den Atlantischen Ozean, westlich an das Departement Finistère, nördlich an Côtes du Nord und östlich an Ille-et-Vilaine und Niederloire grenzt, mit einem Flächenraum von 6798 qkm (123,5 QM.). Im N. erhebt sich an der Grenze gegen das Departement Côtes du Nord die Montagne Noire, mit Wald und Heideland bedeckt, bis zu 300 m. Von da fällt der Boden gegen S. rasch ab und bildet nur eine von Hügelreihen durchzogene Hochebene, teils kultiviert, teils ausgedehnte, meist verödete Heiden enthaltend. Die Küste ist durch ihre Klippen, [* 2] ihre zahlreichen schönen ¶
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Golfe und kleinen Buchten, ihre Vorgebirge sowie ihre bepflanzten Felsplateaus berühmt. Zahlreiche Inseln sind derselben vorgelagert, unter denen Groix, Belle-Isle (s. d.), Houat und Hoedic die bedeutendsten sind. Von den sämtlich dem Atlantischen Ozean zuströmenden Flüssen sind zu erwähnen: der Blavet, Auray und die Vilaine mit dem Oust. Das Klima [* 4] ist gemäßigt und feucht, die Luft meist nebelig. Die Bevölkerung [* 5] beträgt (1886) 535,256 Seelen. Ein großer Teil (mehr als ein Drittel) des Landes besteht noch aus Heiden, aber auch hier rücken die Bodenkultur und der Kleinbesitz beständig vor.
Auf Cerealienbau kommen von der Gesamtfläche 32 Proz.; Hauptprodukte sind: Getreide [* 6] (durchschnittlich 4 Mill. hl), insbesondere der in der Bretagne sehr beliebte Buchweizen, dann Roggen, Hafer [* 7] und Weizen, außerdem Kartoffeln, sehr viel Hanf und Obst (besonders Äpfel zur Ciderbereitung) sowie etwas Wein. Das ausgedehnte Weideland begünstigt in hohem Maß die Viehzucht. [* 8] In Bezug auf den Rindviehstand, welcher sich 1881 auf 322,900 Stück belief, nimmt das Departement neben den übrigen Departements der Bretagne den ersten Rang in Frankreich ein.
Minder bedeutend ist die Zahl der Pferde [* 9] und Schafe, [* 10] wogegen wieder die Bienenzucht [* 11] (mit 68,575 Stöcken) sehr ausgebreitet ist. Mineralquellen finden sich zu Hennebont, Loyat und Pargo. Von Bedeutung ist die Produktion von Seesalz, dagegen leidet das Land Mangel an Holz. [* 12] Neben Ackerbau, Viehzucht und Fischerei [* 13] (mit Einschluß der Zubereitung von Sardinen und der Austernzucht) als Haupterwerbszweigen tritt die Industrie sehr in den Hintergrund; nur die Eisenindustrie und etwas Schiffbau sind erwähnenswert.
Der Handel findet zur See an den Häfen (Lorient, Hennebont, Vannes u. a.), im Innern an den schiffbaren Flüssen, dem Kanal [* 14] von Nantes [* 15] nach Brest und an der dieselben Städte verbindenden Eisenbahn mit Abzweigungen nach St.-Brieuc und Quiberon seine Förderungsmittel. Das Departement zerfällt in die vier Arrondissements: Lorient, Ploërmel, Pontivy und Vannes. Hauptstadt ist Vannes.
Vgl. Rosenzweig, Dictionnaire topographique du Morbihan
(Par. 1870);
Fouquet, Guide des touristes et
des archéologues dans le Morbihan
(Vannes 1874).