Äther
Äther - Ätherische Öle

* 2
Seite 21.4. (fr. éther, engl. ether); ohne jede nähere Bezeichnung
versteht man hierunter stets den Äthyläther
(Äthyloxyd, Vinäther
,
¶
mehr
Schwefeläther
, Vitriolnaphta, lat. Aether
sulfuricus, Naphta vitrioli), ein Produkt der chemischen
Großindustrie. Der Ä. wird durch Erwärmen von Spiritus (Äthylalkohol) mit konzentr. Schwefelsäure dargestellt, wobei sich
die beim Zusammenbringen der beiden Flüssigkeiten zunächst entstehende Äther
schwefelsäure in Äther
und verdünnte Schwefelsäure
zersetzt. Der gebildete Rohäther
wird dann durch wiederholte Destillation vom größten Theile des anhängenden
Wassers und Alkohols befreit und heißt dann rektifizierter Ä. (Äther
rectificatus); ganz wasserfreier und alkoholfreier
Ä. wird absoluter Ä. (Aether
absolutus) genannt. Die Äther
fabrikation gehört zu den sehr feuergefährlichen Industriezweigen.
- Der Ä. unterscheidet sich vom Alkohol in der Zusammensetzung nur durch einen Mindergehalt von Wasserstoff
und Sauerstoff; Schwefel enthält der Ä. nicht, wie man aus dem im Handel sehr gebräuchlichen Namen Schwefeläther
leicht
schließen könnte.
Der Ä. ist eine farblose, wasserhelle, sehr leicht bewegliche, schnell verdampfende Flüssigkeit von starkem, durchdringendem, betäubendem Geruch und brennendem Geschmack; er ist äußerst leicht entzündlich und brennt mit blaßblauer Flamme. Mit Wasser mischt er sich nicht, sondern schwimmt darauf; hierbei nimmt er jedoch etwas Wasser auf und wird auch umgekehrt vom Wasser in geringer Menge gelöst; in Alkohol löst er sich leicht. Die Prüfung des Ä. hat sich zunächst auf die Ermittelung des spezifischen Gewichtes zu erstrecken, was am schnellsten mittelst eines genauen, für diesen Zweck angefertigten Aërometers (Ätherwaage) geschieht.
Reiner absoluter Ä. muß bei 15° C. ein spez. Gewicht von 0,722 besitzen; außer diesem führt man im Handel noch einen
von 0,725 und einen von 0,728, die beide auf den Preiskuranten auch noch als Äther absolutus bezeichnet werden; der
von 0,728 spez. Gew. ist die gangbarste Sorte und führt die Bezeichnung Ph.
G. (Pharmacopoea Germaniae). Die geringste Sorte von 0,750 heißt Aether
rectificatus, eine von 0,733 Aether
bisrectificatus
oder doppeltrektifizierter Ä. Die Preise des Ä. sind schwankend und richten sich nach den Spirituspreisen. - Ein guter
Ä. darf beim Verdampfen keinen Rückstand hinterlassen und darf auch nicht sauer reagieren, was man
am besten durch Schütteln desselben in einem Reagensröhrchen mit einigen Tropfen Lackmustinktur erkennt, die dadurch nicht
rot gefärbt werden darf, sondern blau bleiben muß.
Verwendung findet der Ä. teils in Apotheken, teils bei der Bereitung verschiedener chemischer Präparate, so z. B. bei der Fabrikation von Tannin, Milchsäure, photographischem Kollodium. Die Aufbewahrung muß in sehr kühlen, feuersicheren, von den Sonnenstrahlen nicht getroffenen Lokalen geschehen. Die Versendung auf Eisenbahnen geschieht nur mit separaten Güterzügen, sogenannten Feuerzügen und muß auf dem Frachtbriefe das Wort «feuergefährlich» stehen. Die Verpackung darf nur entweder in Flaschen geschehen, welche, in starke Holzkisten gestellt, mit Kleie oder Sägemehl ausgefüttert sind, oder in Glasballons, deren Inhalt 35 k nicht übersteigt, mit hinreichendem Verpackungsmateriale umgeben in Körben mit gutschliessendem Deckel. - Zoll: S. Tarif im Anh. Nr. 5 a.