Geum urbanum, einer durch ganz Deutschland an Zäunen, im Gebüsch und lichten Wäldern wachsenden, etwa fußhohen Pflanze
mit einzelnen gelben Blüten, die zur Familie der Rosaceen gehört. Der Wurzelstock ist höckerig, am untern Ende abgestorben,
mit schwarzbraunen Schuppen bedeckt und ringsum mit fadenförmigen Nebenwurzeln besetzt. Die innen braunrote dünne Rinde
umgibt ein gelblichweißes
Holz und dieses ein blaurötliches Mark. Die frische Wurzel riecht schwach nach Würznelken;
der Geruch verliert sich indes beim Trocknen. Der Geschmack ist bitter und zusammenziehend. Der mit den Stengelresten und
Wurzeln im Frühjahr zu sammelnde Wurzelstock wird bei gelinder Wärme getrocknet und in wohlverschlossenen Gläsern oder
Blechbüchsen aufbewahrt. - Zollfrei.
(cortex cassiae caryophyllatae); die Stammrinde von Dicypellium caryophyllatum, eines in Brasilien und
Westindien wachsenden, zur Familie der Laurineen gehörigen Baumes; man erhält die Ware in zusammengerollten
Röhren, der
Hauptsache nach aus der glatten rotbraunen Bastschicht bestehend und nur teilweise noch vorhandener Außenrinde. Der Geruch
und Geschmack erinnert zugleich an
Zimt und an Nelken. Man verwendet die Rinde bei der Bereitung aromatischer
Liköre ebenso das daraus dargestellte ätherische Nelkenzimtöl (oleum cassiae caryophyllatae). Das Pulver der Rinde
wird angeblich auch zur Verfälschung des Gewürznelkenpulvers benutzt. - Zollfrei.
(Waschblau). Das eigentliche N. zum Bläuen der Wäsche besteht aus
Stärke, die mit Indigkarmin
gefärbt und in kleine Täfelchen geformt ist. An seiner Stelle wird neuerdings häufig künstliches
Ultramarin angewandt,
das in kleinen Portionen mit heißem Wasser angerührt und dem Blauwasser zugesetzt wird. Es ist dieses Blau auch ganz zweckmäßig,
während dagegen
Berlinerblau, das ebenfalls zuweilen mit
Stärke oder
Kreide gemischt als N. verkauft wird,
zum Bläuen gar nicht taugt, da es ein starkes Vergelben der Zeuge bewirkt. Dieses Blau ist leicht daran erkennbar, daß
es seine Farbe verliert und braun wird, wenn man es mit Sodalösung vermischt erhitzt. - Zollfrei.
(Bricken,Pricken,Felsensauger, frz. lamproies; engl.
lambreys). Bekannte Knorpelfische von aalartiger Gestalt, die im Inlande nur mariniert und meist sehr
klein vorkommen, aber auch im frischen Zustande gebraten sehr gut zu essen sind. Diese
Tiere haben ihren sonderbaren Namen
daher, daß man die sieben Kiemenlöcher, die auf jeder Seite liegen, für Augen ansah und sich noch dazu
um zwei verzählte. Sie haben die Eigenheit, sich mit ihrem runden, trichterförmigen Maul an Steinen und Felsen oft so fest
anzusaugen, daß sie kaum loszulösen sind. Es gibt zweierlei Arten, die Flußbricke (Petromyzon fluviatilis) und die große
Seebricke oder Lamprete (Petromyzon marinus). Die erstere, die gewöhnlich kaum fingerdick und höchstens 3 dm
lang auf den Tisch kommt, kann bei gehöriger Schonung an 9 dm lang werden und ist dann viel schmackhafter. Das
Tier sieht
im Leben oberhalb olivengrün aus, mit weißen Wölkchen durchzogen,
am Bauche silberweiß. Die
Fische haben ein sehr zähes
Leben und lassen sich daher auch mit Schnee verpackt lebendig weit versenden.
Dieselben leben besonders in Norddeutschland, den russischen Ostseeprovinzen, auch in England in großer Menge in Flüssen
und Flüßchen. Im Sommer halten sie sich in der Tiefe, werden auch in dieser Zeit nicht gefangen, weil sie da mager und
nicht schmackhaft sind. Im Herbst, Winter und Frühjahr sind sie fetter; der beste Fang ist im Dezember;
man haut dann Löcher ins
Eis und steckt Birkenreisig hinein, an das sie sich oft in Menge ansaugen. Sonst fängt man sie
auch im Februar und März mit Hainen und Reusen. Die
Tiere werden ausgenommen, schwach geröstet oder gebraten mitEssig,
Gewürzen und
Lorbeerblättern eingelegt und in den bekannten Fäßchen von den preußischen Ostseestädten, von Bremen und
Lüneburg in den Handel gebracht. Die aus dem Lüneburgischen sind die besten, daher auch im Kleinhandel allen das Prädikat
Lüneburger beigelegt wird. -
Die Lamprete (P. marinus) lebt in fast allen europäischen Meeren, wird über 9 dm lang und armsdick,
ist grünlich, gelb und braun marmoriert und mit zwei Rückenflossen versehen. Sie hat ein besonders weißes, fettes und
festes
Fleisch und gilt als Delikatesse. Im Frühjahr geht der
Fisch des Laichens halber in den Flüssen und Nebenflüssen
aufwärts und wird dabei gefangen, am häufigsten in den Flüssen Englands und der Bretagne. In geringerer
Zahl kommt er nach Deutschland in die Stromgebiete der Elbe, Weser und des Rheins und kommt dann in der Regel frisch zum
Konsum. Sonst ist seine Zubereitung wie die der Flußbricken. - Zoll: Frische N. sind zollfrei, marinierte gem.
des Tarifs im Anh. Nr. 25 p 1.
(frz. und engl. ebenso) ist eines der selteneren
und schwierig zu gewinnenden Metalle, dessen Existenz seit 1751 bekannt, dessen technische Verwendung aber weit jünger ist.
Erst als aus
Kupfer und N. eine brauchbare silberähnliche
Legierung,
Argentan, erhalten worden war, erhielt
es seinen Kaufwert. Das reine Metall hat noch jetzt keine Verwendung. Es ist im reinen Zustande fast silberweiß, hat gegossen
ein spezif. Gewicht von 8,3, gehämmert 8,8, ist schwer zu schmelzen, bei Rotglut hämmer- und streckbar, läßt sich schweißen,
in dünneBleche walzen und zu dünnen
Drähten ausziehen. Poliert zeigt es einen schönen dauerhaften
Glanz.
Die Nickelerze sind hauptsächlich Verbindungen des Metalles mit
Schwefel oder Arsen, enthalten aber fast immer noch andre
Schwefelmetalle; das N. bildet zuweilen nur einen kleinen Anteil darin. Am häufigsten tritt das Metall in Gesellschaft von
Kobalt auf (s. d.). Das für Deutschland wichtigste Erz
ist das Kupfernickel, von den Bergleuten so genannt, weil es nach seinem Aussehen ein reiches Kupfererz zu sein schien, aber
den Erwartungen nicht entsprach. Es ist Arsennickel mit fast immer mehr oder weniger Gehalt an Arsenkobalt und als
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Nebenbestandteile noch Eisen, Antimon, Schwefel. Andre in kleinerer Menge vorkommende Erze sind Nickelglanz (Verbindung von
Schwefel- und Arseniknickel), Nickelspießglanz (Schwefel- und Antimonnickel), Nickelkies oder Schwefelnickel. Von letzterem
finden sich in der Grafschaft Lancaster in Pennsylvanien bedeutende Lager in schöner Reinheit. Die Gewinnung des N. geht
vielfach Hand in Hand mit der Kobaltblaufabrikation; kleinere Mengen werden wohl auch bei Verhüttung
mancher Silber-, Kupfer- und Bleierze nebenbei gewonnen. In Sachsen wird das Metall auf den Blaufarbenwerken dargestellt aus
der beim Schmaltebrennen abfallenden Kobalt- oder Nickelspeise (vgl. Kobalt), einem früher als unbrauchbar weggeworfenen Nebenprodukt,
das etwa 50% des Metalles enthält. Es werden daselbst, nachdem die alten Halden längst aufgearbeitet
sind, sowohl die inländischen als von auswärts bezogenen Erze verarbeitet.
Die Speise ist ein unreines, Kobalt, Kupfer, Eisen, zuweilen Wismut enthaltendes Nickelarsen. Die Trennung der Masse in ihre
verschiednen Bestandteile kann nach verschiednen Methoden geschehen, ist aber immer sehr umständlich. Gewöhnlich kommt
das Nickelmetall unter dem Namen Würfelnickel in den Handel. Es sind dies kleine stumpf kantige Würfel
von etwa 1 cm Seitenlänge; das aus einer Lösung niedergeschlagene, gewaschene und getrocknete Oxydul wird mit etwas Mehlteig
zusammengeknetet, ausgerollt und in Würfel geschnitten, die man nach völliger Austrocknung mit Kohlenpulver in Schmelztigel
einsetzt und in starke Weißglühhitze bringt, bei welcher das Oxyd zu Metall reduziert wird und die
Würfel bedeutend schwinden. Dieses metallische Produkt hat eine bräunlich gelbe oder gelblich graue Färbung, denn es ist
noch kein reines Metall, sondern enthält Kupfer und Eisen und auch mehr oder weniger nichtmetallische, in Säuren unlösliche
Stoffe.
Es sind die Reinheitsgrade des Metalles nach den verschiednen Bezugsquellen und Herstellungsweisen sehr
ungleich, und kann der wirkliche Metallgehalt von 98 bis auf einige 50% herabgehen. Die Neusilberfabriken haben daher das
käufliche N. meist noch durch Umschmelzen zu läutern, was in einem feuerfesten Flammofen mit abschüssiger Sohle geschieht,
von welcher das strengflüssige Metall nach mehrstündigem Feuern als reiner Regulus langsam herabfließt.
Hierbei treten auch noch Arsenikdämpfe auf. Die Niederlagen der sächsischen Blaufarbenwerke verkaufen Würfelnickel, außerdem
zweierlei Oxyde, grün und schwarz, zu grünen und gelben Nüancen für Porzellanmalerei und Glasfärbung.
Das Metall kommt im Handel auch vor als gepreßter Nickelschwamm, granuliertes N. und in gerissenen Scheiben
wie Kupfer. Nickel-schwamm wird erhalten durch Glühen von oxalsaurem Nickelsalz und bildet eine so feine poröse Masse, daß
sie wie Gips Wasser verschluckt. Die Oxalsäure wirkt in der Glühhitze durch ihren Kohlenstoff reduzierend, es entweicht
Kohlensäure und zurückbleibt ein Schwamm von gediegenem Metall. Reine Nickelsalze, namentlich das oxalsaure
und das salpetersaure, finden sich im Chemikalienhandel und werden bei chemischen
Prüfungen gebraucht.
Das N. findet auch als Münzmetall Verwendung. Deutschland hat 5- und 10-Pfennigstücke aus einer Legierung von Kupfer und
N.; in der Schweiz und Belgien besteht die Scheidemünze, 5- und 10-Centimenstücke, aus Kupfer und N. Nordamerika
hatte, einige südamerikanische Staaten haben noch Nickelmünzen. Eine der wichtigsten Anwendungen des Metalles ist gegenwärtig
die zur Herstellung galvanischer Vernickelungen auf Messing und Zink, vorwiegend aber auf Eisen und Stahl.
Hierzu wird am meisten Nickelammoniumsulfat verwendet. Die Vernickelung ist, wenn gut ausgeführt, äußerst haltbar, denn
das N. ist mindestens ebenso hart wie Schmiedeisen, ist der Oxydation nicht unterworfen und läuft selbst
in Schwefelwasserstoff nicht an. Dabei nimmt die Nickelhaut eine gute Politur an. Vernickelt werden Maschinenteile, Werkzeuge,
Schlösser, Schlüssel und Schloßgriffe, chirurgische Instrumente, Meßinstrumente, Handwaffen, Sporen, Ketten etc. -
Die Gewinnung des N. erstreckt sich über einen großen Teil Europas; über Deutschland, Österreich,
Belgien (aus italienischen Erzen); England (aus ungarischen, spanischen und schwedischen Erzen), Schweden und Norwegen. Das
Ausbringen beläuft sich in Deutschland auf etwa 250000 kg im Jahre. Ein Kilo kostet jetzt etwa 30 Mk.;
1867, also vor Einführung der Nickelmünzen 8 Mk. Der größte Produzent an N. ist Amerika.
Dort liefert eine einzige Grube (La Motte in Missourie) monatlich 5-600000 kg Erze. -
Zoll: Nickelerze sowie Nickelmetall in Barren, Würfeln auch in Verbindung mit andern Metallen (Neusilber, Kobaltspeise)
zollfrei. Nickelmetall geschmiedet oder gewalzt Nr. 19 b des Tarifs. Vernickelte Eisen waren Nr. 6 e 3 β, dgl. Kupfer- oder
Messingwaren Nr. 19 d 3; fein gearbeitete Schmucksachen und Galanteriewaren Nr. 20 b 2. Die
Vernickelung von Maschinenteilen und Instrumenten übt auf die Tarifierung derselben keinen Einfluß aus.
Diesen Namen führen im Droguenhandel dreierlei verschiedne Wurzeln, die man als schwarze, weiße und
grüne Nieswurz zu unterscheiden pflegt. Von diesen sind in der deutschen Pharmakopoe nur die beiden
letzten aufgenommen, die früher offizinell gewesene schwarze ist jetzt nicht mehr offizinell.
Die schwarze N. (radix hellebori nigri) stammt von einer zu den Ranunculaceen gehörigen krautartigen Pflanze, Helleborus
niger, die auf den Apenninen, Pyrenäen und einen Teil der Alpen wächst. Die außen schwarzbraune, innen
weiße Wurzel ist rundum mit strohhalmdicken, helleren Wurzelästen besetzt. Das Pulver der Wurzel erregt heftiges Niesen
und wirkt giftig. -
Die grüne Nieswurz (radix hellebori viridis), von Helleborus viridis, mit grünlichen Blüten, abstammend, ist der schwarzen
ähnlich, aber noch dunkler gefärbt und schärfer, sie ist geringelt, bis 2,5 cm dick und mehrere Centimeter
lang, sie zeigt auf dem Querschnitte einen kreuzförmigen Holzkörper. Man sammelt beide Wurzeln zur Verhütung von Verwechselungen
mit den grundständigen Blättern. -
Die weiße N.
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(rhizoma veratri, radix hellebori albi) ist der Wurzelstock von Veratrum album, einer zu den Colchicaceen oder Giftlilien
gehörenden, 9-12 dm hohen Pflanze mit grünlichweißen oder grünen Blüten, im Volksmunde weißer Germer genannt, zum Unterschied
vom schwarzen, einer andern Art mit dunkelbraunroten Blüten. Dies Gewächs ist auf hohen Gebirgen heimisch, Riesengebirge,
Karpathen, Alpen etc., und wird die Wurzel meist aus den letztern bezogen. Der Wurzelstock ist
konisch geformt, 7-10 cm lang, oben bis 3½ cm im Durchmesser, öfter mehrköpfig, außen aschgrau, im Durchschnitt weißlich,
mit einer braunen geschlängelten Linie zwischen Kern und Rinde.
Der Wurzelstock treibt eine Menge dünner Fasern aus, die man vor dem Trocknen abschneidet. Die beschnittenen
Wurzeln zeigen daher helle Schnittnarben. Der Geschmack dieser Wurzel ist brennend scharf und bitter; ihr Staub erregt ebenfalls
heftiges, anhaltendes Niesen und das Pulvern muß unter besonderen Vorsichtsmaßregeln geschehen. Innerlich wirkt sie brechenerregend
und stark giftig. Das Pulver wird besonders in der Tierheilkunde äußerlich gegen Räude und andre Hautübel
verwendet und bildet einen Bestandteil des Schneeberger Schnupftabaks und ähnlicher Niesepulver. Die wirksamen Bestandteile
sind in der weißen N. zwei Alkaloide, das Veratrin (s. d.) und das Jervin, von denen das erstere auch medizinische
Verwendung hat; in der schwarzen N. findet sich ein scharfes Glukosid, das Helleboreïn, während in
der grünen außer diesem auch noch ein andres Glukosid, das Helleborin, enthalten ist. - Die weiße Nieswurz ist im Droguenhandel
der bedeutendere Artikel, der auch Abzug nach Amerika hat. - N., auch gepulvert, zollfrei.
es ist frisch bereitet
eine farblose, ölige Flüssigkeit von 1,033 spezifischem Gewicht, wird aber durch Einwirkung von Luft und Licht sehr bald
gelblich und schließlich braun;
es besitzt einen unangenehmen, betäubenden Tabaksgeruch, der heftige Kopfschmerzen verursacht;
ein Tropfen von diesem Gift genügt, um eine Taube, zwei Tropfen, um einen Hund zu töten.
Das N. ist
sowohl in Wasser, als auch in Alkohol und in Äther leicht löslich. Man muß es in gut verschlossenen, vollgefüllten Fläschchen
an dunkeln Orten aufbewahren. Vgl. ferner Tabak. - Zollfrei.
(Glonoin, Sprengöl,
Trinitroglycerin, Nitroleum, Salpetersäuretriglycerid, Salpetersäureglycerinester).
Nachdem durch die Erfindung der Schießbaumwolle die Aufmerksamkeit der Chemiker einmal auf die Nitroverbindungen als Sprengstoffe
gelenkt war, mußte man bald auch auf das Nitroprodukt des Glycerin kommen. Dies geschah zugleich in Europa
und Amerika, wo man dem Präparat den Namen Glonoin beilegte. Dasselbe bildet eine farblose oder blaßgelbliche, ölige Flüssigkeit
mit Wasser nicht mischbar, schwerer als dieses; es ist sehr giftig, seine Dämpfe bringen anhaltende Kopfschmerzen hervor;
beim Erhitzen auf 257° C. tritt heftige Explosion ein, ebenso durch Schlag.
Bei +2° bildet das N. eine weiße, feste, kristallinische Masse (gefrornes N.). Im reinem Zustande ist das N. keiner freiwilligen
Zersetzung unterworfen, wohl aber im unreinem. Nachdem das N., außer daß die Homöopathen damit operierten, längere Zeit
nur ein rein chemisches Interesse gehabt, wurde es seit 1864 von dem Schweden Nobel zuerst im großen
dargestellt und als einer der mächtigsten explodierbaren Stoffe in die Praxis eingeführt, hieß nun Sprengöl und fand
in Bergwerken und Steinbrüchen vielfach Verwendung anstatt des gewöhnlichen schwarzen Sprengpulvers, das es an Wirksamkeit
bei weitem, nämlich etwa um das 10-13fache bei gleichen Gewichtsmengen übertrifft; denn die Flüssigkeit,
wenn sie durch den elektrischen Funken, durch den Stoß einer vorgesetzten Pulverzündung oder ein Zündhütchen zur Explosion
gebracht wird, löst sich plötzlich in lauter Gase auf, die, durch die dabei freiwerdende Hitze ausgedehnt, im Augenblick
das 10400fache des Raumes vom Sprengöl einnehmen.
Die mächtigen Wirkungen, die durch solche Kraft bei Sprengarbeiten zu erzielen waren, machten das Mittel
rasch beliebt, um so mehr als man dabei mit viel engern Bohrlöchern arbeiten konnte, dasselbe auch in klüftigem Gestein
seine Wirkung nicht versagt, wo das Pulver mit seiner viel langsamern Verbrennung nichts leistet, und seine Verwendung zu
Sprengungen unter Wasser sehr einfach und bequem ist. Es ergaben sich aber doch bei dem vielfachen Gebrauch
und Transport des Sprengöls immer mehr Unglücksfälle, darunter sehr bedeutende mit dem Verluste vieler Menschenleben,
und man mußte erkennen, daß der Stoff doch weit gefährlicher sei, als man ihn sich vorgestellt hatte.
Das Sprengöl kam nun natürlich in Mißkredit, mehrere Regierungen wie Schweden, England und Belgien
schritten mit Verboten ein und die Transportanstalten verweigerten die Annahme, wurden es aber doch nicht sofort los. indem
es nun unter seinem weniger bekannten Namen Glonoin versandt wurde. Gegenwärtig ist das flüssige Öl wohl wenig mehr in
Gebrauch, da Nobel den Ausweg gefunden hat, es von einem trockenen pulverförmigen Körper aufsaugen
zu lassen und in dieser Form unter dem neuen Namen Dynamit als ein bequemes transportabeles Sprengmittel ins Publikum zu bringen.
Als Versetz- und Bindemittel dient die Kieselgur oder Infusorienerde (vgl. Dynamit). Über die einfachen Prozeduren bei fabrikmäßiger
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Herstellung von N. ist folgendes angegeben. In ein Gemisch von konzentrierter Salpeter- und ebensolcher Schwefelsäure, das
erst völlig wieder erkaltet sein muß, wird möglichst reines wasserfreies Glycerin in einem langsam fließenden Strahle
eingelassen und dabei die Masse energisch umgerührt. Da der chemische Prozeß viel Wärme entwickelt, so hat das Mischgefäß
eine äußere Wasserkühlung, welche bewirken muß, daß die Temperatur 30° nicht übersteigt. Die Mengenverhältnisse der
drei Substanzen sind nach chemischer Rechnung bemessen und wenn die Mischung vollendet ist, so ist auch das N. fertig und
nur zu isolieren und zu reinigen.
Man läßt die Masse entweder ruhig stehen bis das Öl sich als obere Schicht absondert und abgenommen
werden kann, oder man mengt die ganze Flüssigkeit mit der sechs- bis achtfachen Menge Wasser und das Öl, das viel schwerer
ist als Wasser, setzt sich nunmehr als untere Schicht ab. Durch wiederholtes Mischen und Durcharbeiten mit frischem Wasser
und zuletzt mit Sodalösung wird es von anhängender Säure befreit, schließlich durch Filz filtriert.
Das Produkt erscheint jetzt als eine milchige ölige Flüssigkeit, welche sich bald zu einem hell weingelben Öl klärt. -
Zoll gem. Tarif im Anh. Nr. 5 e.
und Nitroprussidkupfer (Nitroferridcyannatrium und -Kupfer, Natrium nitroprussicum, Cuprum nitroprussicum);
zwei Präparate, welche als Reagentien für gewisse chemische Prüfungen Bedeutung haben. Das erstere
wird dargestellt, indem man gelbes Blutlaugensalz mit verdünnter Salpetersäure unter Erwärmen mischt und dadurch zersetzt.
Die saure Flüssigkeit wird dann mit kohlensaurem Natron gesättigt filtriert, und zur Kristallisation verdampft; die Kristalle
werden mit Weingeist behandelt, der das neugebildete Salz aufnimmt, indes die Nebenprodukte zurückbleiben.
Durch Verdunsten wird das Salz in rubinroten Kristallen erhalten, die dem roten Blutlaugensalz ähnlich sind. Die Lösung desselben
dient zur Nachweisung von in Wasser löslichen Schwefelmetallen und namentlich zur Entscheidung der Frage, ob in einem schwefelwasserstoffhaltigem
Mineralwasser neben Schwefelwasserstoff auch noch lösliche Schwefelmetalle enthalten sind. Die Alkalisulfidlösungen
färben sich auf Zusatz des Reagens sofort purpurrot bis blau, mit Schwefelwasserstoff entsteht aber diese Färbung nicht.
Das Nitroprussidkupfer wird erhalten durch Mischen der Lösung des vorigen Salzes mit einer solchen von Kupfervitriol, wobei
es als Niederschlag herausfällt. Es bildet nach dem Trocknen ein graugrünes Pulver und dient zur Prüfung
ätherischer Öle auf Fälschung mit Terpentinöl oder einem andern sauerstofffreien Öl. Die meisten ätherischen Öle sind
sauerstoffhaltig, einige nicht, wie das Terpentinöl, das immer am ehesten als Zusatz zu vermuten ist. Gegen beide Klassen
von Ölen verhält sich nun das Reagens verschieden, wenn eine Probe des Öls mit ein wenig des Pulvers
einige Sekunden lang ins Sieden gebracht wird. In sauerstoffhaltigen Ölen färbt sich dabei das Pulver schwarz oder schwarzgrau
und das Öl nimmt eine andre,
dunklere Färbung an, die je nach der Art desselben verschieden ist. Ist aber Terpentinöl oder
ein andres sauerstofffreies Öl zugegen, so tritt diese Reaktion nicht ein und die Flüssigkeit wie das
Kupfersalz behalten ihre ursprüngliche Färbung. Mit dieser Methode lassen sich, die nötige Einübung vorausgesetzt, noch
sehr kleine Mengen solcher Beimischung nachweisen. - Zollfrei.
(Minks). Das Nörz (Nerz) oder die sog. Sumpfotter (Mustela lutreola) ist
ein Raubtier gleich dem Marder, ebenso groß und von derselben Lebensweise, kein Wasser- oder Sumpftier. Es besucht wie seine
Verwandten Iltis und Marder gern Bauernhöfe, lebt im nördlichen Europa, Asien und Amerika und kommt
auch in Norddeutschland vereinzelt vor. Die Handelsware kommt aus Rußland und Nordamerika. Im letztern Lande sind die Tiere
am häufigsten, größten und haben die schönsten Felle. Besonders die amerikanische Ostküste, Neuengland und Maine, die
Gegenden, wo die Zobel am wenigsten wert sind, liefern die feinsten und dunkelsten Nörze.
Das Tier hat ein glänzend kastanienbraunes Oberhaar, doch nicht so lang als der Zobel, darunter einen
graubraunen Flaum. Es mißt in der Länge circa ½ m, der Schwanz 14 cm. Die amerikanischen
Tiere haben nur an der Lippe weiße Auszeichnung, bei denen in Rußland und Asien ist fast immer auch Kehle
und Brust weiß. Zwischen der Feinheit und dem Kaufwerte der russischen und der amerikanischen Felle besteht ein großer Unterschied;
die erstem gelten nur 2-3 Mk., die andern 2-25 Mk. das Stück. Nörz ist
ein beliebtes Pelzwerk; es rangiert im allgemeinen zwischen Zobel und Edelmarder. Die schönsten nordamerikanischen Stücke
waren früher in Europa fast Seltenheiten, da sie die überseeische Damenwelt für eigenen Gebrauch in
Anspruch nahm, heute ist aber der Artikel auch in Amerika aus der Mode. - Zoll s. Marderfelle.
bekannte Mehlspeise aus getrocknetem, in allerhand Formen gebrachten Mehlteig, als Handelsware in besondern
Fabriken hergestellt. Das Ursprungs- und Haupterzeugungsland der N. ist Italien, wo dieselben, hauptsächlich
in Form der Makkaroni, alltäglich in großen Mengen von allen Ständen verzehrt, aber auch stark nach andern Ländern ausgeführt
werden. Große Nudelfabriken gibt es besonders in Neapel und Genua; die Fabrikate des erstern Orts gelten als die besten.
Man fertigt dort die Primaware aus Mehl von hartem Weizen aus Ländern am Schwarzen Meere, die geringern
aus gewöhnlichem Weizenmehl. Der nur aus Mehl und Wasser bereitete Teig wird auf Knetapparaten mit schweren Hebeln so lange
bearbeitet, bis er die gehörige Zähigkeit hat; man preßt ihn dann durch Formen, aus welchen er in Gestalt von
Röhren heraustritt. Die weitesten dieser Röhren heißen Makkaroni, dünnere Kaliber Vermizelli, Wurmnudeln. Durch Pressen
aus Formen, deren Boden einfache kleine runde Löcher
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hat, erhält man die Fadennudeln. In Genua werden auch gelbe, mit Safran gefärbte Makkaroni fabriziert, in Neapel nur weiße.
Andre Nudelformen gehen von dünn ausgewalzten Teigblättern aus, aus welchen sie geschnitten resp.
mit Modeln ausgestoßen werden; es sind dies die in breitern oder schmälern Streifen erscheinenden Bandnudeln, und die in
verschiednen Formen von Sternen, Kreuzen, Ringeln etc. auftretenden Façonnudeln. In Deutschland
werden Nudelwaren an vielen Orten, in Augsburg, Nürnberg, Mannheim, besonders auch in Erfurt fabriziert und auch die italienischen
Makkaroni nachgeahmt. Die Sortimente der Händler bestehen gewöhnlich in: Makkaroni, echte und deutsche, kurz und lang;
Fadennudeln (Suppenmakkaroni);
Bandnudeln, breit und schmal;
Façonnudeln, Strauß-, Grieß, Eiernudeln,
Eiergraupen, Eierlinsen. - Zoll s. Tarif im Anh.
(lat. nuces; frz. noix; engl.
nuts). Unter dem Namen Nüsse ohne nähere Bezeichnung begreift man im Handel gewöhnlich die Wall- oder wälsche Nuß und
die Haselnuß. Der stattliche Wallnußbaum (Juglaris regia) stammt aus Persien, wanderte schon im Altertum
nach dem Westen aus und wird gegenwärtig im südlichen und mittlern Europa häufig gebaut. Die Römer nannten die Nuß Juglans,
Jupiters Eichel. In Deutschland finden sich die Nußbäume in den nördlichen Gegenden nur vereinzelt, bringen auch nicht
immer reife Früchte; als Nußbaum häufig angepflanzt ist er im Süden und Südwesten, in den Rheingegenden,
im Darmstädtischen, in Franken, Mähren, Tyrol, der Schweiz, in vielen Departements von Frankreich, in Belgien und Holland.
Die nach dem nördlichen Deutschland kommenden N. heißen gewöhnlich alle rheinische.
Es gibt unter den Nüssen mancherlei durch die lange Kultur entstandene Varietäten, so die Steinnuß,
von kleinerm Kaliber und mit dicker harter Schale, aus welcher der Kern schwer und im ganzen nicht herauszubringen, daher
auch Grübelnuß;
die Pferdenuß von mehr als doppelter Größe der gewöhnlichen, mit weniger wohlschmeckendem Kern;
die
dünnschalige Nuß, leicht zerdrückbar, aber vom Kern gut ausgefüllt, und dieser von gutem feinen Geschmack;
die Johannisnuß, deren Träger erst um Johannis ausschlägt, übrigens eine gute Frucht bringt;
die Blutnuß mit teilweise
blutrotem Kern.
Außer der Verwendung der N. zum Rohessen und in der Konditorei werden ihre Kerne auch zum Auspressen des Öls benutzt und
die Rückstände dem Vieh gegeben. Die unreifen, grünen noch weichen Wallnüsse werden mit der Außenschale
mit Zucker und Gewürzen zu einer angenehmen herbsüßen Konfitur eingelegt, und dienen auch mit Gewürzen und Franzbranntwein
angesetzt zur Darstellung eines wohlschmeckenden Likörs. Die grünen
Schalen der reifen Wallnüsse, welche beim Trocknen
braun werden, benutzt man zum Braunfärben und zu Holzbeizen. In den Apotheken haben die grünen Schalen,
die unreifen ganzen Früchte und die Blätter Verwendung zu Abkochungen und Extrakten. -
Die in ganz Europa wild wachsenden Haselnüsse, von Corylus avellana, wie die mehr im Süden heimischen und bei uns gezogenen
Lamberts-, d. h. langbärtigen N. von C. tubulosa bilden bei uns mehr eine
Lokalware und auch das Öl ist kein Marktartikel, obschon es hier und da gewonnen wird. Es ist das feinste Nußöl und kommt
dem Mandelöl an Qualität ziemlich nahe. In Italien und andern Südländern sind die Haselnüsse vollkommener und man hat
sie in verschiednen, durch Kultur entstandnen Varietäten.
Die Lambertsnuß wird in Italien und anderwärts auch kultiviert, wächs ^[richtig: wächst] aber wild
in der Krimm. Mit diesen Südfrüchten wird dann auch ein ansehnlicher Handel getrieben und namentlich England ist ein starker
Abnehmer von N. aus Spanien, Portugal, Italien und einigen Gegenden Frankreichs, auch aus der Türkei. Die größten und
schönsten Haselnüsse versendet Spanien. Lambertsnüsse werden besonders in Oberitalien und Languedoc
viel gebaut und finden zumal in Paris ihren Absatz.
Auch die Krimm versendet viel dergleichen. Sizilien und Unteritalien haben schöne Haselnüsse. In der neapolitanischen Provinz
Terra di Lavora, dem altem Campanien, liegt die Stadt Avella, welche schon im Altertum, durch die
in ihrer Umgegend erbauten großen N. berühmt war, die nach ihr den Namen Avellanen erhalten hatten. Die türkische Nuß
kommt von einer besondern Art, Corylus Colurna; sie ist groß, sehr hart und fast kugelrund. Große Mengen davon werden über
Trebisonde und Kuirasonde exportiert. - Zoll: Grüne unausgeschälte N. sind zollfrei; getrocknete gem.
Tarif im Anh. Nr. 25 p 2; kandierte oder eingemachte Nr. 25 p
1; Nußlikör Nr. 25 b.
Ohne jede nähere Bezeichnung versteht man hierunter stets das fette Öl der Wallnüsse, das Wallnußöl (Wälschnußöl,
oleum Juglandum); es ist im frischen Zustande und kalt gepreßt fast farblos und ohne Geruch, wird aber
mit der Zeit gelb; es besitzt einen feinen angenehmen Geschmack, erstarrt erst bei -22° C. und hat ein spezifisches Gewicht
von 0,928 bei 12° C. Das warm gepreßte Öl ist stark gelb gefärbt und hat keinen angenehmen Geruch und Geschmack. Durch
das kalte Pressen erhält man 35-40, durch das warme bis 50% der reinen Kerne an Öl. Dieses gehört zu
den austrocknenden Ölen und trocknet besser als Leinöl; man verwendet es daher gern in der feinen Ölmalerei. Das kalt gepreßte
gibt ein gutes Tafelöl. - Zoll gem. Tarif im Anh. Nr. 26 a 1 bezw. 4.
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sind dem ältern Begriffe nach dünne blattartige Scheiben, die aus einem Weizenmehlteige in der Hitze zwischen
eisernen Platten oder in Formen gebacken worden sind. Soweit solche Scheiben in größerer Form den Konditoren als Unterlage
zu Lebkuchen und andern Konfekten dienen, heißen sie Tafeloblaten. Kirchenoblaten oder Hostien werden in
figurierten Formen gebacken, Brief- oder Siegeloblaten durch runde Stecheisen aus den ganzen Blättern ausgestochen. Diese
früher viel gebrauchte Sorte, entweder weiß oder farbig, grün, rot, blau etc. schon im Teige
gefärbt, ist seit Einführung der gummierten Briefcouverts fast ganz außer Gebrauch gekommen. Bei den farbigen ist keine
Sicherheit, daß immer unschädliche Farbstoffe angewandt werden, es ist vielmehr das Gegenteil bei Untersuchungen
befunden worden.
Eine Sorte sehr gangbarer O. sind jetzt diejenigen für Apotheker, aus zwei am Rande verbundenen, scheibenförmigen O. bestehend,
zwischen welchen übelschmeckende Arzneimittel verborgen werden. Die Oblatenbäcker finden sich in größern Städten, namentlich
in Nürnberg, Fürth, Kassel, Frankfurt, Berlin, Leipzig u. a. O.
In neurer Zeit hat sich das Sortiment der Briefoblaten vermannigfacht durch manche anders beschaffene Produkte, welche, da
sie nicht zum Unterschieben, sondern zum Aufkleben bestimmt sind, sich durch ein gefälliges Äußere zu empfehlen suchen.
Dahin gehören die durchsichtigen farbigen O., die aus Blättern von gefärbter Gelatine gestochen sind,
welche auf blanke Metalltafeln flüssig ausgegossen und eingetrocknet worden ist, dann die sehr mannigfaltigen O. von Papier,
deren Unterseite mit Klebstoff bestrichen ist, gleich den Briefmarken, indes die Oberfläche durch farbigen Druck, Prägung,
Bronzierung in vielerlei Art verschönert, mit erhabenen Buchstaben versehen, oder mit
[* 6]
Figuren und Mustern
dekoriert ist. - Zoll: Oblaten zum Genuß aus Mehl ohne Zusatz von Zucker oder Gewürz gem. Tarif im Anh.
Nr. 25 q 2, mit solchem Zusatz Nr. 25 p 1; Mundlack
aus Teig Nr. 5 i, aus Gelatine Nr. 5 e, aus Papier Nr. 27 f 2.
(Lavaglas), ein Produkt erloschener oder noch thätiger Vulkane, eine glasartige Lava
und nach seinen Bestandteilen, Kiesel, Kalk, Thon und Kali, als ein durch Eisenoxydul oder Eisenoxyd gefärbtes, natürliches
Glas zu betrachten. Auch hat er in seinem gewöhnlichen Vorkommen ganz das Aussehen von Bouteillenglas, ist braungelb,
rauchbraun, grau, dunkelgrün oder ganz schwarz gefärbt, glasglänzend, in verschiednen Graden durchsichtig
oder durchscheinend, mit muschligem Bruche.
Das Mineral ist wegen seiner Sprödigkeit schwierig zu bearbeiten, nimmt aber schöne Politur an, besonders das auf Island
vorkommende. Nur der ganz schwarze Stein wird verarbeitet und zu Trauerschmuck, Dosen, Knöpfen,
Messerheften, Spiegeln für
Polarisationsinstrumente etc. geschliffen. Eine Abart, der schillernde O., wirft
einen grüngelben Lichtschein und wird zuweilen, in Kappenform geschliffen, als Ringstein verwendet. Als ein früher nicht
bekannt gewesener Fundort von O., mit schönen und reichen Farbenreflexen, hat sich der Berg Ararat ergeben. Rußland hat
Proben davon auf Ausstellungen zur Schau gebracht in Form von Vasen und Schalen, die in Tiflis geschliffen
worden sind. - Zoll: s. Edelsteine (Halbedelsteine).
allgemein beliebtes und in mannigfachen Formen verwendetes Genuß- und Nahrungsmittel für Reich und Arm, Groß
und Klein, Stadt- und Landbewohner, Gegenstand lebhaften Lokal-, wie des Welt-, des Groß- und des Kleinhandels, des privaten
Verkaufs und Bezugs und vor allem des Wochenmarktverkehrs und des Höker- und Hausierhandels. Erzeugt
wird das O. von der Mehrzahl derer, welche über etwas Grund und Boden verfügen können, zum Privatverbrauch, im großen
und im kleinen von Kunst- und Handelsgärtnern, von Landwirten und von besondern Obstzüchtern in Obstgärten, Baumstücken,
Gras- und Hausgärten und andern Grundstücken, endlich (in beschränkterem Grade) von Forstleuten im
Walde, doch nur mit bestimmten Sorten, z. B. Kirschen für Kirschwasserfabrikation, oder
Birnen und Äpfeln geringerer Art. Die aus Waldungen gewonnenen Beeren können nicht als Gegenstand der Zucht betrachtet werden,
da sie, wie auch andres O. im Walde, wild wachsen. Unsre, jetzt in großartigster Weise veredelten Obstsorten
stammen von ursprünglich wilden Arten ab und Wildlinge dienen noch immer zur Unterlage bei Veredlungen.
Die Hauptobstarten für die Tafel, soweit es sich nicht um Erzeugnisse der Tropen handelt, kommen ursprünglich von Sorten
in den Kaukasusländern;
schon die alten Syrier und Phönizier verstanden sich auf die Veredlung und hatten
ausgedehnte Obstplantagen;
vervollkommnet wurde der Obstbau bei den Griechen und Römern, dann von den Mönchen in den Klöstern
und mit diesen weit verbreitet;
heutzutage gibt es besondre Vereine und Lehranstalten verschiedner Art zur Pflege und Verbreitung
des Obstbaus, welcher aber mit Ausnahme einzelner Provinzen immer noch nicht die Würdigung findet, welche
er verdient und zwar sowohl wegen seines Nutzens und dem Ertrage an Früchten und Holz, welche er liefert, als auch wegen
seiner Annehmlichkeit.
Die häufigen Mißernten durch harte Winter, Spätfröste, Nässe zur Zeit der Blüte, naßkalte Sommer,
Hagelschlag etc., oder durch tierische und pflanzliche Feinde, verderben allerdings oft die
Freude am Obstbau, da menschliche Kunst nicht ganz dagegen zu schützen vermag, im Durchschnitt ist aber der Reinertrag von
Obstanlagen sehr groß, Geschick, Fleiß, gute Pflege und Wahl passender
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