Donizetti
,
Gaetano, Opernkomponist, geb. zu Bergamo, machte seine Studien unter Simon Mayr daselbst und dem Pater Mattei in Bologna und widmete sich anfangs bloß der Kirchenkomposition im strengen Stil. Nach der Rückkehr in seine Vaterstadt (1814), wo er die Stelle eines Bassisten und Archivars an der Kirche Santa Maria Maggiore bekleidete, konnte er jedoch nicht lange der Anziehungskraft widerstehen, welche die Bühne auf alle italienischen Komponisten ausübt, und fünf Jahre später brachte er seine erste Oper: »Enrico di Borgogna« in Venedig [* 2] zur Aufführung. Sie gefiel zwar, machte aber ebensowenig wie 19 andre Opern, die er von 1818 bis 1828 schrieb (»L'Ajo nell' imbarazzo«, »Elvira«, »Alfredo il Grande«, »Olivo e Pasquale«, »Alahor in Granada«, [* 3] »Chiara e Serafino« u. a.),
größeres Aufsehen. Erst mit dem »Esule di Roma« [* 4] (1828 in Neapel [* 5] aufgeführt) hob sich sein Erfolg und sein Ruf. In raschester Folge erschienen jetzt von ihm in Genua [* 6] »Alina, regina di Golconda«, in Neapel ¶
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»Gianni di Calais«,
[* 8] »Il Giove di grasso«; ferner »Il
Paria«, »Il castello di Kenilworth«, »Il diluvio universale«, »Francesca di Foix«, »Imelda de' Lambertazzi«, »La
Romanziera« u. a., sämtlich für Neapel. Eine neue Periode für Donizetti
bezeichnete seine »Anna Bolena« (1831 für Mailand
[* 9] geschrieben),
der bis 1835 nebst mehreren andern die Opern: »L'elisir d'amore«, »Fausta«, »Il Furioso«, »Parisina«
folgten. In einer Art Wettstreit mit Bellini bei der Italienischen Oper zu Paris,
[* 10] in welchen er 1835 mit seinem »Marino Faliero«
gegen Bellinis »Puritani« eintrat, mußte er letzterm weichen, errang aber
noch in demselben Jahr mit seiner »Lucia di Lammermoor« (für Neapel) und »Belisario« (für Venedig) um
so größern Erfolg. Donizetti
war inzwischen 1834 zum Kapellmeister und Lehrer der Komposition am Konservatorium zu Neapel ernannt worden,
erhielt darauf 1836 auch die Professur des Kontrapunktes und wurde 1838, nach Zingarellis Tode, Direktor der Anstalt, gab jedoch
diese Stellung 1840 auf, um zum zweitenmal sein Glück in Paris zu versuchen, diesmal mit entschiedenem
Erfolg, denn er fand sowohl in der Großen Oper mit seiner »Favorite« als auch in der Komischen mit seiner »Fille du régiment«,
wenn auch nicht beim ersten Erscheinen dieser Werke, so doch bei den spätern Aufführungen, enthusiastischen Beifall.
Nachdem er 1842 seine »Linda di Chamounix« für Wien [* 11] komponiert hatte, wurde er zum österreichischen Hofkapellmeister ernannt, brachte 1844 seine »Catarina Cornaro« in Neapel auf die Bühne und begab sich darauf ein drittes Mal nach Paris, um hier neue Siege zu erringen. Allein infolge übermäßiger Anstrengungen im Komponieren und einer zügellosen Hingabe an die Genüsse des Lebens fiel er hier plötzlich in einen völligen Stumpfsinn, aus dem ihn kein Mittel wieder zu erwecken vermochte.
Zunächst im Irrenhaus zu Ivry bei Paris untergebracht, dann in seine Vaterstadt zurückgeführt, starb er hier Donizetti
, der
mit fabelhafter Leichtigkeit und Schnelligkeit produzierte, hat im ganzen 70 Opern komponiert, wobei er
freilich auf die Instrumentierung meist nur geringe Sorgfalt verwendete. Unter seinen ernsten Opern sind »Lucrezia Borgia«
(1834) und »Lucia di Lammermoor« (1835) unstreitig die besten; unter den komischen verdienen »L'elisir
d'amore« (1832),
»La fille du régiment« (1840) und »Don Pasquale« (1843) durch ihre Frische und Originalität
den Vorzug, wenn er auch in dieser Hinsicht hinter Rossini zurückstehen muß. Donizetti
ist in allen seinen Werken durchaus Italiener
und verfolgt die Richtung der Oper, welche von dem letztgenannten Meister angebahnt worden war. Er sorgt in erster Reihe für
leichten und bequemen Genuß durch augenblicklich ansprechende und erregende Melodien, doch zeigt er nicht
selten auch eine bewunderungswürdige Tiefe der Empfindung und dramatische Kraft.
[* 12] - Sein Bruder Giuseppe, geb. 1814, war längere
Zeit Direktor der Militärmusik des Sultans in Konstantinopel,
[* 13] wo er 1856 starb.