Sanctis
,
Luigi und Francesco de, s. De Sanctis.
Sanctis
8 Wörter, 48 Zeichen
Sanctis,
Luigi und Francesco de, s. De Sanctis.
Sanctis, 1) Luigi, der bedeutendste Theolog, welchen das katholische Italien [* 3] an den Protestantismus verloren hat, geb. 1808. Als hoher Würdenträger des Papstes wurde er vom Studium der Bibel [* 4] ergriffen, floh 1847 nach Malta, trat zur evangelischen Kirche über und wirkte mit großer Treue seit 1852 an der Turiner Gemeinde der Waldenser, dann in der »freien Kirche« (s. Freie Gemeinde), schließlich, als der von den Darbysten hereingeworfene Spiritualismus ihm hier unleidlich zu werden anfing, seit 1864 bis zu seinem Tod wieder bei den Waldensern, in deren Dienst er eine Professur an der seit 1861 bestehenden theologischen Fakultät in Florenz [* 5] verwaltete. Er starb 1869.
2) Francesco, ital. Litterarhistoriker und Kritiker, geb. 1818 zu Morra im Neapolitanischen, gab bei seiner Vorliebe für Litteratur und Philosophie das begonnene Studium der Rechte bald wieder auf, bildete sich in der berühmten Privatlehranstalt Basilio Puotis zum vollendeten Stilisten und Rhetoriker und gründete, nachdem er einige Jahre (bis 1838) an der Militärschule della Nunziatella in Neapel [* 6] gelehrt, selbst eine höhere Privatlehranstalt für Grammatik, Rhetorik, Ästhetik und Philosophie.
Nächst hohem Ansehen als Lehrer erwarb sich De Sanctis
auch den Ruf eines bedeutenden Kritikers durch Vorträge über Homer, Vergil,
Dante, Shakespeare und Ariost, mit welchen er über die konservativen Anschauungen tonangebender Zeitgenossen hinausging. 1848 von der
revolutionären Regierung zum Generalsekretär im Departement des öffentlichen Unterrichts ernannt, flüchtete
er beim Eintritt der Reaktion nach Cosenza, wurde 1850 verhaftet und drei Jahre lang im Castello dell' Ovo zu Neapel eingekerkert
gehalten.
Hier befaßte er sich mit dem Studium des Deutschen, übersetzte Gedichte von Schiller und Goethe, die »Geschichte der Poesie« von Rosenkranz und Hegels »Logik«. Entlassen mit der Weisung, sich nach Amerika [* 7] zu begeben, flüchtete er nach Malta und ging später nach Turin, [* 8] wo er Vorträge über die »Divina Commedia« hielt, die durch geistreiche und originelle Auffassung ausgezeichnet waren. 1856 wurde er als Professor der Ästhetik und der italienischen Litteratur an das Polytechnikum in Zürich [* 9] berufen, und 1860 ward ihm das Portefeuille des öffentlichen Unterrichts im neapolitanischen, 1861 im Ministerium des Königreichs Italien unter Cavour übertragen. Von Matteucci (März 1862) gestürzt, kehrte er nach Neapel zurück und nahm seine Lehrthätigkeit wieder auf; auch gründete er das Journal »L' Italia«. Am öffentlichen Leben nahm er noch wiederholt als Parteigenosse der Linken im Parlament teil, versah vom März bis Dezember 1878 unter Cairoli von neuem ¶
die Stelle eines Ministers des öffentlichen Unterrichts und bekleidete dieselbe ein drittes Mal unter dem Ministerium Cairoli-Depretis vom November 1879 bis Ende 1880. Er starb in Neapel. Von seinen Schriften sind die wichtigsten: die sehr geschätzte »Storia della letteratura italiana« (3. Ausg., Neap. 1879, 2 Bde.),
welche leider nur bis zum 14. Jahrh. reicht; »Saggi critici« (das. 1868, 4. Aufl. 1881),
die als Meisterwerke der Kritik in Italien gelten; »Saggio critica sul Petrarca« (das. 1869) und die »Nuovi saggi critici« (das. 1872, 2. Aufl. 1879).