Sagua
,
Volk, s. Buschmänner.
Sagua
4 Wörter, 30 Zeichen
Sagua,
Volk, s. Buschmänner.
ein zur Hottentotenrasse gehöriges Volk im südwestlichen Afrika [* 3] (s. Tafel »Afrikanische Völker«, [* 4] Fig. 25, 26), wahrscheinlich die Urbewohner des Landes, die aus einer sehr tiefen Gesittungsstufe stehen und allmählich dem Untergang entgegengehen. Sie selbst nennen sich Saan (Sân) oder Sagua (Singular Maskulinum Sap, Femininum Sas), was wahrscheinlich von sâ (ruhen) abzuleiten ist, wonach es die »Seßhaften« bedeutet. Die Kaffern nennen sie Abatua, die Basuto Baroa (»Bogenmänner«),
die Betschuanen Makautu. Der Name Buschmänner (Bosjemans, »Waldmenschen«) wurde ihnen von den ersten holländischen Kolonisten des Kaplandes gegeben. Die Wohnsitze dieses zwischen Hottentoten und Betschuanen inselartig eingesprengten Volkes erstrecken sich vom Atlantischen Ozean bis etwa zum 23.° östl. L. v. Gr. und vom 20. bis 30.° südl. Br. Nirgends wohnen sie aber auf diesem Raum in größern Mengen zusammen, überall nur horden- und stammweise in den traurigsten und ödesten Landstrichen, fast in beständiger feindlicher Berührung ¶
mit ihren Nachbarn, von denen sie gehetzt und vernichtet werden. Sie sind hager und klein von Statur (etwa 1½ m hoch), dabei von großer Häßlichkeit der Gesichtszüge, sonst aber wohlgebildet, äußerst gewandt und der unglaublichsten Anstrengung fähig. Ihre Farbe wechselt zwischen Hellgelb und Dunkelbraun. Sie haben kurzes Wollhaar, dessen einzelne Kräusel sich in zolllange Löckchen verlängern, welche herabhängen und bei vielen Stämmen mit Sorgfalt gepflegt werden.
Ihrem Wesen nach sind sie träge, roh, grausam, rauf- und raubsüchtig; doch zeichnen die Frauen sich durch Keuschheit aus, und die nördlichen Stämme stehen weit über den südlichen. Sie gehen ganz nackt, nur auf dem Rücken tragen sie ein feines Fell. Sie leben in Höhlen, Felsspalten, an einer Bergwand, in einem ausgehöhlten Ameisenhaufen etc. oder in zerbrechlichen Hütten [* 6] aus Matten und bauen höchstens etwas Dacha oder wilden Hanf zum Rauchen. Sonst ist ihnen Ackerbau wie Viehzucht [* 7] fremd.
Haben sie kein Wild, so nähren sie sich von Ameiseneiern, Heuschrecken, [* 8] wildem Honig und den kleinen Zwiebeln der zahlreichen Irisarten ihres Gebiets. Wilde Tiere fangen sie in Gruben, durch giftiges Wasser etc. Bei ihren Raubanfällen bedienen sie sich fast ausschließlich der Bogen [* 9] und vergifteter, schnell tötender Pfeile, die sie mit großer Sicherheit auf 100-150 Schritt zu schießen verstehen. Früher waren sie der Schrecken der Grenzdistrikten und noch in neuerer Zeit fürchteten Kolonisten wie Hottentoten trotz ihrer eignen Feuergewehr die Raubanfälle der Buschmänner. Alle Bemühungen von Gouverneuren, Privatpersonen und Missionären, die Buschmänner zu zivilisieren, sind an ihrem unüberwindlichen Hang zum vagabundierenden Leben gescheitert.
Nur jung gefangen, sind einzelne treue und nützliche Hirten der Bauern geworden und haben sich für gute Behandlung dankbar gezeigt. Sie haben eine unbestimmte Vorstellung von einem höchsten Wesen und eine noch unbestimmtere vom Mein und Dein. Die Sprache [* 10] der Buschmänner zerfällt in mehrere untereinander sehr stark differierende Dialekte (Baroa, Khuai u. a.) und repräsentiert den niedrigsten aller bis jetzt bekannten Sprachtypen. Zahlwörter gibt es nur für eins und zwei; alles, was darüber hinausgeht, wird durch »viel« mit gleichzeitiger Aufhebung der entsprechenden Anzahl Finger ausgedrückt. An grammatischen Formen scheinen fast nur Bezeichnungen des Genitivs und der Mehrzahl vorhanden zu sein, welch letztere durch Wiederholung des Worts ausgedrückt wird. Am bezeichnendsten sind aber die mißtönenden Schnalzlaute, die fast in jedem Wort vorkommen. Es gibt mindedesten fünf Arten derselben, und sie scheinen im Buschmännischen heimisch und erst von da aus in das nicht damit verwandte Hottentotische, von letzterm aus in einige der Kaffernsprachen eingedrungen zu sein. Da die Sprache überall das Bestreben zeigt, harte und schwer sprechbare Laute mit weichern, geringere Muskelanstrengung erfordernden zu vertauschen, so darf man, nach Bleek, in denjenigen Sprachen, die von rauhen und fast unaussprechlichen Lauten voll sind, die altertümlichsten Sprachformen erblicken.
Durch Bleeks (s. d.) Forschungen ist nebst der Sprache auch die merkwürdige Mythologie und Tierfabel der Buschmänner zuerst näher bekannt geworden. Bei Beginn der Kapansiedelung fanden sich die Buschmänner südlich bis zu Ribeekskastel unter dem Namen Sonqua, und die seltsamen Zeichnungen an den Wänden in ihren Höhlen findet man in fast jedem Teil der Kolonie. Gegenwärtig hat sich ihre Zahl infolge der Vernichtungskriege holländischer und englischer Kolonisten gegen sie sehr verringert, und die fortschreitende Kultur in Südafrika [* 11] arbeitet emsig an ihrem gänzlichen Untergang.
Vgl. Waitz, Anthropologie der Naturvölker, Bd. 2 (Leipz. 1860);
Fritsch, Die Eingebornen Südafrikas (Bresl. 1872);
Holub, Sieben Jahre in Südafrika (Wien [* 12] 1881, 2 Bde.).