sozusagen zum Grundsatz macht, der Schwache dagegen wohl gern gut sein möchte, aber der Versuchung, dem Drange der
Not u. s. w.
unterliegt; daher der letztere jederzeit zur Reue bereit sein wird, der erstere nicht.
In dem unleugbaren
Dasein des Bösen in der Welt liegt nun ein schwieriges, vielleicht unlösbares Problem für
jede
Ansicht, welche einen schlechthin guten und zugleich allmächtigen Willen als Weltursache annimmt. Man hat dann nur die
Wahl, entweder die unbedingte Güte oder die unbedingte Macht des Welturhebers preiszugeben, oder endlich über die
Thatsache
der Existenz des Bösen sich irgendwie hinwegzusetzen. Den erstern Weg hat kaum jemand zu betreten gewagt,
man müßte denn die (spinozistische)
Ansicht von einer gegen die menschlichen
Begriffe des Guten und Bösen überhaupt gleichgültigen
letzten
Ursache (für die natürlich das ganze Problem wegfällt) dahin rechnen.
Die zweite
Annahme führt notwendig auf die Einführung eines dem guten Princip von
Ewigkeit her gegenüberstehenden bösen
Princips (so im Parsismus und im Manichäismus), oder auch eines bloß trägen, passiven
Stoffs, der die
Verwirklichung des Guten bloß hemmt (so bei
Plato und den Neuplatonikern). Die letztere
Ansicht nähert sich bereits der dritten
möglichen Lösung, nämlich der Leugnung der Realität des Bösen. So ist schon bei
Plato das Böse eigentlich ein
bloß
Negatives; auch
Leibniz nähert sich der
Auffassung, daß, was uns aus unserm beschränkten
Gesichtspunkt böse erscheint,
an sich und für den, der das Ganze überschaute, in vollkommene Wohlordnung sich auflösen würde; eine
Ansicht, in der man
einen richtigen
Kern sehr wohl anerkennen kann, obwohl sie in Gefahr ist, den Ernst des sittlichen Problems
des Bösen zu verkennen, indem die Grenze nicht scharf genug gezogen wird zwischen dem sittlich Bösen und dem beliebigen
Übel.
Das ganze Problem ist natürlich ein transcendentes und verschwindet, wenn man sich nicht vermißt, über eine letzte Weltursache
u. s. w.
Spekulationen anzustellen. Übrigens ist es gewiß, daß unsere
Begriffe von gut und böse, wie
sehr auch auf einem letzten unbedingten Princip ruhend, doch in der Anwendung auf einen empirischen
Stoff nicht mehr auf unbedingte
GültigkeitAnspruch haben, sodaß wenigstens für die Idee, daß auch, was aus wirklich bösem Willen gewollt war, zuletzt
zum Guten ausschlagen könne und sogar müsse, Raum bleibt, womit dem Bedürfnis einer «sittlichen
Weltordnung» genügt ist.
Paolo, ital. Staatsmann, geb. zu Savona,
war seit 1870 als Abgeordneter seiner
Heimat Mitglied des rechten Centrums. Seit 1888 als Coppinos Nachfolger Unterrichtsminister,
war er bemüht, den höhern Schulunterricht zu reformieren. Er trat mit
Crispi Febr. 1891 zurück, übernahm
aber in dessen neuem
Kabinett das Ackerbauministerium, und bei der Neubildung des
Kabinetts Juni 1894
die Finanzen.
Außer einer
Biographie des Marchese
Lorenzo Pareto (s. d.) schrieb er: «Le
[* 2] droit maritime en
Italie»
(Tur. 1885) und «Discorsi e scritti vari» (Savona
1888).
Ignaz, Pianofortebauer, geb. zu
Wien,
[* 3] gründete 1828 eine Fabrik, jetzt die bedeutendste in
Österreich.
[* 4]
Nach seinem
Tode übernahm sein Sohn
Ludwig die Fabrik, eröffnete auch 1872 einen Konzertsaal, in
dem alle bedeutenden Klaviervirtuosen
aufgetreten sind;
auch ist er Direktionsmitglied des Konservatoriums
für
Musik in
Wien.
Blick, auch
Böses Auge,
Augenzauber, ein
Aberglauben, nach dem gewisse
Menschen mit dämonischen Mächten in Berührung
stehen und die Kraft
[* 5] besitzen sollen, durch bloßes Anschauen andern
Personen, besonders
Kindern, aber auch Haustieren, ja
selbst leblosen Gegenständen ähnlichen Schaden zuzufügen, wie er vermeintlich durch Behexen,
Beschreien,
Besprechen u. s. w. herbeigeführt wird.
Bei den Griechen und
Römern war der
Glaube an die Wirksamkeit des Böser Blick allgemein.
Ganze Familien, ja Völkerschaften, namentlich unter Scythen und Illyriern, sollten die unheimliche Gabe besitzen. Als ein
Zeichen galten von jeher doppelte
Pupillen, bei Frauen auch rotrandige und
Triefaugen. Die Alten kannten
zahlreiche
Mittel (bei den Griechen probaskania, bei den
Römern fascinum, s. d.), um
vor der dämonischen Macht des Böser Blick zu schützen.
Diese bestanden teils in gewissen Formeln und Handlungen (wie namentlich das Ausspucken), mit denen man dem gerade drohenden
Böser Blick begegnete, teils in
Amuletten (s. d.), die man sich, den Seinigen und dem
Vieh, den Geräten, Häusern und
Mauern anhing oder auch frei im bebauten Feld aufrichtete.
Die Altertümersammlungen bewahren noch zahlreiche Schutzmittel in Gestalt von
Arm-,
Brust- und Halsbändern aus den verschiedensten
Stoffen, die als Götterbildchen, kleine Halbmonde,
Hände mit gespreizten Fingern, offenen
Augen u. s. w. geformt sind.Bei denRömern galt der
Phallus (s. d.) als sicherstes
Amulett gegen jeden Schaden des Neides oder Böser Blick. Noch gegenwärtig lebt die
Furcht
vor dem in fast allen
Ländern Europas fort, ganz allgemein in
Italien,
[* 6] namentlich im Neapolitanischen, wo er jettatura heißt.
Man schützt sich vor ihm, wie im
Altertum, durch
Amulette, Formeln und Geberden. Zu letztern gehört die
geballte
Hand
[* 7] mit zwischen dem Zeige- und Mittelfinger hindurchgestecktem Daumen. Ebenso verbreitet ist die
Furcht vor dem
Böser Blick bei
Albanesen und Neugriechen. Bei letztern heißt er
Kakomati. Ganz ähnliche
Vorstellungen herrschen unter Rumänen und
Slawen, vorzüglich bei
Serben, Russen und
Polen. Sehr gefürchtet ist der Böser Blick (Ajinrah) bei den russ. und
poln. sowie den orient.
Juden. Mit den
Arabern hat sich dieser
Aberglaube auch über Nordafrika ausgedehnt. Im
Orient schützt man sich vor dem Böser Blick oder
Nassr durch Koransprüche,
Mineralien
[* 8] und
Pflanzen, die man als
Amulette trägt.
Allgemein verbreitet auch
bei den german. Völkern ist der
Glaube an den Böser Blick. In England heißt er Evil eye, in
Norwegen
[* 9]
Skjœrtunge (von skerda schwinden
machen). Die Thätigkeit des Böser Blick nennt der
Bayer «verneiden», der Norddeutsche «verscheinen»,
der
Böhme «übersehen».
Staatsbahnen,
[* 13] mit
Mauern und
Türmen umgeben, ist
Standort der 6. Eskadron
des 6. ungar. Husarenregiments, hat (1880) 4507 deutsche und slowak.
E., Post,
Telegraph,
[* 14] ein
¶
gräfl. Pálffysches Schloß, Kapuzinerkloster, Staats-Lehrerseminar, Kleinindustrie, Salpetersiederei, eine Papiermühle,
Weinbau, in der Nähe Erzlager von Gold
[* 19] und Silber sowie Schwefelkiesgruben, die das Material für die benachbarte Schwefelsäurefabrik
liefern, und ist ein ziemlich besuchtes Heilbad (kalter Eisensäuerling).