Baroche
(spr. Drosch), Pierre Jules, franz. Staatsmann, geb. zu La Rochelle, studierte die Rechte, wurde Advokat und 1846 Batonnier der Advokaten des Appellhofs zu Paris. [* 2] Seit 1844 Mitglied der Deputiertenkammer für Nantes, [* 3] schloß er sich der dynastischen Opposition an, nahm an der Reformbewegung 1847-48 Anteil und unterzeichnete die Anklage gegen das Ministerium Guizot. In der konstituierenden Nationalversammlung 1848 näherte er sich mehr und mehr der Rechten, und nach der Wahl vom 10. Dez. unterstützte er den Präsidenten Ludwig Napoleon.
Als Generalstaatsprokurator am Appellhof zu
Paris spielte er in den politischen
Prozessen jener Zeit eine gehässige
Rolle.
Im März 1850 übernahm er das
Ministerium des Innern; die Beschränkung des
Stimmrechts, die
Suspension des
Versammlungsrechts,
die Wiedereinführung des
Zeitungsstempels, die
Erhöhung der
Kautionen, das
Gesetz über die
Deportation
politisch Verurteilter und andre Maßregeln waren Baroches
Werk. Mit der
Nationalversammlung in
Konflikt geraten, trat Baroche
mit
dem ganzen
Ministerium zurück, übernahm aber in dem sogen. Übergangsministerium vom 10. April d. J.
das
Auswärtige.
Als der
Präsident den
Ministern zumutete, die
Zurücknahme des neuen Wahlgesetzes vom 31. Mai der
Kammer zu
beantragen, gab Baroche
seine Entlassung. Nach dem
Staatsstreich wurde Baroche
1852 zum
Präsidenten des neuorganisierten
Staatsrats ernannt. Im
Januar 1860 verwaltete er interimistisch das
Ministerium des
Auswärtigen und spielte dann als
Minister
ohne
Portefeuille oder Sprechminister in den
Debatten der
Kammer und des
Senats durch seine gewandte Advokatenberedsamkeit
eine hervorragende
Rolle. Im Juni 1863 übernahm Baroche
das
Ministerium der
Justiz, dann auch das des
Kultus, welches von dem des
öffentlichen
Unterrichts getrennt worden war. Als im Juli 1869, in Aussicht der vom
Kaiser versprochenen konstitutionellen
Reformen, die
Neubildung des
Ministeriums ohne
Rouher erfolgte, fiel auch Baroche.
Nach dem
Sturz des Kaiserreichs floh
Baroche
aus
Frankreich nach der
Insel
Jersey, wo er 29. Okt. d. J. starb.