Bergămo,
eine Provinz Oberitaliens, zur Lombardei gehörig, grenzt nördlich an die Provinz Sondrio, östlich an Brescia, südlich an Cremona, westlich an Mailand [* 2] und Como und umfaßt 2828 qkm (51,3 QM.). Der nördliche Teil des Landes ist von den südlichen Kalk- und Dolomitalpen (Bergamasker Alpen, [* 3] bis 3582 m hoch) erfüllt, die sich bis zur Hauptstadt erstrecken, und zwischen denen die schönen Thäler Seriana und Brembana liegen; der südliche Teil gehört der lombardischen Ebene an. Unter den Flüssen sind der Serio und Brembo, welche die genannten Thäler durchfließen, und die Adda (auf der Südwestgrenze) die bedeutendsten.
Bevölkerungsstatistisc

* 4
Bevölkerung.
Auf der Ostgrenze liegt der Iseosee, welchen der
Oglio (aus dem
Val
Camonica) durchfließt.
Mineralquellen sind zu
Trescore,
San
Pellegrino u. a. O. Die
Bevölkerung
[* 4] zählt (1881) 390,775
Seelen. Die Bergamasken sind in
Italien
[* 5] als plump
und dabei verschmitzt verschrieen und sprechen einen rauhen
Dialekt. Ein
Wörterbuch der Bergamasker
Dialekte lieferte
Tiraboschi
(2. Aufl., Bergamo
1873). Die stehenden Possenreißer der italienischen Volkskomödie, der tölpische
Arlecchino und der schlaue Brighello, sind Bergamasken.
Die höhern Gegenden sind reich an
Weiden, aber die einst so blühende
Viehzucht
[* 6] liegt gegenwärtig danieder;
hingegen steht in den
Ebenen und in der Hügelregion die
Kultur von
Mais,
Wein und
Maulbeerbäumen in hoher
Blüte.
[* 7] Auch andres
Getreide,
[* 8]
Reis
und
Flachs werden in der
Provinz angebaut, welche außerdem ziemlich viel
Wald enthält. Die
Jagd auf
Wild, aber
auch auf
Singvögel wird hier stark betrieben. An
Mineralien
[* 9] finden sich
Eisen,
[* 10]
Marmor und vorzügliche
Wetzsteine. Außerdem
bildet die
Seiden-, die metallurgische und die Tuchindustrie einen
Erwerb der Bewohner. Die
Provinz zerfällt in die
Kreise
[* 11] Bergamo
,
Clusone
und
Treviglio.
Neustadt

* 12
Neustadt.Die gleichnamige Hauptstadt liegt äußerst malerisch am Fuß der Alpen, 380 m ü. M., zwischen Hügeln in fruchtbarer, gut angebauter Gegend an der Oberitalienischen Eisenbahn und besteht aus einer Alt- und einer Neustadt [* 12] mit weitgestreckten Vorstädten. Erstere (Città) zieht sich amphitheatralisch an einer Anhöhe empor und ist mit hohen Mauern und spitzen Bastionen umgeben; letztere (i Borghi) liegt in der Ebene. Beide Teile sind durch die Strada Vittorio Emmanuele verbunden.
In der Mitte der Altstadt liegt die Piazza Garibaldi, wo sich die Hauptgebäude der Stadt beisammen finden: der mittelalterliche Palazzo Vecchio (della Ragione) mit dem Stadtturm;
das Stadthaus, ein Renaissancebau von V. Scamozzi;
der Dom (ursprünglich von Ant. Filarete erbaut, im 17. Jahrh. gänzlich umgestaltet) mit Kuppel;
dabei das jüngst restaurierte Baptisterium;
die Kirche Santa Maria Maggiore, ein schöner romanischer Bau (von 1173) mit den Denkmälern der Musiker Donizetti und S. Mayr, und die darangebaute prachtvolle Cappella Colleoni mit den Grabmälern des Generals Colleoni und dessen Tochter Medea.
Italien, nördliche Häl

* 13
Oberitalien.
Vom alten
Kastell auf dem
Hügel
San Virgilio, nordwestlich über der
Altstadt, genießt man eine ausgedehnte
Fernsicht. In der untern Stadt liegen die Accademia
Carrara mit trefflicher Gemäldesammlung und die sogen.
Fiera, ein großes
Steingebäude mit 540
Buden und einem großen
Saal in jeder
Ecke, worin jährlich die berühmte Bartholomäusmesse abgehalten
wird. Die Stadt zählt (1881) 23,819, mit den Borghi 33,977 Einw.
Durch gewerbliche Thätigkeit hat sich Bergamo
von jeher ausgezeichnet; es hat zuerst die
Seidenzucht in Oberitalien
[* 13] eingeführt,
erlangte durch seine Schafzucht weiten
Ruf, lieferte den besten Eisendraht und leistete sogar im Orgelbau Ungewöhnliches.
Bergamotte - Bergbau

* 16
Seite 2.722.
Gegenwärtig werden außer der Seidenindustrie namentlich Baumwollweberei und Fabrikation von
Tuch,
Hüten,
Papier,
Wagen und Metallwaren betrieben; der Handelsverkehr ist sehr lebhaft. hat ein
Lyceum und ein
Gymnasium, ein
Institut für
Mineralogie und
Metallurgie, eine technische
Schule, ein
Seminar, einen botanischen
Garten,
[* 14] eine städtische
Bibliothek (80,000
Bände), eine
Kunstakademie (s.
oben), ein
Athenäum der
Wissenschaften und der
Künste, ein großes
Krankenhaus
[* 15] mit Irren- und Findelhaus, ein Taubstummeninstitut. Es ist Sitz eines
Präfekten und eines
Bischofs, ferner der Geburtsort
des Musikers
Donizetti sowie des Philologen
Mai und hat reiche und blühende Umgebungen mit zahlreichen
Villen. - Bergamo
ist das
antike Bergomum, eine der ältesten
Anlagen der
Kelten
(Gallier) in Oberitalien, war später römisches
Munizipium und unter den
Langobarden
Residenz eigner
Herzöge. Im
Mittelalter gut ghibellinisch gesinnt, hielt die Stadt zu
Como,
wurde aber 1332 nach schweren Parteikämpfen von Azzo
Visconti mit
Mailand verbunden. 1402 wurde der herzogliche
Vikar von den
Guelfen vertrieben und
Roger
Suardi zum
Statthalter erwählt, welcher an Pandolfo
Malatesta verkaufte (1407),
unter dessen
Regierung die Stadt rasch aufblühte. 1419 kam sie wieder an
Philipp
Maria
Visconti von
Mailand und nach dessen
¶
mehr
Tod 1428 an die Venezianer, welche sie stark befestigten und bis 1796 in Besitz derselben blieben. Seit 1814 österreichisch,
teilte Bergamo
die Schicksale des Lombardisch-Venezianischen Königreichs.