verschiedenen sog. natürlichen
Böschungswinkel
(d. i. der Winkel,
[* 2] nach dem die locker aufgeschüttete
Masse von selbst abfällt)
besitzen. Durch Aufschüttung loser Erdmassen gebildete Böschung erhalten meist auf 1 m Höhe 1,5 m
Breite.
[* 3] Man nannte das früher
eine anderthalbfüßige Böschung, jetzt pflegt man es eine Böschung mit anderthalbfacher
Anlage zu nennen.
Wenn der
Winkel der Abflachung 45
Grad beträgt, so sagt man, eine solche hat ganze (1/1)
Anlage; bei größerm spricht man von steiler
(½, ⅓, ¼); bei kleinerm Winkel von flacher (2/1, 3/1)
Anlage. Im Festungsbau erhalten gewöhnlich die der
Geschoßwirkung
ausgesetzten äußern Böschung ganze oder flache, die innern der bessern
Deckung wegen steile
Anlage.
Die innere Böschung eines Grabens wird Eskarpe, die äußere
Kontereskarpe genannt. Die losen Erdböschungen werden mit Mutterboden 20 cm
stark bedeckt und angesamt oder mit Rasen belegt.
Soll eine Böschung aus loser Erde steiler als gewöhnlich werden, dann belegt
man sie mitKopfrasen, d. h. mit Rasentafeln, die nicht flach auf der Böschung, sondern senkrecht
zu derselben gelegt werden, oder mit einer Abpflasterung oder einer Steinpackung größerer
Stücke (Steinbekleidung), mit
oder ohne Verwendung von Mörtel (vgl.
Erddruckmauer).
[* 4]
Unter Wasser liegende Böschung werden stets flacher gelegt, auch ist durch Befestigung ihres Fußes und Bepflanzung
des vom Wasser berührten
Teiles mit
Weiden der Abspülung oder Unterwaschung entgegenzuarbeiten.
Bartolommeo,
Taschenspieler, geb. in
Turin,
[* 6] machte 1812 im franz.
Heere den Feldzug nach
Rußland mit,
wurde kriegsgefangen und nach
Sibirien gebracht, wo er durch seine Zauberkünste Aufsehen erregte. 1814 ausgewechselt,
durchreiste er 18 Jahre lang in Ausübung seiner Künste Europa
[* 7] und einen
Teil des
Orients. Er starb in Gruna bei
Dresden.
[* 8] - Sein Sohn Carlo war ebenfalls ein bedeutender
Taschenspieler.
(spr. -witsch),RogerJos., Mathematiker und Astronom, geb. zu
Ragusa,
[* 12] trat frühzeitig in den Jesuitenorden und wurde 1740 zum
Lehrer der Mathematik und
Philosophie am Collegium Romanum
ernannt. Im
Auftrage des Papstes maß er 1750-53 im Kirchenstaate einenGrad des Meridians. Seit 1760 bereiste
Boscovich England und
Frankreich, die
Türkei,
[* 13] die Donauländer,
Polen, kehrte dann über
Deutschland
[* 14] nach
Italien
[* 15] zurück, erhielt 1764 eine
Professur in Pavia, ging aber bald nach
Paris.
[* 16]
Später lehrte er in Mailand
[* 17] und betrieb die Errichtung der
Sternwarte
[* 18] bei dem
Brera-Kollegium, zum
Teil auf eigene
Kosten. Nach
Auflösung des Jesuitenordens 1773 ging er nach
Paris und erhielt vom Könige ein Jahrgeld von 8000
Livres und
den
Titel eines Direktors der
Optik bei der Marine. Doch
fand er sich bald durch Anfeindungen d'Alemberts und anderer franz.
Gelehrten bewogen, sein
Amt niederzulegen. Boscovich wandte sich nun nach
Bassano, wo er die
Ausgabe seiner Werke
besorgte, zog sich dann nach Mailand zurück, verfiel in
Wahnsinn und starb Im
Brera-Palast wurde ihm ein
Denkmal
errichtet. Unter seinen zahlreichen Werken (5 Bde.,
Bassano 1785) ist die
Schrift«De expedition ad dimetiendos duos meridiani
gradus» (mit P.Maire,
Rom
[* 19] 1755; französisch mit Zusätzen des Verfassers, Par. 1770) bemerkenswert. Einen
Teil seiner
Reise beschrieb er in «Journal d'un voyage de Constantinople et Pologne»
(Par. 1772; italienisch,
Bassano 1784; deutsch, Lpz. 1779). Boscovich war auch Dichter und verfaßte ein Lehrgedicht
«De solis et lunae defectibus» (Lond. 1764; französisch vomAbbé de Barruel, Par. 1779).
Jul. Friedr. Wilh.,
Graf von, preuß.
General der Infanterie, geb. zu
Sangerhausen,
[* 20] war von 1821 ab
Page am
Hofe zu
Weimar,
[* 21] trat 1826 in das preuß. 26. Infanterieregiment ein, wurde 1829 Offizier und besuchte
1832-35 die
Allgemeine Kriegsschule. 1835-52 wurde Bose als
Adjutant, zuletzt im Generalkommando des 4.
Armeekorps,
verwendet, war dann nahezu ein Jahr Compagniechef im 27. Infanterieregiment, wurde 1853 als Major in den Generalstab versetzt
und 1858
Chef des Generalstabes des 4.
Armeekorps.
Nachdem er seit 1860 als Oberst das hohenzoll. Füsilierregiment Nr. 40 befehligt hatte,
wurde er 1861 in das Kriegsministerium berufen und vertrat bei den Landtagsverhandlungen als
Kommissar
mit
Energie die Regierung. 1864 Generalmajor, führte er die 15. Infanteriebrigade im
Kriege von 1866 ruhmvoll. Er siegte 26. Juni im
Nachtgefecht bei Podol, wo er, ein Gewehr in der
Hand,
[* 22] zu Fuß seinen
Truppen zum
Sturme voranschritt. Ebenso nahm
er mit Auszeichnung an den
Schlachten
[* 23] und
Gefechten bei Münchengrätz, Königgrätz,
[* 24]
Göding, Holitsch und besonders bei
Blumenau
(s. d.) teil.
Nach dem Frieden wurde Bose zum Generallieutenant und Commandeur der 20. Division in Hannover
[* 25] befördert.
BeimAusbruche des
Krieges gegen
Frankreich 1870 erfolgte, mit
Übergehung von 14 ältern
Generalen, seine Ernennung zum kommandierenden
General des 11.
Armeekorps. Bose wurde jedoch in der
Schlacht bei Wörth
[* 26] 6. Aug. zweimal verwundet, sodaß er das Kommando abgeben
mußte und erst 1871 wieder an die
Spitze seines Korps treten konnte. 1873 wurde Bose zum
General der Infanterie ernannt und
einem
Fort der Festung
[* 27]
Straßburg
[* 28] sein
Name beigelegt; 1876 erhielt er den
SchwarzenAdlerorden und wurde
er unter
Erhebung in den Grafenstand zur
Disposition gestellt; er lebt in
Magdeburg.
[* 29]
ist der Gegensatz von gut (s. d.) und nimmt an allen Schwankungen
des letztern
Begriffs teil; doch hat der
Ausdruck vorzugsweise sittliche Bedeutung. Danach heißt böse
allgemein die Handlung, die dem Sittengesetz zuwiderläuft, vorausgesetzt, daß der Handelnde dasselbe
an sich wohl kennt
und in seiner
Gültigkeit anerkennt. Das Wesen des Bösen ist daher eigentlich die
Lüge, nämlich die innere Unwahrhaftigkeit,
daß man von der sittlichen Forderung, deren
Recht im allgemeinen man eingestehen muß, doch sich für
seine
Person, soweit man es für vorteilhaft hält, entbindet. Daher unterscheidet man
Bosheit von bloßer Schwäche so, daß
der Böse sich die Nichtbefolgung des Grundsatzes der Sittlichkeit
¶
mehr
sozusagen zum Grundsatz macht, der Schwache dagegen wohl gern gut sein möchte, aber der Versuchung, dem Drange der Not u. s. w.
unterliegt; daher der letztere jederzeit zur Reue bereit sein wird, der erstere nicht.
In dem unleugbaren Dasein des Bösen in der Welt liegt nun ein schwieriges, vielleicht unlösbares Problem für
jede Ansicht, welche einen schlechthin guten und zugleich allmächtigen Willen als Weltursache annimmt. Man hat dann nur die
Wahl, entweder die unbedingte Güte oder die unbedingte Macht des Welturhebers preiszugeben, oder endlich über die Thatsache
der Existenz des Bösen sich irgendwie hinwegzusetzen. Den erstern Weg hat kaum jemand zu betreten gewagt,
man müßte denn die (spinozistische) Ansicht von einer gegen die menschlichen Begriffe des Guten und Bösen überhaupt gleichgültigen
letzten Ursache (für die natürlich das ganze Problem wegfällt) dahin rechnen.
Die zweite Annahme führt notwendig auf die Einführung eines dem guten Princip von Ewigkeit her gegenüberstehenden bösen
Princips (so im Parsismus und im Manichäismus), oder auch eines bloß trägen, passiven Stoffs, der die
Verwirklichung des Guten bloß hemmt (so bei Plato und den Neuplatonikern). Die letztere Ansicht nähert sich bereits der dritten
möglichen Lösung, nämlich der Leugnung der Realität des Bösen. So ist schon bei Plato das Böse eigentlich ein
bloß Negatives; auch Leibniz nähert sich der Auffassung, daß, was uns aus unserm beschränkten Gesichtspunkt böse erscheint,
an sich und für den, der das Ganze überschaute, in vollkommene Wohlordnung sich auflösen würde; eine Ansicht, in der man
einen richtigen Kern sehr wohl anerkennen kann, obwohl sie in Gefahr ist, den Ernst des sittlichen Problems
des Bösen zu verkennen, indem die Grenze nicht scharf genug gezogen wird zwischen dem sittlich Bösen und dem beliebigen
Übel.
Das ganze Problem ist natürlich ein transcendentes und verschwindet, wenn man sich nicht vermißt, über eine letzte Weltursache
u. s. w. Spekulationen anzustellen. Übrigens ist es gewiß, daß unsere Begriffe von gut und böse, wie
sehr auch auf einem letzten unbedingten Princip ruhend, doch in der Anwendung auf einen empirischen Stoff nicht mehr auf unbedingte
GültigkeitAnspruch haben, sodaß wenigstens für die Idee, daß auch, was aus wirklich bösem Willen gewollt war, zuletzt
zum Guten ausschlagen könne und sogar müsse, Raum bleibt, womit dem Bedürfnis einer «sittlichen
Weltordnung» genügt ist.