Titel
Mayr
,
1) Simon, Komponist, geb. zu Mendorf bei Ingolstadt, [* 3] studierte daselbst einige Zeit die Rechte, kam dann als Begleiter eines reichen Musikliebhabers nach Bergamo und begann hier sich mit Ernst der Musik zuzuwenden. Nachdem er seine Ausbildung in Venedig [* 4] unter Bertonis Leitung vollendet hatte, trat er 1791 mit dem Oratorium »Jacob a Labano fugiens« daselbst in die Öffentlichkeit, wurde jedoch bald darauf durch Piccini bestimmt, sich der Oper zu widmen, und schrieb infolgedessen die Oper »Saffo«, welche bei ihrer ersten Aufführung in Venedig 1794 solchen Beifall fand, daß sein Ruf sich bald über ganz Italien [* 5] verbreitete.
Von nun an bis 1814 brachte er nicht weniger als 77
Opern auf allen
Bühnen der
Halbinsel zur Aufführung und galt während
dieses Zeitraums nicht nur dem
Publikum, sondern selbst einem
Rossini als unübertreffliches
Muster eines dramatischen
Komponisten.
Mittlerweile hatte er (1802) die Kapellmeisterstelle an der
Kirche
Santa Maria
Maggiore in
Bergamo und 1805 die
Direktion der dortigen Musikschule übernommen, und ungeachtet glänzender
Engagements nach
London,
[* 6]
Lissabon,
[* 7]
Dresden
[* 8] und
Mailand
[* 9] blieb er auf dem genannten
Posten bis zu seinem
Tod Mayrs
Ruhm in
Italien erlosch mit dem Auftreten
Rossinis, und seine
äußerlich durchaus italienischen, jedoch mit deutschem Fleiß gearbeiteten
Opern sind gegenwärtig völlig
vergessen. Nachdem er sich von der
Bühne verdrängt sah, widmete er sich mit
Eifer dem
Unterricht und bildete zahlreiche
Schüler,
darunter
Donizetti.
2) Johann Georg, Kartograph, geb. 1800 zu Brixlegg in Tirol, [* 10] erhielt 1824 eine Anstellung im topographischen Bureau in München [* 11] und wurde vorzugsweise bei dem großen topographischen Atlas [* 12] von Bayern [* 13] verwendet. 1836 zum Revisor, 1840 zum Inspektor der Kupferstechersektion ernannt und 1852 in Ruhestand versetzt, starb er in München. Unter seinen Kartenwerken ist namentlich der bekannte und ausgezeichnete »Atlas der Alpenländer« (Gotha [* 14] 1858-62, 9 Blatt; [* 15] Supplement 1865) hervorzuheben. Auch schrieb er: »Der Mann von Rinn (Jos. Speckbacher) und die Kriegsereignisse in Tirol 1800« (Innsbr. 1851).
3)
Georg,
Statistiker und Volkswirt, geb. zu
Würzburg
[* 16] als Sohn des dortigen
Professors Aloys Mayr
, studierte zu
München
und habilitierte sich 1865 an der
Universität daselbst, ward 1868 außerordentlicher
Professor, 1869
Hermanns
Nachfolger in der Leitung des
Statistischen
Büreaus, später auch
Ministerialrat, als welcher er 1869 die
»Zeitschrift des bayrischen
Statistischen
Büreaus« gründete, in der er zahlreiche, meist auf
Bevölkerungsstatistik bezügliche
Arbeiten veröffentlichte.
Außerdem schrieb er: »Die
Organisation der amtlichen
Statistik«
(Münch. 1876);
»Die Gesetzmäßigkeit im Gesellschaftsleben« (das. 1877),
eine populäre Darstellung der Statistik;
»Das Deutsche Reich [* 17] und das Tabaksmonopol« (anonym, Stuttg. 1878).
Im September 1879 als kaiserlicher Unterstaatssekretär in das elsässische Ministerium nach Straßburg [* 18] berufen, trat er 1887 zurück und lebt jetzt in München.