Kallnach
(Kt. Bern,
Amtsbez. Aarberg).
464 m. Gem. und grosses Pfarrdorf, am O.-Rand des Grossen
Mooses und nahe der
kanalisierten
Aare, an der Strasse
Lyss-Murten. Station der Linie
Lausanne-Payerne-Lyss. Postbureau, Telegraph, Telephon. 157
Häuser, 848 reform.
Ew. Gemeinsame Kirchgemeinde mit
Niederried. Landwirtschaft (Runkelrüben und Tabak). Käserei,
Mühle. In den letztvergangenen
Jahren sind bei Kallnach
öfters Schiessübungen für Artillerie veranstaltet worden.
Das Dorf war bis zur Reformation zur Kirchgemeinde Kerzers eingepfarrt und wurde 1530 von dieser losgelöst. Mitten im Dorf sprudeln zwei wasserreiche Quellen, deren eine sofort eine Säge treibt. Beide sind vielleicht schon von den Römern zu Badezwecken verwendet worden. Im benachbarten Wald finden sich Grabhügel, von denen 1877 zwei von Dr. Fellenberg geöffnet worden sind, aber nur eine Lanzenspitze enthielten. Bei Niederried hat man ein in seiner Art einzig dastehendes schönes Nephritbeil gefunden.
Westl. vom Dorf liegt im Grossen Moos ein weites Gräberfeld, das etwa aus dem Jahr 350 n. Chr. stammt und im N. und W. von einem kleinen Wall umgeben ist. Hier hat man auf einem Raum von nur 4 m Durchmesser zahlreiche gut erhaltene Skelete gefunden, die dicht nebeneinander lagen und zum Teil mit langen und dünnen Ziegelsteinen zugedeckt waren. Daneben lagen zahlreiche kleine römische Münzen aus der genannten Zeit und Glasscherben, sowie eine Gürtelschnalle ¶
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aus silberbeschlagenem Eisen und ein Eisenschwert. Die etwa 30 cm dicke Schuttschicht über den Skeleten enthielt Scherben
von Fensterglas römischen Ursprungs. Spätere Nachgrabungen werden hier sicherlich noch wertvolle Funde zu Tage fördern.
Die durch das Grosse Moos ziehende Römerstrasse von Murten nach Petinesca führte w. an Kallnach
vorbei. Im
Mittelalter wohnten in Kallnach
die wahrscheinlich früh erloschenen Edeln gleichen Namens, von deren Burg keine Ueberreste
mehr sichtbar sind. Schöne kleine Kirche im gotischen Stil, deren einst von den Städten Bern
und Nidau gestifteten vier Glasgemälde
heute im schweizerischen Landesmuseum zu Zürich
sich befinden.