Horizont
[* 1] (v. griech. horizein, »begrenzen«),
der begrenzende
Kreis,
[* 2]
Gesichtskreis, heißt der
Kreis, in welchem sich scheinbar der halbkugelförmige
Himmel
[* 3] und die Erdoberfläche
schneiden, wenn man sich auf offenem
Meer oder in einer weiten
Ebene befindet. Der Standpunkt des Beobachters
bildet den
Mittelpunkt dieses
Kreises. Die Astronomen unterscheiden den scheinbaren und den wahren Horizont;
ersterer ist der
Durchschnitt
der scheinbaren Himmelskugel mit der
Ebene, welche die
Erde im Standpunkt A des Beobachters berührt, letzterer dagegen der
Schnitt einer parallelen, durch den Erdmittelpunkt O gelegten
Ebene mit der Himmelskugel. In
[* 1]
Fig. 1 bedeutet der kleine
Kreis
um O die
Erde, der große die Himmelskugel; der scheinbare Horizont
von A ist daher ein
Kreis mit dem
Durchmesser H1H1, der
senkrecht zur Papierebene steht, der wahre aber hat
HH als
Durchmesser.
Für einen Himmelskörper M mit merklicher
Parallaxe,
[* 4] wie für den
Mond,
[* 5] ist die auf den wahren Horizont
bezogene
Höhe h größer
als die auf den scheinbaren Horizont
bezügliche h1, welche die
Beobachtung liefert; der Unterschied ist der
Winkel
[* 6] p1, die
sogen.
Höhenparallaxe. Steht ein solcher
Körper für den Beobachter A im (scheinbaren) Horizont
, so ist seine
Höhe über dem wahren Horizont
noch gleich dem
Winkel H1OH = p, den man die Horizont
alparallaxe des Himmelskörpers nennt; vgl.
Parallaxe.
Bei
Beobachtung von
Fixsternen sind beide Horizonte
als zusammenfallend zu betrachten. Die
Ebene des Horizonts
heißt die Horizontalebene;
sie steht senkrecht auf der
Richtung der
Schwere, die uns das
Lot, ein ruhendes
Pendel,
[* 7] angibt, und wird
unmittelbar durch die Oberfläche einer ruhenden
Flüssigkeit bezeichnet.
Darin liegt der
Grund für die Verwendung der
Wasserwage
zum Horizont
alstellen von
Linien und
Ebenen bei astronomischen und geodätischen Beobachtungsinstrumenten. Zu manchen
Beobachtungen,
insbesondere zur Messung von
Sonnen- und Sternhöhen auf dem
Festland mit dem
Spiegelsextanten, braucht
man eine spiegelnde horizontale
Ebene, einen sogen. künstlichen Horizont
, um den scheinbaren
Abstand (Winkelabstand) zwischen der
Sonne
[* 8] oder dem
Stern und dem Spiegelbild messen zu können.
Man kann hierzu eine kleine Wasserfläche von 25-100 qcm in einem flachen, innen geschwärzten
Gefäß
[* 9] benutzen oder besser eine dünne Quecksilberschicht, auch eine mit
Ruß gefärbte Ölschicht.
Größer als angegeben nimmt
man die
Fläche nicht, weil sonst leicht durch
Erschütterungen,
Winde
[* 10] etc.
Bewegungen auf ihr entstehen. Der
Kreis, in welchem
für unsern
Blick
Himmel und
Erde zusammenzustoßen scheinen, fällt indessen niemals streng mit dem scheinbaren
Horizont
zusammen; er liegt nicht in der Berührungsebene der
Erde, sondern in einer ihr parallelen und zwar um so tiefer unter
jenem, je höher der Standpunkt des Beobachters ist. In
[* 1]
Fig. 2 ist
O der
Mittelpunkt und OA = r der
mehr
Radius der kugelförmig angenommenen Erde, B ist das Auge [* 12] eines Beobachters in der Höhe AB = h über der Erdoberfläche. In diesem Fall ist
C D = 2r/(r+h) √h(2r+h)
der Durchmesser des vom Beobachter übersehenen Preises, des sogen. natürlichen Horizonts.
Die Linie vom Auge nach einem Punkt
auf dem Umfang dieses Kreises ist nicht mehr horizontal
, sondern bildet mit der Horizontalen B H den nach
unten gerichteten Winkel HBC = d, die sogen. Depression
[* 13] des Horizonts
oder Kimmtiefe, welche durch die Formel
tan d = √h(2r+h) / r
bestimmt ist und folgende Werte hat:
h | d |
---|---|
1 m | 1' 47" |
2 m | 2' 31" |
3 m | 3' 5" |
4 m | 3' 33" |
4 ^[richtig: 5 m] | 3' 59" |
6 m | 4' 21" |
7 m | 4' 42" |
8 m | 5' 2" |
9 m | 5' 20" |
10 m | 5' 38" |
11 m | 5' 54" |
12 m | 6' 10" |
13 m | 6' 25" |
14 m | 6' 39" |
15 m | 6' 53" |
16 m | 7' 7" |
17 m | 7' 20" |
18 m | 7' 33" |
19 m | 7' 45" |
20 m | 7' 57" |
In der Meßkunst heißt Horizont
s. v. w. Niveau (s. d.).
[* 11] ^[Abb.: Fig. 2. Geometrische Konstruktion.]