Böse
,
das, Gegensatz des sittlich Guten, also verschieden vom Übel als dem physisch Schlechten und Schädlichen. S. Gut und Sünde.
Böse
955 Wörter, 5'861 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Böse,
das, Gegensatz des sittlich Guten, also verschieden vom Übel als dem physisch Schlechten und Schädlichen. S. Gut und Sünde.
Böse,
der, s. Teufel. ^[= (griech. Diabolos, "Verleumder"; hebr. Satan, s. v. w. Widersacher), das personifizierte ...]
Im Biblische Real- und Verbal-Handkonkordanz, 1890
Böse.
Wo ein böses
Geschrei wider sie war,
1 Mos. 37, 2. Ein böses
Thier habe ihn gefressen,
1 Mos. 37, 20. Wenig
und böse
ist die Zeit meines Lebens,
1 Mos. 47, 9. Böse
schwarze Blattern auffahren,
2 Mos. 9, 9. 10. Wie lange
murret diese böse
Gemeine wider mich,
4 Mos. 14, 27. Der Herr that große und böse
Zeichen,
5 Mos. 6, 22. Dich schlagen
mit einer bösen
Drüse,
5 Mos. 28, 35. Die verkehrte und böse
Art fallt von ihm ab,
5 Mos. 32, 5. Ein böser
Geist machte Saul sehr unruhig,
1 Sam. 16, 14. Du bist gefallen, wie man vor bösen
Buben fällt,
2 Sam. 3, 34. Und sollten
das Böse
nicht auch annehmen,
Hiob 2, 10. Ich wartete des Guten und kommt das Böse
,
Hiob 30, 26. Er decket mich in seiner
Hütte zur bösen
Zeit,
Ps. 27, 5. Sie sind kühn mit ihren bösen Anschlägen,
Ps. 64, 6. Und stehe, ob ich auf bösem Wege
bin,
Ps. 139, 24. Wenn dich die bösen Buben locken, so folge nicht, Spr. 1, 10. Tritt nicht auf den Weg der Bösen, Spr.
4, 14. Giftiger Mund und böses Herz ist wie ein Scherben, Spr. 26, 23. Ob ein Sünder hundertmal Böses
thut,
Pred. 8, 12. Seid böse, ihr Völker,
Jes. 8, 9. Du lehrest und thust Böses,
Jer. 3, 5. Eine böse Botschaft vom Gebirge
Ephraim,
Jer. 4, 15. Bekehret euch, ein Jeglicher von seinem bösen Wesen,
Jer. 35, 15.
Ezech. 33, 11. Ihr
pflüget Böses,
Hos. 10, 13. Es ist eine böse Zeit, Amos 5,13. Ein Jeglicher bekehre sich von seinem bösen Wege,
Jon. 3, 8. 10. Sach.
1, 4. Wenn ihr ein Blindes opfert, muß es nicht böse heißen, Mal. 1, 8. Und ward kein Böses in seinen
Lippen gefunden, Mal. 2, 6. Ein böser Mensch bringt Böses hervor,
Matth. 12,35.
Luc. 6, 45. Die böse und ehebrecherische
Art sucht ein Zeichen,
Matth. 12, 39. Aus dem Herzen der Menschen heraus gehen böse Gedanken,
Marc. 7, 21. Er machte viele
gesund von Seuchen und Plagen und bösen Geistern,
Luc. 7, 21. Lazarus dagegen hat Böses empfangen,
Luc. 16, 25. Er hatte böse Füße,
Apg. 14, 8. Böse Geschwätze verderben gute Sitten,
1 Cor. 15, 33. Durch böse Gerüchte
und gute Gerüchte,
2 Cor. 6, 8. Es ist böse Zeit,
Eph. 5, 16. Mit den bösen Geistern unter dem Himmel,
Eph. 6, 12. 13. Sehet auf die bösen Arbeiter,
Phil. 3, 2. Durch die Vernunft in bösen Werken,
Col. 1, 21. Meidet allen bösen
Schein,
1 Thess. 5, 22. Aus welchen entspringet böser Argwohn,
1 Tim. 6, 4. Mit den bösen Menschen aber
wird es je länger, je ärger,
2 Tim. 3, 13. Los von dem bösen Gewissen,
Hebr. 10, 22. Aller solcher Ruhm ist böse, Jac.
4, 16.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
ist der Gegensatz von gut (s. d.) und nimmt an allen Schwankungen des letztern Begriffs teil; doch hat der Ausdruck vorzugsweise sittliche Bedeutung. Danach heißt böse allgemein die Handlung, die dem Sittengesetz zuwiderläuft, vorausgesetzt, daß der Handelnde dasselbe an sich wohl kennt und in seiner Gültigkeit anerkennt. Das Wesen des Bösen ist daher eigentlich die Lüge, nämlich die innere Unwahrhaftigkeit, daß man von der sittlichen Forderung, deren Recht im allgemeinen man eingestehen muß, doch sich für seine Person, soweit man es für vorteilhaft hält, entbindet. Daher unterscheidet man Bosheit von bloßer Schwäche so, daß der Böse sich die Nichtbefolgung des Grundsatzes der Sittlichkeit ¶
sozusagen zum Grundsatz macht, der Schwache dagegen wohl gern gut sein möchte, aber der Versuchung, dem Drange der Not u. s. w. unterliegt; daher der letztere jederzeit zur Reue bereit sein wird, der erstere nicht.
In dem unleugbaren Dasein des Bösen in der Welt liegt nun ein schwieriges, vielleicht unlösbares Problem für jede Ansicht, welche einen schlechthin guten und zugleich allmächtigen Willen als Weltursache annimmt. Man hat dann nur die Wahl, entweder die unbedingte Güte oder die unbedingte Macht des Welturhebers preiszugeben, oder endlich über die Thatsache der Existenz des Bösen sich irgendwie hinwegzusetzen. Den erstern Weg hat kaum jemand zu betreten gewagt, man müßte denn die (spinozistische) Ansicht von einer gegen die menschlichen Begriffe des Guten und Bösen überhaupt gleichgültigen letzten Ursache (für die natürlich das ganze Problem wegfällt) dahin rechnen.
Die zweite Annahme führt notwendig auf die Einführung eines dem guten Princip von Ewigkeit her gegenüberstehenden bösen Princips (so im Parsismus und im Manichäismus), oder auch eines bloß trägen, passiven Stoffs, der die Verwirklichung des Guten bloß hemmt (so bei Plato und den Neuplatonikern). Die letztere Ansicht nähert sich bereits der dritten möglichen Lösung, nämlich der Leugnung der Realität des Bösen. So ist schon bei Plato das Böse eigentlich ein bloß Negatives; auch Leibniz nähert sich der Auffassung, daß, was uns aus unserm beschränkten Gesichtspunkt böse erscheint, an sich und für den, der das Ganze überschaute, in vollkommene Wohlordnung sich auflösen würde; eine Ansicht, in der man einen richtigen Kern sehr wohl anerkennen kann, obwohl sie in Gefahr ist, den Ernst des sittlichen Problems des Bösen zu verkennen, indem die Grenze nicht scharf genug gezogen wird zwischen dem sittlich Bösen und dem beliebigen Übel.
Das ganze Problem ist natürlich ein transcendentes und verschwindet, wenn man sich nicht vermißt, über eine letzte Weltursache u. s. w. Spekulationen anzustellen. Übrigens ist es gewiß, daß unsere Begriffe von gut und böse, wie sehr auch auf einem letzten unbedingten Princip ruhend, doch in der Anwendung auf einen empirischen Stoff nicht mehr auf unbedingte Gültigkeit Anspruch haben, sodaß wenigstens für die Idee, daß auch, was aus wirklich bösem Willen gewollt war, zuletzt zum Guten ausschlagen könne und sogar müsse, Raum bleibt, womit dem Bedürfnis einer «sittlichen Weltordnung» genügt ist.