(spr. fruhd'),JamesAnthony, bedeutender engl. Geschichtschreiber, geb. als
Sohn eines
Geistlichen zu Dartington in
Devonshire, studierte, in der Westminsterschule erzogen, zu
Oxford
[* 2] und wurde 1842 zum
Fellow des
ExeterCollege daselbst gewählt. Eine Zeitlang stand Froude mit
Newman und den Puseyiten in
Verbindung, nahm an den
Arbeiten für die »Lives of the
English saints« teil und erhielt 1844 die ersten
Weihen. Doch ging bald eine vollständige
Wandlung
in seinen
Anschauungen vor sich.
Zwei
Schriften, die »Shadows of the cloud« (1847) und die
»Nemesis of faith« (1848), ließen eine ausgesprochene Hinneigung
zum
Rationalismus erkennen und wurden von den Behörden der
Universität verurteilt. Dies hatte Froudes
Austritt aus dem
Verhältnis zu der
Universität wie aus dem geistlichen
Stand zur
Folge; doch verblieb er innerhalb der
Episkopalkirche.
Seit 1850 war er Mitarbeiter an der
»WestminsterRevier« und an
»Fraser'sMagazine« und machte die Geschichte
Englands im Reformationszeitalter
zum Gegenstand eingehender
Studien, für die er nicht nur die einheimischen, sondern das für jene Zeit
besonders wichtige spanische Staatsarchiv in
Simancas benutzte.
Aus diesen umfassenden Vorarbeiten ging ein großartig angelegtes Werk hervor, die »History
of
England from the fall of
Wolsey to the death of
Elizabeth« (Lond. 1856-70, 12 Bde.;
neue Ausg. 1881). Mit dem 12.
Band
[* 3] ist das Werk abgeschlossen, obgleich es die Verheißung des
Titels:
»bis zum
Tode der
KöniginElisabeth« nicht erfüllt und nur bis 1588 geht. Das Werk wurde von der
Kritik wegen der umfassenden
Quellenforschung, auf welcher es beruht, und wegen der glänzenden
Darstellung als eine bedeutende
Erscheinung
anerkannt, fand aber auch viele
Anfechtung wegen der leidenschaftlichen Parteinahme für
Heinrich VIII., dessen
Härte und
Willkür
Froude mit allen
Mitteln der
Sophistik verteidigt, sowie wegen der öfters geradezu ungerechten Beurteilung der
KöniginElisabeth.
Froudes Hauptstärke ist die kunstvolle Detailmalerei, welche glühende
Farben aufträgt, aber oft so
stark, daß seine Schilderungen unwahr und karikiert werden. Auch sichtet er die reichen Materialien, die er durch fleißige
Quellenforschung gewonnen hat, nicht sorgfältig genug. Außerdem sind noch von ihm zu nennen: »Influence of the
Reformation
on the Scottish character«;
»Short studies on great subjects« (Lond. 1867-1882, 4 Bde.;
neue Ausg. 1883);
»The
English in Ireland in the eighteenth century« (das. 1873-74, 3 Bde.;
neue Ausg. 1881);
1872 machte Froude eine
Reise nach
Nordamerika,
[* 4] wo er Vorlesungen hielt; 1874-75 wurde
er von der englischen
Regierung nach dem
Kapland gesandt, um über den Kaffernaufstand
Erhebungen anzustellen und die
Vereinigung der südafrikanischen
Kolonien zu einem
Bund anzubahnen, was aber nicht gelang. Als litterarischer
TestamentsvollstreckerCarlyles gab er dessen »Reminiscences« (1881, 2 Bde.)
und »Letters and memorials of
JaneWelshCarlyle« (1883, 3 Bde.) heraus, weswegen er der Indiskretion
und des Mangels an
Pietät beschuldigt wurde, und schrieb
CarlylesBiographie
(»ThomasCarlyle, a history
of the first forty years of his life«, 1882, 2 Bde.).
Seine neueste
Schrift ist »Oceana, or
England and her colonies« (1886), die
Frucht einer
Reise durch Südafrika
[* 5] und
Australien,
[* 6] in welcher er für ein Reichsparlament plaidiert, in dem auch Vertreter der
Kolonien Sitz undStimme haben.
(lat.
Fructus), bei den
Pflanzen jedes
Organ, welches unmittelbar oder mittelbar der
Fortpflanzung dient, indem
es selbst der
Keim für ein neues
Individuum ist oder einen solchen
in sich schließt, oder aber einen besondern
Behälter oder
Träger
[* 7] darstellt, in oder auf welchem die
Ausbildung der
Keime stattfindet. Im engern
Sinn gebraucht die
Botanik
diesen
Ausdruck nur bei den
Phanerogamen und bedient sich für jenen weitern
Begriff lieber der allgemeinen Bezeichnung Fruktifikationsorgane.
Bei denPhanerogamen bedeutet Frucht denjenigen nach stattgefundener
Befruchtung
[* 8] weiter ausgebildeten Teil
der
Blüte,
[* 9] in welchem die
Samen
[* 10] unmittelbar eingeschlossen sind, also das vergrößerte und ausgebildete
Ovarium (s.
Blüte,
S. 68). Besitzt die
Blüte nur einen einzigen
Fruchtknoten, so geht aus ihr auch nur eine einzige Frucht hervor. Sind aber ihre
Karpelle zu mehreren einblätterigen
Pistillen ausgebildet (s.
Blüte, S. 67), so wird aus jedem derselben
eine Frucht. Hiervon zu unterscheiden ist das
Verhältnis, wo der einzige
Fruchtknoten einer
Blüte bei der
Reife in mehrere samenbergende
Teile zerfällt, deren jeder für sich geschlossen bleibt und gleichsam eine besondere Frucht darstellt.
Bei andern
Spaltfrüchten stehen die Merikarpien in keiner Beziehung zu den
Fächern des
Fruchtknotens; letzterer, dann gewöhnlich
von vorwiegender Längenausdehnung, zerfällt durch quer gehende
Spaltung in eine
Reihe übereinander stehender
Glieder
[* 12] und
wird dann als Gliederfrucht,
Gliederhülse oder Gliedernuß (lomentum) bezeichnet. Allgemein sind die
Teilfrüchtchen einsamig
und als
Nüsse (s. unten) ausgebildet; sie fallen gesondert ab. Wird der
Fruchtknoten zu einer einfachen Frucht, so finden wir
in der letztern im allgemeinen ebensoviel
Fächer,
[* 13] als jener besaß, so daß ein und mehrfächerige
Früchte zu unterscheiden
sind.
Bisweilen bildet aber bei mehrfächerigen
Fruchtknoten fast regelmäßig nur einFach seine
Samen aus; diejenigen
der andern
Fächer schlagen fehl, und indem das fruchtbare
Fach sich allein beträchtlich ausdehnt, drückt es die übrigen
bis zum Verschwinden zusammen. Solche
Früchte sind sodann durch
Fehlschlagen einfächerig
(Eichel,
Ulme,
Linde). Anderseits kann
aber auch infolge der
Bildung falscher Scheidewände während der
Ausbildung der Frucht die Zahl der
Fächer
vermehrt werden
(Cassia fistula).
Frucht (botanisch)
* 14 Seite 6.756.
Die Zahl der
Samen, welche eine Frucht enthält, ist gewöhnlich etwas geringer als die der
Samenknospen im
Fruchtknoten, indem
einige der letztern nicht befruchtet oder doch wenigstens nicht ausgebildet werden. Bei der
Ausbildung des
Ovariums zur Frucht wandelt
sich die Wand desselben zur Fruchtwand (Fruchtgehäuse, pericarpium) um. Bei der
Reife bleibt das Fruchtgehäuse
entweder ganz, so daß die die
Samen enthaltende Fruchthöhle nicht geöffnet wird, und die Frucht trennt sich auch in dieser
geschlossenen Form von der
Pflanze ab (Schließfrucht), oder das Perikarpium springt oder reißt bei der
Reife an bestimmten
Stellen auf, so daß die
Fächer geöffnet werden und die
Samen frei heraus
¶
mehr
fallen können; die Frucht selbst bleibt dann gewöhnlich an der Pflanze stehen (Kapsel, capsula). Die Schließfrüchte teilt man
dann weiter ein nach der Beschaffenheit der Fruchtwand. Von einer Nuß (nux) spricht man, wenn das Perikarpium trocken und
von ziemlich harter Beschaffenheit ist; davon unterscheidet man gewöhnlich das Achenium oder Nüßchen,
bei welchem die Fruchtwand eine geringere Dicke und eine hautartige, zähe Beschaffenheit hat, und wenn die Fruchtwand mit
dem Samen fest verwachsen ist, beide zusammen nach gewöhnlichem Sprachgebrauch ein Korn darstellen, so nennt man die Frucht eine
Karyopse (vgl. Nuß, Achene).
Ist dagegen eine der Schichten des Perikarpiums von weicher, saftiger Beschaffenheit, so heißt die Frucht entweder
Beere (bacca) oder Steinbeere (Steinfrucht, drupa). Letztere unterscheidet sich von der Beere durch den sogen. Steinkern (putamen),
der aus der innersten Schicht der Fruchtwand hervorgeht und den eigentlichen Samen unmittelbar einschließt. Beim Apfel ist
die Innenschicht der Fruchtwand verhältnismäßig dünn und pergamentartig; eine solche Beere heißt
Apfelfrucht (pomum, s. Beere und Steinbeere).
Die Nüsse, desgleichen die Steinbeeren, wenn sie einen einzigen Steinkern enthalten, sind in der Regel einsamig; wenn von mehreren
Fächern sich jedes zu einem Steinkern ausbildet, ist der letztere ebenfalls einsamig; Beeren dagegen und Steinbeeren mit leicht
zerstörbarem Kern sind gewöhnlich mehrsamig. Das Perikarpium der Kapselfrüchte ist meist trocken, aber
von mäßiger Härte, oft lederartig zäh oder brüchig spröde. Das Aufspringen (dehiscentia) geschieht in bestimmten Formen,
für die man wieder besondere Bezeichnungen hat.
Die dabei sich bildenden Risse oder Löcher entstehen gewöhnlich durch Zerstörung gewisser Partien des Zellgewebes an den betreffenden
Stellen. Das Öffnen wird häufig begünstigt durch ungleiche Zusammenziehung der Schichten der Fruchtwand beim Trockenwerden,
wodurch ein Zug
in dem Sinn ausgeübt wird, daß die Klappen, in welche sich die Fruchtwand spaltet, auseinander gehen. Bisweilen
steigert sich die dadurch erzeugte Spannung in der Fruchtwand allmählich so lange, bis die letztere plötzlich
nachgibt und mit einem Ruck elastisch aufspringt, wobei gewöhnlich die Samen weit fortgeschleudert werden.
Die Kapseln
[* 15] enthalten in der Regel mehrere, oft außerordentlich viele Samen. Auch unter den Kapselfrüchten unterscheidet man
mehrere Arten. Wenn ein einblätteriger Fruchtknoten zu einer Kapsel wird, welche nur an der mit den Samen besetzten
Bauchnaht mittels eines Längsrisses sich öffnet, so spricht man von einer Balgfrucht
[* 16] oder Balgkapsel (folliculus); bekommt
eine solche Kapsel aber auch an der Rückennaht einen Längsriß, und teilt sie sich also in zwei Klappen, so hat man eine
Hülse
[* 17] (legumen der Papilionaceen).
Eine aus zwei Fruchtblättern bestehende zweifächerige Kapsel, welche sich derart in zwei Klappen löst,
daß die beiden Samenträger mit der zwischen ihnen ausgespannten Scheidewand auf dem Blütenstiel stehen bleiben, heißt eine
Schote (siliqua der Kruciferen).
[* 18] Alle übrigen aus zwei oder mehr Fruchtblättern bestehenden Kapselfrüchte werden Kapseln im
engern Sinn genannt. Bei diesen erfolgt das Aufspringen mit Klappen, mit Deckel oder mit Löchern (s. Balgfrucht,
Hülse, Schote und Kapsel, Aussaat, natürliche).
MancheFrüchte sind auch mit gewissen neuen Bildungen auf ihrer Oberfläche ausgestattet, welche an den Fruchtknoten noch nicht
vorhanden oder nur angedeutet sind. Dieselbe entwickelt Stacheln (Stechapfel, Roßkastanie) oder mehr oder weniger starre,
oft
widerhakenförmige Haarbildungen (Caucalis, Gallum, Aparine), oder sie bildet einen ansehnlichen
flügelartigen Fortsatz (Acer), in welchem Fall sie Flügelfrucht (samara) genannt wird, oder einen derartigen Rand (Ulmus).
Meistens erweisen sich solche Bildungen als vorteilhafte Hilfsmittel zur Verbreitung dieser Früchte. Nicht selten beteiligen
sich auch noch gewisse andre Teile der Blüte oder selbst des Blütenstandes an der Bildung der Frucht, insofern
als sie an derselben nicht nur stehen bleiben, sondern gewöhnlich sogar vergrößert und eigentümlich ausgebildet erscheinen.
Die Staubgefäße
[* 19] und die Blumenkrone verlieren sich in der Regel gleich nach dem Verblühen. Auch der Griffel fällt gewöhnlich
zeitig ab oder schrumpft zusammen; doch beteiligt er sich an der Fruchtbildung bei den Geraniaceen, wo
er an dem Aufspringen derKapsel teilnimmt, ebenso bei Geum, wo er sich verlängert, in seiner Mitte ein Knie bildet und das über
demselben liegende Stück derart abwirft, daß der stehen bleibende Teil an seinem Ende einen Widerhaken erhält, mit welchem
das Achenium fremden Gegenständen leicht anhaftet; ferner bei Clematis, wo er ebenfalls sehr lang wird
und sich mit vielen langen Haaren federartig bekleidet, die der Frucht als Flugapparat dienen.
Sehr häufig vergrößert sich der Kelch und umgibt die Frucht mehr oder weniger als schützende Hülle, wobei dann gewöhnlich
die Frucht mit dieser Umhüllung abfällt (Chenopodiaceen, Polygoneen). Zu einem Flugapparat wird der Kelch
bei vielen Kompositen
[* 20] und Valerianeen in Gestalt der Haarkrone (pappus), welche sich erst während der Ausbildung der Frucht auf
der Spitze des hier unterständigen Fruchtknotens entwickelt; bei manchen Kompositen bildet sich die Haarkrone nicht haarförmig,
sondern in Gestalt einiger widerhakenartiger, dorniger Spitzen aus, welche, wie bei Bidens der Frucht als Haftorgane
dienen.
Bisweilen sind auch Deckblätter oder Hüllblätter des Blütenstandes als Umhüllung der Frucht ausgebildet; dies gilt z. B. von
den Spelzen der Gräser,
[* 21] in denen meist die Frucht eingeschlossen bleibt, von dem Schlauch der weiblichen Blüten von Carex, welcher,
die reife Frucht umhüllend, mit derselben abfällt, von der Becherhülle der Kupuliferen, desgleichen von
dem Involukrum mancher Kompositen, welches das ganze Köpfchen mit dessen Früchten umgibt, und dessen Blätter dann manchmal
den Dienst von Haftorganen versehen, indem sie eine dornige, widerhakenförmig umgekrümmte Spitze bekommen, wie bei der Klette
(Lappa) und der Spitzklette (Xanthium).
Solche zu mehreren von einer gemeinsamen Hülle umgebene Früchte nähern sich schon denjenigen Bildungen, welche man als Schein-
oder Sammelfrüchte (syncarpia) bezeichnet. Man versteht darunter die Vereinigung mehrerer Früchte im botanischen Sinn zu einem
Ganzen, welches seiner Ausbildung nach, und weil es als Ganzes von der Pflanze sich trennt, die Vorstellung
einer einzigen Frucht erzeugt und nach gewöhnlichem Sprachgebrauch auch als solche betrachtet wird.
Dahin gehört die Erdbeere, deren Fleisch nichts andres ist als der vergrößerte und beerenartig weich und saftig gewordene
Blütenboden, in welchem erst die wahren Früchte als zahlreiche kleine Nüßchen eingesenkt sind. Bei der Hagebutte der
Rose ist die fleischige Masse die vergrößerte Kelchröhre, in welcher wir erst die Achenien zu mehreren eingeschlossen finden;
die Ananas ist eine Vereinigung miteinander verwachsener Beeren des ganzen ährenförmigen Blütenstandes;
bei der Maulbeere
nehmen die Perigonblätter aller Blüten eines runden Köpfchens eine saftig beerenartige Beschaffenheit an,
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