Bronzieren
(franz. bronzer), Gegenständen aus Metall, Holz, [* 2] Gips [* 3] etc. das Ansehen von Bronze [* 4] oder nichtmetallischen Gegenständen ein metallisches Ansehen geben, auch die blanke Oberfläche von Metallen mit einem dünnen, farbigen, verschönernden Überzug versehen, der das Anlaufen und Rosten verhindern soll. Sehr allgemein verwendet man hierzu die Bronzefarben (s. d.), welche man auf einen halb getrockneten, nur noch wenig klebenden Ölanstrich streut und mit einem weichen Leinwandbausch einreibt oder direkt mit Leinölfirnis anmacht und dann mit dem Pinsel gleich einer Farbe aufstreicht.
Rohe Eisengüsse bürstet man mit nassen Kratzbürsten aus Messing- oder Kupferdraht und erzielt je nach der Farbe des Drahts, welche aus sehr verschiedenen Legierungen hergestellt werden kann, verschiedene Effekte. Taucht man das mit Säuren blank gebeizte Eisen [* 5] in Kupfervitriollösung, so erhält es einen dünnen Kupferüberzug; auch kann man einen solchen und verschiedenfarbige Messingüberzüge auf galvanischem Weg erzeugen. Zinn und Zinnlegierungen überpinselt man leicht mit einer Lösung von 1 Teil Kupfervitriol und 1 Teil Eisenvitriol in 20 Teilen Wasser, sodann nach dem Trocknen mit einer Lösung von 1 Teil Grünspan in 4 Teilen Essig und macht sie nach abermaligem Trocknen durch Bearbeiten mit einer weichen Bürste, anfangs unter Zuhilfenahme von Blutsteinpulver, und Anhauchen glänzend.
Zuletzt überzieht man sie leicht mit Goldfirnis. Neuen Bronzegußwaren gibt man einen matten bräunlichen Ton durch anhaltendes Bürsten mit einer Lösung von 4 Teilen Salmiak und 1 Teil Sauerkleesalz in 210 Teilen Essig. Man bürstet, bis die bearbeitete Stelle trocken ist, und wiederholt das Verfahren einigemal in einem recht warmen Zimmer. Man kann die Bronzen auch in einem Zimmer aufstellen, in welchem sich aus schwacher, in Schalen gegossener Schwefelleberlösung Schwefelwasserstoff entwickelt; es bildet sich dann eine zarte braune Schicht aus Schwefelkupfer. Legt man Kupfer [* 6] kurze Zeit in sehr schwache Schwefelleberlösung und bürstet es nach dem Spülen, so wird es grauschwarz. Sehr gebräuchlich ist die Erzeugung eines braunen, sanft ¶
mehr
glänzenden Überzugs von Kupferoxydul, welcher sich besser hält und schöner aussieht als die rote Metallfarbe. Man erhält denselben durch Überziehen des ganz reinen, polierten Kupfers mit einem Brei aus Kolkothar und Wasser, Trocknen, Rotglühen und Abwischen, oder man überstreicht das Kupfer mit einem Brei aus 1 Teil feinen Hornraspelspänen, 4 Teilen Grünspan, 4 Teilen Kolkothar und etwas Essig, erhitzt über direktem Feuer bis zur Schwärzung, wäscht ab und trocknet.
Zum Bronzieren
von Medaillen kocht man 2 Teile Grünspan und 1 Teil Salmiak mit Essig, bis sich kein Schaum mehr bildet, verdünnt mit
Wasser, bis die Lösung nur noch schwach metallisch schmeckt, gießt sie vom Bodensatz ab und schüttet
sie siedend auf die Medaillen, welche auf hölzernem Rost in einer Schale so gelagert sind, daß die Flüssigkeit sie überall
bespült. Man kocht sogleich weiter und achtet genau auf das Eintreten des gewünschten Farbentons. Dann bringt man die Medaillen
schnell in viel Wasser, spült sie sorgfältig ab, trocknet sie gut und bürstet sie mit einer weichen
Bürste.
Auch beim Kochen in konzentrierter Lösung von chlorsaurem Kali mit salpetersaurem Ammoniak wird Kupfer angenehm gelblichbraun und kann dann leicht nach dem Spulen und Trocknen durch Erhitzen dunkler gemacht werden. Messing wird sehr dauerhaft braun gefärbt durch 2-3 Minuten langes Bestreichen mit einer Lösung von 1 Teil kristallisiertem Grünspan und 1 Teil Salmiak in 256 Teilen Wasser, Erhitzen über Kohlenfeuer, bis es mit Kupferfarbe anläuft, und 10-25maliges Bestreichen und Erwärmen mit der auf 600 Teile verdünnten Lösung.
Während der Arbeit sich zeigende Flecke werden sogleich mit seinem Ziegelmehl abgerieben. Schwarz färbt man Messing durch wiederholtes Bestreichen des geschliffenen und sorgfältig gereinigten Metalles mit einer handwarmen Lösung von salpetersaurem Kupferoxyd und Erhitzen über Kohlenfeuer. Zur Erhöhung des Tons wird das Messing schließlich mit Baumöl abgerieben. Man kann das Messing auch in eine 40° warme Lösung von ½ Teil Arsensäure, 1 Teil Salzsäure, 20 Teilen Wasser und ¼ Teil Schwefelsäure [* 8] tauchen, abwaschen und trocknen.
Mattiert und grünlichgrau wird Messing durch wiederholtes Bestreichen mit sehr verdünnter Kupferchloridlösung. Prachtvoll violett färbt man es durch gleichförmiges Erhitzen auf eine Temperatur, bei der man es eben noch handhaben kann, und einmaliges gleichförmiges Bestreichen mit dem Liquor stibii chlorati der Apotheken. Schöne Färbungen erhält man mit einer Lösung von 50 g unterschwefligsaurem Natron in ½ Lit. Wasser, welche mit einer Lösung von 15 g Bleizucker in 250 ccm Wasser vermischt wurde.
Man stellt das Gefäß [* 9] mit der siedenden Mischung in eine Polsterung von Haaren, um sie recht gleichmäßig warm zu erhalten, und taucht dann die sorgsam gereinigten Metalle ein. Eisen wird stahlblau, Zink bronzefarben; auch Kupfer färbt sich sehr schön, nur nicht goldgelb. Nimmt man zu der Lösung statt des Bleizuckers ein gleiches Gewicht Kupfervitriol, so wird Messing schön rot, dann grün, zuletzt prachtvoll braun mit grünem und rotem Irisschimmer. Dieser Überzug ist sehr haltbar.
In der kupferhaltigen Lösung, welcher man noch ein Drittel des Bleizuckers zusetzt, wird Zink schön schwarz, und der Ton wird durch einen dünnen Wachsüberzug sehr gehoben. In einer kochenden Lösung von 1 Teil Brechweinstein und 1 Teil Weinstein in 30 Teilen Wasser und 3-4 Teilen Salzsäure überzieht sich Messing mit prachtvollen, dauerhaften Lüsterfarben; zuerst erscheint Goldfarbe, dann Kupferrot, herrliches Violett, zuletzt Blaugrau. Zinkguß färbt man schwarzbraun durch Bestreichen mit Kupfervitriollösung;
die hervorragenden Stellen nehmen beim Reiben mit wollenen Lappen Kupferglanz [* 10] an.
Braun bis braunschwarz wird das Zink durch Einlegen oder Bestreichen mit stark verdünnter Kupferchloridlösung, Erwärmen, Bürsten, Spulen und Trocknen;
stärkere und heißere Lösungen geben dunklere Töne;
kupferrot wird die Färbung mit einer Lösung von Kupferchlorid in Salmiakgeist, und sie zieht ins Gelbe, wenn die wässerige Kupferchloridlösung mit Essig versetzt wird.
Schwarz färbt man Zink, indem man 100 g Antimonchlorid in 1 kg Weingeist löst, 50 g Salzsäure zusetzt, den Zink damit bestreicht, schnell trocknet, abermals bestreicht, an einem warmen Ort möglichst schnell trocknet und mit Leinölfirnis abreibt. Ein sehr fest haftender schwarzer Überzug entsteht auf Zink, wenn man diesen blank scheuert und einige Augenblicke in eine Lösung von 4 Teilen schwefelsaurem Nickeloxydulammoniak in 40 Teilen Wasser und 1 Teil Schwefelsäure taucht, dann spült und trocknet.
Durch Behandeln mit der Kratzbürste wird der schwarz gefärbte Zink bronzefarben. Silber wird häufig dunkelgrau gefärbt (oxydiertes Silber), indem man die polierten Stücke in eine sehr verdünnte, mit etwas Salmiakgeist vermischte Schwefelleberlösung oder in sehr verdünntes Schwefelammonium legt, dann spült, trocknet und vorsichtig schleift. Gußeisen soll täuschend ähnlich das Ansehen von Bronze erhalten, wenn man es, sorgfältig gereinigt, mit einem sehr zarten Überzug von Pflanzenöl versieht und dann in einem Ofen so stark erhitzt, daß nicht gefettetes Gußeisen blau anläuft.
Über die Erzeugung der Antikbronze s. Patina. Bronzieren
des Eisens, s. Brunieren. Holzgegenstände überstreicht
man dreimal mit einer starken Farbe aus Kreide
[* 11] und Leimwasser, schleift nach dem Trocknen mit Schachtelhalm oder Glaspapier, stäubt
ab, gibt einen Anstrich mit Leimwasser, nach dem Trocknen desselben einen zweiten mit stärkerm Leimwasser und trägt, solange
dieser noch naß ist, Bronzepulver mit einem Haarpinsel auf. Vorteilhaft färbt man den letzten Leimanstrich mit wenig Ocker,
Chromgelb oder Bleiweiß,
[* 12] welch letzteres einen schwachen Zusatz von Ruß erhalten muß; hervorragende Stellen kann man nach
dem Bronzieren
mit einem Polierstahl bearbeiten.
Man streicht das Holz auch 2-3mal mit einer grünen, mit Leinölfirnis abgeriebenen Farbe, setzt einen
sehr dünnen Ölfirnis darüber und reibt mit der Fingerspitze eine geringe Menge Metallgold auf den hervorragendsten Erhöhungen
ein. Gips bestreicht man wiederholt mit Leinölfirnis und pudert dann die Bronzefarbe auf. Besser eignet sich ein Anstrich mit
Eisen- und Kupferseife, die mit Leinölfirnis und Wachs zusammengeschmolzen wurde. Die Masse wird aus den
erhitzten Gips aufgetragen, worauf man diesen nach einigen Tagen mit einem Leinwandläppchen abreibt und an den hervorragenden
Teilen mit etwas Musivgold versieht. Auch mit sogen. Eisenschwarz (fein verteiltem Antimon) kann man Gips bronzieren.
Statt der Ölfarbe
benutzt man auf Holz, Steingut, Porzellan etc. vorteilhaft einen Anstrich mit Wasserglaslösung, muß aber
Porzellan und Steingut nach dem Aufpudern des Bronzepulvers schwach erwärmen.