(Fruchtessenzen). Mit diesen Namen bezeichnet man ohne Unterschied gewisse Präparate, welche hauptsächlich
aus verschiednen organisch-sauren Ätherarten, teils einzeln, teils in Mischungen, mit anderweitigen Zusätzen versehen und
stark mit Weingeist verdünnt bestehen und dazu dienen, die Gerüche und den Geschmack bestimmter Obstsorten wiederzugeben,
was sie in der That oft auf das Täuschendste thun, wenn anders die Zusammensetzung richtig getroffen und die Stoffe rein
waren.
Sie haben sich eine gewisse Wichtigkeit als Fabrikations- und Verbrauchsartikel erworben und finden hauptsächlich
in der Likörfabrikation und zu verschiednen Konditoreiwaren, Fruchteis, Fruchtgelées, Fruchtbonbons etc.
Verwendung. Gewöhnlich sind die Äther selbt ^[richtig: selbst] zu starkriechend, um den verlangten Geruch und Geschmack
ohne weiteres zu geben, und derselbe tritt erst bei starker Verdünnung mit Weingeist hervor. Die hierzu dienlichen Ätherarten
gehören teils der Äthyl-, teils der Amylreihe an, entstammen also entweder wie der gewöhnliche Äther
dem Alkohol oder aber dem Kartoffelfuselöl.
Man bezeichnet sie nach der in ihnen enthaltenen Säure, als Essigsäureäther (Essigäther), Ameisensäure-, Baldriansäure-,
Benzoesäure-, Buttersäure-, Önanthsäureäther etc. Diese Benennungen lassen es unentschieden, ob darunter
die Äthyl- oder Amyläther zu verstehen sind; man nimmt aber in der Praxis immer das erstere an und charakterisiert
die Amyläther besonders, z. B. Buttersäureamyläther oder
buttersaures Amyloxyd, Baldriansäureamyläther oder baldriansaures
Amyloxyd.
Manche dieser F. enthalten bloß einen solchen Äther, während wieder andre Gemische aus mehreren sind, und außerdem auch
noch andre Zusätze, namentlich ätherische Öle, organische Säuren (Wein-, Bernsteinsäure), Aldehyd, Glycerin
enthalten. Ohne Weingeist werden diese Äther auch Fruchtöle genannt. Die gangbarsten Sorten von F. sind: Ananasäther, Äpfeläther,
Birnenäther, Erdbeeräther, Himbeeräther und Pfirsichäther, und werden dieselben je nach Stärke, d. h. nach dem sie mehr
oder weniger Weingeist enthalten, mit 4, 8 und 12 M. pro Kilo verkauft. - Übrigens sind unter dem Namen
Fruchtäther auch Präparate im Handel, welche gleiche Verwendung wie die vorigen, aber andern Ursprung haben, indem zu ihrer
Bereitung die betreffenden Früchte selbst zur Extraktion ihres Aromas benutzt werden, indem man sie mit feinem Spiritus ansetzt
und macerieren läßt. - Zoll s. Tarif im Anh. Nr. 5 a.
In dem Handel mit F. wird viel Betrug durch Verfälschung der Essenzen getrieben,
namentlich wird das sehr viel wohlfeilere Terpentinöl zur Verfälschung gebraucht, und es ist nachgewiesen, daß z. B. unter
den von Italien und Sizilien aus in den Handel kommenden Essenzen nur der dritte Teil rein ist, die zwei anderen Drittel aber
durch verschiedene assimilierbare Surrogate hergestellt werden. Es ist aber bisher noch nicht gelungen,
ein chemisches Verfahren zu finden, durch welches fremdartige Bestandteile in den Essenzen nachgewiesen werden können.
Der einzige Schutz dagegen ist, mit als gut bekannten Firmen in Verbindung zu treten und hohe Preise anzulegen, da die teueren
Sorten meist rein sind. Deutschland und Frankreich beziehen beste italienische und sizilianische Sorten,
während England und Amerika geringere, also verfälschte Sorten abnehmen und dafür natürlich nur kleine Preise geben.
Einer der bedeutendsten Fabrikationsorte für F. ist Messina, das jährlich etwa 150000 kg Zitronenessenz, 60000 kg Bergamottessenz
und 30000 kg Orangenessenz im Gesamtwerte von 5½-6 Mill. Lire ausführt. - Zoll s.
Tarif Nr. 5 a.
Sie bestehen in der Hauptsache aus Alkohol, dem man Essigäther
und gewisse Ester (s. d.) zugesetzt hat.
Die bessern Sorten (sog. englische Fruchtäther) läßt man auch
längere Zeit über den entsprechenden frischen Früchten stehen, um das Aroma zu vervollkommnen. (Vgl. Ananasöl, Apfelöl,
Aprikosenöl, Birnäther.)