Petinesca
(Kt. Bern,
Amtsbez. Nidau,
Gem.
Studen). 597 m. Eine keltische Niederlassung und später römische Militärstation an der
Strasse Aventicum-Solodurum; am
SO.-Hang des
Jensberges (s. diesen Art.), s.
Studen und westl. der Linie
Bern-Biel. Schon 1830-32
liess die
Berner Regierung an einzelnen
Stellen am Fusse des
Jensberges und auf der Terrasse des
Studenberges
Nachgrabungen nach Altertümern machen, und Geschichtsfreunde setzten auf eigene Rechnung an verschiedenen
Stellen diese Nachgrabungen
fort. Im Sommer 1898 wurde zur Erforschung des
Jensberges und seiner Umgebung der Verein
«Pro Petinesca»
mit Sitz in
Biel gegründet.
Dieser lässt nun jedes Jahr während einigen Wochen planmässige Nachgrabungen machen. Er begann seine Tätigkeit mit der
Erforschung des Keltenwalles, der aus einem grossen Erdwall besteht, welchem ein etwa 16 m breites Gefechtsglacis und ein
3-4 m tiefer und 6-10 m breiter
Graben vorgelagert sind. Der Wall muss den Kohlenspuren nach
¶
mehr
mit Pfählen und Flechtwerk gestützt gewesen sein. An den Rändern, die fast durchwegs 4,3 m voneinander entfernt sind, waren zwischen den Hölzern behauene Tuffsteinblöcke eingebettet. Bei einer Basisbreite von 18 m erreicht der Wall im W. eine grösste Höhe von 5 m. Er schliesst die schmalste Stelle des Bergrückens ab, der hier kaum 200 m breit ist. Die Ecken dieses Erdwalles zeigten 50-110 cm dicke Mauerreste aus Tuffsteinen. Von diesem Querwall aus, der sich etwa 20 Minuten oberhalb der Ortschaft Studen befindet, erreicht man in ½ Stunde die Knebelburg, ein Refugium aus der Keltenzeit.
Sie steht auf dem Rücken des Hügels, bildet ein Oval von 600 m Umfang und ist von einem breiten Wallgraben umschlossen. Auf dem Rand der eingeschlossenen Hochfläche ist die Erde aufgeworfen und wurde wie beim Keltenwall durch Pfähle und Flechtwerk gehalten. Ueberreste von Römerbauten wurden blosgelegt am SO.-Fuss des Jensberges, wo dieser terrassenförmig aufsteigt. Jede dieser Terrassen muss zur Römerzeit überbaut und zum Teil befestigt gewesen sein. Den Eingang in die unterste Terrasse, welche ohne Zweifel von der Aare oder einem ihrer Seitenarme bespült wurde, hatten die Römer durch einen starken viereckigen Wachtturm mit Eingangstor befestigt.
Derselbe ist nun blosgelegt und hat Seitenwände von 2 m Dicke und 4 m Höhe. An ihn schliessen sich Ueberreste einer Ringmauer von über 3 m Breite. Die Toröffnung von 3 m ist durch Wehrsteine geschützt. Hinter dem Tor befand sich ein grosser Platz, der auf der N.-Seite durch einen Bau von 45 m Länge und 33 m Breite abgeschlossen war. Durch eine Quermauer war dieser Bau in eine südl. und eine westl. Hälfte getrennt. Auf der S.-Seite sind Spuren eines Hypokausten mit interessanter Quellenanlage vorhanden.
Die Fundamente des Gebäudes ruhen im W. auf einer undurchlässigen Mergelschicht, über welche das Grundwasser gleichmässig abfliesst. Von der Gebäudemauer aus führte eine starke Stützmauer mit Gewölbe in die auf der Mergelschicht ruhende Grienmasse, in welcher man spitzbogige Gänge von Mannshöhe fand, die wieder unter sich verbunden sind und zum Fassen des abfliessenden Grundwassers dienten. Vom Toreingang weg führt in nördl. Richtung eine 6 m breite Strasse, an die sich links und rechts Gebäudemauern anschliessen. Neben einer grossen Zahl von Bronzemünzen von Augustus bis Konstantin wurden kleine Schmuckgegenstände, Götterstatuetten, bemalte Tonscherben mit Töpferstempel und Werkzeuge gefunden.