Arsen.
Die außerordentliche Giftigkeit der meisten Arsen
verbindungen erfordert ganz besonders
ausgedehnte Anwendung und strenge
Durchführung von Schutzmaßregeln, deren Wirksamkeit aber auch eine so vortreffliche ist,
daß chronische Arsen
vergiftungen mit dauerndem Siechtum immer seltener geworden sind. Der Gesundheitszustand der
Arbeiter
in den Arsen
bergwerken und den Arsenhütten ist ein relativ guter. Dies erklärt sich zum Teil auch dadurch,
daß sich der
Organismus allmählich an die schädlichen Einflüsse gewöhnt.
Bei Gewinnung und Verarbeitung von gediegenem Arsen
ist dasselbe feucht zu erhalten, und wenn dies nicht möglich
ist, sind Schutzmasken und
Handschuhe anzuwenden, da der
Staub durch den sauren
Schweiß zu arseniger
Säure oxydiert wird. Ebenso
sind bei der
Sublimation und beim
Sortieren des
Sublimats große Vorsichtsmaßregeln gegen
Dämpfe und
Staub anzuwenden. Die
Hütte
ist gegen die Umgebung gut abzuschließen, Rückstände und
Scherben der
Apparate sind sorgfältig beiseite zu schaffen.
Grubenwässer, Aufbereitungswässer und durch
Erz- und Berghalden sickernde Meteorwässer sind nicht so gefährlich, wie man
glauben sollte, da gelöste
arsenige Säure durch
Kalk,
Eisenoxyd und andre
Basen wieder abgeschieden wird.
Wo dies nicht der
Fall ist, sind die
Abwässer mit
Kalkmilch zu mischen und nach
Absetzen des
Niederschlags abzulassen. Erkrankungen
der
Arbeiter infolge von Arsen
wirkungen sind selten und immer nur leichter
Natur, schwere
Fälle kommen nur
durch grobe Unvorsichtigkeit bei der
Sublimation vor. Bei der
Darstellung von arseniger
Säure sind dieselben Vorsichtsmaßregeln
anzuwenden. Die
Öfen
[* 2] sind mit einem Blechmantel umgeben, so daß irgendwie austretende
Dämpfe sofort in eine
Esse abgesogen
werden können.
Die größte Gefahr liegt bei Beschickung der Sublimations- und Entleerung der Kondensationsapparate ^[richtig : Beschickung und Entleerung der Sublimations- und Kondensationsapparate]. Vorbinden von Tüchern, Benutzung von Handschuhen sind dringend geboten, auch sind die nackten Hautteile häufig mit Wasser, besser mit solchem, welches etwas Kalk gelöst oder Eisenhydroxyd aufgeschwemmt enthält, zu waschen und der Mund mit solchem Wasser zu spülen. Für die gefährlichsten Arbeiten ist ein Anzug zu benutzen, der an Hals, Händen und Füßen zugebunden wird; für den Kopf dient eine sackförmige Kappe mit Glasfenstern.
Für die
Arbeiter empfiehlt sich häufiger
Genuß von schleimigen und fetten
Speisen,
Wasser soll nicht oder nur mit
Eisenhydroxyd
getrunken werden. (Man versetzt
Wasser mit schwefelsaurem
Eisenoxyd und überschüssiger gebrannter
Magnesia.)
Der Gesundheitszustand der
Arbeiter ist seit dem Haftpflichtgesetz ein befriedigender, ja in manchen
Fällen ein günstiger.
Die Umgebung der Arsen
hütten ist meist bis auf 150 und mehr
Schritte unbewohnt, die nächsten Bewohner sind
Arbeiter und Beamte,
die an die
Aufnahme minimaler Arsen
mengen gewöhnt sind.
Schädigungen der Umgebung kommen nicht vor. Namentlich gedeihen
Pflanzen in der
Nähe von Arsen
bergwerken,
Arsen
hütten und Arsenfarbenwerken normal, und es ist nicht anzunehmen, daß deren
Genuß auf
Menschen oder
Tiere schädlich
wirken kann. In unmittelbarer Umgebung der Werke wird man weder
Gemüse noch Futterpflanzen bauen. Bei
Darstellung von
Arsensäure
haben sich die
Arbeiter sorgfältig zu waschen, und die
Abwässer sind mit
Kalkmilch zu behandeln,
¶
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die Darstellung der Schwefelverbindungen erfordert dieselben Vorsichtsmaßregeln wie die des gediegenen Arsens. - Über den Verkehr mit Arsenikalien bestehen bestimmte Vorschriften; Kaufleute und Droguisten dürfen in der eignen Behausung nicht mehr als 0,5 Ztr. vorrätig halten, größere Quantitäten sind in einer besondern Niederlage unter polizeilicher Kontrolle aufzubewahren. In manchen Staaten (Preußen) [* 4] ist arsenige Säure für den Kleinhandel mit Kienruß und Saftgrün zu mischen. Auch die Verpackung von Arsenikalien für den Transport ist gesetzlich vorgeschrieben.
Käufliches metallisches Arsen enthält bisweilen 8-10 Proz. Schwefelarsen. Zum Nachweis des Schwefels oxydiert man etwas gepulvertes Arsen mit Königswasser, verdünnt mit Wasser und setzt Chlorbaryum hinzu; bei Gegenwart von Schwefel entsteht ein weißer Niederschlag. Glasige arsenige Säure ist höchstens mit etwas Schwefel verunreinigt, Giftmehl enthält bisweilen Beimengungen von Gips, [* 5] Schwerspat etc., welche zurückbleiben, wenn man eine kleine Probe in einem an beiden Enden offenen, schräg gehaltenen Glasrohr erhitzt. (Man muß sich bei dieser Probe hüten, daß die giftigen Dämpfe die Luft des Arbeitsraums nicht verunreinigen.) Quantitativ bestimmt man den Gehalt des Giftmehls an arseniger Saure durch Lösen in überschüssigem kohlensauren Ammoniak und Titrieren mit Jodlösung.
Arsensäure enthält bisweilen arsenige Säure, zu deren Nachweisung man die Lösung mit überschüssigem Chlorammonium, Magnesiumsulfat und Ammoniak versetzt, nach längerm Stehen filtriert und mit Schwefelwasserstoff behandelt: bei Gegenwart von arseniger Säure wird gelbes Schwefelarsen gefällt. Mischt man Arsensäure mit konzentrierter Schwefelsäure [* 6] und überschichtet die Mischung vorsichtig mit Eisenvitriollösung, so zeigt ein an der Berührungszone sich bildender braunschwarzer Ring die Gegenwart von Salpetersäure an. Freies Chlor oder Stickstoffoxyde sind vorhanden, wenn auf Zusatz von Jodkaliumstärkelösung eine Bläuung eintritt. Quantitativ bestimmt man die Arsensäure als arsensaure Ammoniakmagnesia, die man nach dem Trocknen bei 100° wägt. Wenn Realgar und Auripigment mit nicht flüchtigen Körpern verfälscht sind, so hinterlassen sie diese, wenn man sie, wie oben bei arseniger Säure angegeben, erhitzt, als Rückstand.