[* 1]
(DeaRoma),
Personifikation der Stadt
Rom, welche schon seit dem 2. Jahrh.
v. Chr. im römischen
Reich verehrt wurde.
Gemeinsam mit
Venus erhielt sie in
Rom durch
Hadrian einen prachtvollen Doppeltempel an der
Via sacra unweit des
Titusbogens,
von welchem noch Reste erhalten sind. Roma ward meist in der
Weise der
Minerva (nur minder jungfräulich),
auch amazonenhaft dargestellt (auf der Vorderseite der Silbermünzen mit dem
Flügelhelm, s. Abbildung), gewöhnlich sitzend
auf einem
Haufen von
Spolien. Am schönsten aufgefaßt erscheint sie in dem berühmten Wandgemälde des
PalazzoBarberini zu
Rom; eine gute
Statue enthält derPalast der
Konservatoren.
Vgl. Kenner in den »Sitzungsberichten der
WienerAkademie« 1857.
von seinen philosophischen
Schriften
sind die Abhandlungen:
»Che cosa è la mente sana?«, »La suprema economia
dell' umano sapere« und
»Vedute fondamentali sull' arte logica« (seine Hauptwerke) zu nennen. ist als
Philosoph aus der
Schule
der französischen Sensualisten hervorgegangen, huldigt in metaphysischer Hinsicht dem
Naturalismus, in erkenntnistheoretischer
aber dem subjektiven
Idealismus, welcher über jene hinausgeht.
Die
Tänzer schließen einen
Kreis und bewegen sich unter
Sprüngen
und nach dem
Takte der
Musik den
Boden mit den
Füßen schlagend, anfangs langsam, dann immer rascher.
[* 1]locūtaest (causa finita est)!,
»Rom (d. h. der
Papst) hat gesprochen (die
Sache ist entschieden)!«, ins
Lateinische
übersetztes
Citat aus der gegen die
Jesuiten gerichteten
Satire »Phiolotanus« (1720) des
AbbéGrécourt
(Vers 784:
»Rome a parlé,
l'affaire est terminée«).
ursprünglich bei den roman. Völkern des
Mittelalters auf dem
Boden des ehemaligen römischen
Reichs jede größere
erdichtete oder doch dichterisch ausgeschmückte Profanerzählung, so genannt, weil sie im
Gegensatz zu der (im
Lateinischen
als der
Schul- und
Kirchensprache abgefaßten) geschichtlichen
Chronik und
Heldensage einerseits, der biblischen Geschichte und
der kirchlichen
Legende anderseits in der Volkssprache (lingua romana) abgefaßt ward.
Dieser
Name ging dann allmählich auf die gesamte heute so benannte und beliebte epische Dichtgattung über. Das
Charakteristische
der letztern liegt im ästhetischen
Sinn darin, daß sie, im
Gegensatz zum
Epos (s. d.) und zum
Märchen (s. d.), nur ein natürliches
Geschehen, dieses aber, im
Gegensatz zur
Erzählung (s. d.), unter dem
Schein des Wunderbaren darstellt.
Von der
Novelle (s. d.), welche dasselbe thut, unterscheidet sich der Roman dadurch,
daß jene nur eine einzige (ebendarum um ihrer »Neuheit« willen ausgesuchte)
Begebenheit, dieser dagegen eine ganze
Reihe in der Zeit aufeinander folgender Begebenheiten umfaßt, welche
untereinander wohl (episch) durch die
Einheit derPerson, aber nicht eben (dramatisch) durch die
Einheit derHandlung zusammenhängen
müssen.
Der
Träger
[* 18] derselben (der
»Held« des
Romans) hat mit den
Helden des
Epos, des
Märchens und der
Erzählung die Abhängigkeit seiner
Schicksale von Mächten, die nicht seinem
Willen unterworfen sind, gemein, unterscheidet sich aber dadurch
von denselben, daß die beherrschenden Mächte im
Epos nicht nur übernatürlich scheinende, sondern wirklich übernatürliche,
im
Märchen widernatürliche, aber natürlich scheinende, in der
Erzählung nicht nur natürliche, sondern auch als solche
erkennbare, im R. dagegen zwar durchaus natürliche, aber mit dem
Schleier des Geheimnisses und daher
übernatürlich scheinende sind.
Roman (Unterscheidung
* 20 Seite 13.916.
Der ist daher, was die
Annahme göttlicher
Führung betrifft, der
Antipode des
Epos, was dagegen den
Schein einer solchen und
den mystischen
Reiz des geheimnisvoll Wunderbaren betrifft, dessen nächster Verwandter: das wahre
»Epos des Unglaubens«. Während
das
Epos daher solchen Bildungsstufen und
Zeitaltern angehört, in welchen der
Glaube an die
Existenz einer
überweltlichen Macht und an die Möglichkeit des Eingreifens einer Götterwelt oder der
Gottheit in menschliche
Schicksale
lebendig und die Einmischung derselben natürlich ist, sagt der Roman als epische Kunstgattung solchen Kulturstufen
und
Zeiten zu, bei welchen durch (wahre oder vermeintliche)
Bildung und
Aufklärung der
Glaube an Übernatürliches
(gänzlich oder doch in Bezug auf gewisse
Kreise
[* 19]
¶
mehr
von Erscheinungen, z. B. der Liebesleidenschaft) geschwunden, der Reiz des Übernatürlichen und die Sehnsucht nach demselben
aber geblieben ist, und dessen künstlich erneuerter Schein daher wohlgefällig fesselt. Lebensverwickelungen, welche den
Schein einer übernatürlichen Schickung erwecken, werden daher wohl »romanhaft«,
eine Gemütsstimmung, welche am Schein der Existenz eines Übernatürlichen Vergnügen findet, wird »romantisch«
genannt. Die Weltanschauung, die dem Roman, der nur natürliche Ursachen des Verlaufs menschlicher Dinge gestattet, zu Grunde liegt,
ist durchaus nüchtern (philosophisch), jene, welche dem Epos, das Übernatürliches zuläßt, zu Grunde liegt, gehoben (theologisch).
Aus dem letztern Umstand entspringt die Einteilung der Romane in Charakter- und Situationsromane, je nachdem die natürliche
Ursache der Schicksale des Helden in dessen persönlichem (angebornem oder erworbenem) Naturell oder in dessen
äußerer natürlicher oder Menschenumgebung gelegen vorgestellt wird. Jener kann psychologisch heißen, wenn er das Schicksal
des Helden aus dessen Abhängigkeit von seiner Gesamtanlage, pathologisch, wenn er dasselbe aus dessen Beherrschtsein durch
einen einzelnen Charakterzug (eine Leidenschaft, z. B. die Liebe: Liebesroman) zu erklären sucht.
Der Situationsroman verlegt den Grund der Lebensereignisse entweder in die Natur (Einfluß der Natur auf Rousseaus »NeueHeloise«,
Goethes »Werther«) oder in die Gesellschaft, innerhalb deren er denHelden denkt (Gesellschaftsroman, sozialer Roman). Je nachdem
die Situation, welche das Schicksal des Helden macht, als unabhängig von ihm gegeben oder mit Rücksicht
auf ihn durch andre (irdische Vorsehung) künstlich veranstaltet angenommen wird, zerfällt derselbe in zwei Klassen. Zu der
erstern gehören der Reiseroman, welcher den Lebenslauf des Helden unter dem Einfluß der örtlichen Natur, und der geschichtliche
Roman, welcher denselben unter dem Einfluß einer bestimmten Zeit- und Kulturepoche, zu der letztern
der pädagogische Roman (»WilhelmMeister«),
welcher ihn unter dem Einfluß eines im geheimen thätigen, erziehenden Menschenbundes
(»Unsichtbare Loge«, »Ritter vom Geist«) schildert. Noch sind von den Romanen mit einfacher Begebenheitsreihe (und einem einzigen
Helden) die Romane mit zwei- und mehrfacher Reihe von Begebenheiten (zwei und mehreren Helden) zu unterscheiden,
welche entweder, wie in dem von Gutzkow so genannten »Roman des Nebeneinander«, parallel (»Ritter vom Geist«, Heyses »Kinder der
Welt«) oder (wie in Freytags »Ahnen«) nacheinander (in verschiedenen Generationen) ablaufen.
Sollen jedoch die Teile des Romans dabei nicht (in einen Novellencyklus, wie Steffens' »Vier Norweger«) auseinander fallen, so
müssen die verschiedenen Helden untereinander entweder durch ein geistiges (wie in den »Rittern vom Geist«) oder durch ein
Blutband (wie in den »Ahnen«) zusammenhängen. Hinsichtlich der sprachliche Form kann
der Roman seiner Eposnatur halber ebensogut
in gebundener (Becks und Schacks »Romane in Versen«) wie seiner nüchternen Grundansicht halber in ungebundener
Rede abgefaßt sein, letztere ist bei weitem die vorwiegende.
Während das Epos, dessen waltende Macht eine Götterwelt ist, einen Heros (Achilleus, Odysseus, Rama, Rustem etc.) zum Helden hat,
muß der Roman, dessen waltende Macht eine berückende Leidenschaft, der Einfluß des Ortes, der Zeit oder gar einer geheimen
Gesellschaft ist, einen »Romanhelden« (oder Heldin)
wählen, der sich von solchen beherrschen läßt. Diese menschliche Schwäche sowie der durchaus dem Kreis der natürlichen
Dinge entnommene Charakter der wirkenden Ursachen befähigen den Roman wie keine andre epische Dichtungsart (die Novelle ausgenommen),
das Bild einer Welt wie die unsre (Welt des modernen Bewußtseins) gewürzt und belebt durch den Schein des
Wunderbaren und mit dem Reiz der Spannung auf die natürliche Lösung des Rätsels zu entwerfen.
Wie daher einst das religiöse Bewußtsein das Bild der realen (seienden) wie das der idealen (sein sollenden) Welt episch in
die Form des Epos, so faßt das moderne Bewußtsein beide in die Form des Romans, welcher dadurch eine lehrhafte
Tendenz annimmt und auf das Gebiet der sogen. didaktischen Poesie (theoretische wie praktische Belehrung in Romanform) übertritt.
In dieser Gestalt, welche den verschiedensten stofflichen Inhalt bequem aufzunehmen vermag, ist der Roman die gesuchteste und
beliebteste Dichtgattung geworden, hat aber über dem mehr oder minder schwerfälligen Gehalt nicht selten
den Reiz der poetischen Form eingebüßt.
Eine Einteilung desselben vom stofflichen Gesichtspunkt aus zu geben, ist ein hoffnungsloses Beginnen. Unterscheiden lassen
sich allenfalls der realistische Roman, der die wirkliche Welt naturhistorisch (mit größter Treue, ohne Neid und ohne Gunst) schildert,
und dessen Ausartung, der naturalistische Roman, das Schlechte in der bestehenden Welt nicht nur schonungslos
schildert, sondern mit Vorliebe sucht (Zola), und der moralische oder Idealroman, der das Bild einer vollkommensten Welt ohne
Rücksicht auf deren Realität ausmalt. Zu jener Gattung gehört nicht nur der sogen. historische Kultur- und zeitgenössische
Sittenroman, deren ersterer die Menschheit irgend einer Kultur- und Bildungsstufe, deren letzterer seine
(des Romanschriftstellers) Gegenwart mit minutiöser Sorgfalt porträtiert, sondern auch das sogen.
Zukunftsbild oder das Romanidyll und der philosophische Roman, deren erstes das Bild der Welt ausmalt, wie es (der Ansicht des
Autors nach) einst sein wird, während der andre den ewig gleichen Kern der Welt und des Menschen darzustellen
sich vorsetzt. Zu dieser Gattung gehören die zahlreichen Tugend- und Fürstenspiegel sowie die Staatsutopien, Gesellschaftsikarien
in Romanform, welche dazu bestimmt sind, dem Einzelnen und der Gesamtheit als Beispiel vorzuleuchten.
Wie durch die beiden vorgenannten Gattungen das unterrichtete, so betritt der Roman als moralisierender oder
Tendenzroman das erziehende Gebiet, wobei er entweder (optimistisch) an die Möglichkeit des Gelingens des Besserungswerkes
glaubt oder (pessimistisch) dessen Unmöglichkeit einsieht. Im erstern Fall sucht er strafend (satirischer Roman) oder spottend
(komischer Roman) auf die Menschheit zu wirken; im letztern Fall gesellt sich zu dem an die Stelle des Zorns
oder Spottes über die andern tretenden Mitleid mit deren Schwächen der Spott über sich selbst, dessen Thorheit das Unmögliche
für möglich hielt (humoristischer
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