Brest
,
Klinodiagonale - Klips

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Klippen.feste Seestadt und Hauptstadt eines Arrondissements im franz. Departement Finistère, mit dem besten und am stärksten befestigten Kriegshafen Frankreichs, liegt an der gleichnamigen Bai des Atlantischen Ozeans (Reede von und bildet den Endpunkt der Bahnlinie Paris-Brest. Die Reede von hat 36 km Umfang und ist tief genug für große Kriegsschiffe, deren 500 bequem hier liegen können. Man gelangt durch eine 5 km lange, 1650-3000 m breite, aber durch Klippen [* 2] in mehrere Fahrstraßen geteilte Meerenge (Goulet) in dieses Becken, das durch die Pointe Portzic und Pointe des Espagnoles, beide mit starken Forts besetzt, geschlossen wird.
Fünf Leuchttürme erhellen den Eingang. Die Reede selbst ist wiederum durch zahlreiche steile, wie die Felsen am Eingang selbst, durch Forts gekrönte Landspitzen in eine Menge kleinerer Buchten geteilt, die fast alle die trefflichsten Ankerplätze bieten. Der eigentliche Kriegshafen, ein schmaler, 2875 m langer Kanal, [* 3] die Mündung des Flüßchens Penfeld, ist eingefaßt von schönen Kais, groß genug, um 16 Panzerschiffe [* 4] und 54 andre Kriegsfahrzeuge zu fassen, und gleichfalls mit Batterien stark befestigt. An seinem Eingang an der Reede erhebt sich auf 65 m hohem Felsen das alte feste Schloß, an der Stelle eines römischen Kastells im 13. Jahrh. erbaut, von Vauban umgestaltet, in der Form eines Trapezes, mit acht Türmen (darunter dem frei stehenden Wartturm), zahlreichen Gefängnissen (darunter den Oubliettes, mit Fallthüren versehenen Kerkern für heimlich Hinzurichtende).
Um den Kriegshafen herum befinden sich die großen, prächtigen Magazine, eine Marinekaserne (la Cayenne) für 3500 Mann, das große Arsenal, die ungeheuern Schiffswerften (mit interessanter Maschine [* 5] zum Einsetzen der Masten), das ehemalige (unter Napoleon III. geräumte) Bagno für Galeerensklaven, ein großartiges Marinehospital, die Werkstätten für Taue, Segel, Maschinenbau etc.: alles eng zwischen rings aufsteigenden Granitbergen liegend. Vor dem großen Magazin steht eine Fontäne mit Statue der Amphitrite und auf einem Sockel ein altes Geschütz venezianischen Ursprungs von Algier, la Consulaire. Im Kriegshafen sind täglich 8-9000 Arbeiter beschäftigt; durch den Kai steht derselbe mit der Stadt in Verbindung.
Ausdehnung (der festen

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Ausdehnung.Ein neuer und geräumiger Handelshafen wurde an der Reede selbst, an der Südseite der Stadt, in einer Ausdehnung [* 6] von 2 km angelegt. Die Stadt wird durch das Flüßchen Penfeld in zwei Teile geschieden, von denen der linke die eigentliche Stadt ist, der rechte, erst in neuerer Zeit entstandene nach einer alten Kapelle Recouvrance genannt wird; eine große Eisenbahnbrücke, welche aus zwei eisernen Flügeln von je 53 m Länge besteht, die sich in einer Höhe von 20 m über dem Wasserspiegel um turmähnliche Granitpfeiler drehen läßt und 1861 mit einem Kostenaufwand von 3 Mill. Frank vollendet wurde, verbindet beide Teile.
Der obere Stadtteil hat steile, krumme
Straßen, zum Teil mit Felsentreppen, so daß hier und da an das fünfte
Stockwerk die
Gärten andrer
Häuser stoßen; er enthält die
Kirche
St.-Louis mit schönem
Hochaltar. Die moderne Unterstadt
ist regelmäßig angelegt. Am Handelshafen liegt der
Cours Dajot, eine schöne
Promenade mit den Marmorstatuen des
Neptun und
der
Abundantia und weitem
Blick auf die
Reede. Brest
zählt ohne den industriellen
Vorort
Lambézellec (s. d.) (1881) 69,110 Einw.,
denen hauptsächlich die Bauthätigkeit und die Bedürfnisse des Kriegshafens
Erwerb bieten.
Getreide (Zusammensetz

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Getreide.
Außerdem betreiben dieselben etwas
Industrie, Fischfang,
Handel mit
Fischen (besonders
Makrelen und
Sardellen),
Wein,
Branntwein,
Getreide
[* 7] etc. Zur Einfuhr kommen vorzugsweise
Kolonialwaren und Schiffbaumaterial. Die
Bassins für die
Handelsschiffe sind meist
wenig besetzt, nur der transatlantische Passagierverkehr ist wichtig. 1882 sind im
Hafen 1485
Schiffe
[* 8] mit
132,733
Ton. ein- und 1482
Schiffe mit 127,277 T. ausgelaufen; der gesamte Warenverkehr im
Hafen von Brest
belief sich 1882 aus
155,315 T. (Ein- und Ausfuhr).
Seit 1869 führt von ein unterseeisches Telegraphenkabel nach Sidney auf Cape Breton in Nordamerika; [* 9] mit New York besteht eine regelmäßige Dampfschiffsverbindung. hat ein Lyceum, eine ausgezeichnete Schifffahrts-, eine Schiffbau- und eine Schiffsjungenschule, 3 öffentliche Bibliotheken (darunter die Stadtbibliothek mit 25,000 Bänden), ein naturhistorisches Kabinett, einen botanischen Garten, [* 10] eine Sternwarte [* 11] etc. und ist Sitz eines Marinepräfekten, eines Handelsgerichts und zahlreicher Konsulate fremder Staaten. - Im 9. Jahrh. war ein Dorf, erhielt aber bald durch ein Schloß als Dynastensitz Bedeutung.
Nach und nach wuchs der
Ort zur Stadt an, erhielt aber erst 1631 Wichtigkeit, als
Richelieu den
Hafen reinigen und die Hafenarbeiten
beginnen ließ, was der Stadt eine
Menge Ansiedler zuführte.
Schon zwei Jahre später lagen im
Hafen 33 große
Kriegsschiffe
versammelt. Die anfangs von
Holz
[* 12] aufgerichteten
Werften wurden unter
Colbert von
Steinen aufgeführt und 1680-88 die sehr starke
Befestigung des Platzes von
Vauban vollendet. 1694 wurden die
Engländer mit großem Verlust zurückgeschlagen, als sie sich,
mit den
Holländern vereint, des
Hafens bemächtigen wollten. Dagegen erlitt auf der
Reede von
Brest
die französische
Flotte unter
Villaret-Joyeuse von der englischen unter
Howe eine
Niederlage, wobei sechs franz.
Linienschiffe
den Engländern in die
Hände fielen und ein siebentes in den
Grund gebohrt ward.
Vgl. Levot,
Histoire de la ville et du
port de
Brest
(Brest 1864-75, 5 Bde.).