Römische
[* 2] Mythologie. Der älteste Götterglaube der Römer [* 3] war derselbe wie der der stammverwandten Völker Italiens, [* 4] der sogen. Italer (Latiner, Volsker, Folisker, Sabiner, Umbrer, Osker, Kampaner, Lukaner, Bruttier u. a.), und zwar war derselbe jedenfalls eine einfache Naturreligion, wie sie den indogermanischen Völkern in einer Zeit eigen war, wo sie Viehzucht, [* 5] Acker- und Weinbau trieben und in Gehöften oder Dörfern wohnten. Im Fortschritt der Gesittung wurde dieselbe mehr ethisch und politisch.
Wie die
Römer aber den Griechen an
Phantasie und poetischer Begabung nachstanden, so scheinen sie auch
im ganzen weniger mythenbildenden
Trieb als
Sinn für
Religiosität und
Kultus besessen zu haben. So erklärt sich sowohl, daß
ihre
Gelehrten keine
Neigung zur Sammlung der alten
Sagen und
Märchen besaßen, als auch, daß die nationale
Mythologie bei der
Berührung mit dem Griechentum von der
Mythologie des letztern fast ganz überwuchert wurde. Es wurden nicht allein die heimischen
Götter nach den griechischen umgebildet, sondern auch sehr viele griechische
Götter und
Sagen neu aufgenommen. In diesem Zustand
zeigt sich uns die in der römischen
Litteratur.
Geringer war der von den
Etruskern ausgeübte Einfluß;
endlich drangen auch vorderasiatische, ägyptische und syrische Kulte und
Mythen ein. Weiteres s.
Römisches Reich (S. 938)
und
Mythologie.
Die wichtigsten
Quellen zur Erforschung der römischen
Mythologie sind nächst den
Inschriften der italischen
Stämme, die
Fragmente
der römischen
Epiker
Nävius und
Ennius, der Annalisten, des M.
Terentius Varro, die Gedichte Vergils mit
dem
Kommentar des
Servius, die
»Fasten« (d. h. eine poetische Bearbeitung des römischen
Kalenders) von Ovid, von den Historikern
besonders
Livius, Dionys von
Halikarnassos und Plutarch, ferner des
Gellius
»Attische
[* 6]
Nächte«, des
Macrobius
»Saturnalien« und
des
Marcianus
Capella
»Hochzeit der
Philologie und des
Merkur«.
[* 7] Die Anregung zur Beschäftigung mit der römischen
Mythologie in der neuern Zeit gab
Niebuhr.
Vgl. O. Müller, Die Etrusker (Bresl. 1828; neubearbeitet von W. Deecke, Stuttg. 1877);
Hartung, Die Religion der Römer (Erlang. 1836);
Klausen, Äneas und die Penaten (Hamb. 1839, 2 Bde.);
Preller, (3. Aufl. von Jordan, Berl. 1881-83);
Rissen, Das Templum, S. 105 ff. (das. 1869).