Thon
(Pelit, lat. argilla, frz. argile, engl.
clay). Dieses wichtige Mineral ist ein Zersetzungsprodukt verschiedner aluminiumhaltiger Silikate, namentlich
der
Feldspate, durch Verwitterung und besteht aus wasserhaltiger kieselsaurer
Thonerde oder wasserhaltigem kieselsaurem Aluminiumoxyd.
In der Natur kommt der T. in verschiednen Graden der Reinheit vor. Befindet sich der T. noch an dem Orte, wo er entstanden
ist, so ist er weniger rein, weil ihm dann noch kleine Mengen von Bestandteilen der Gesteine beigemengt
sind, aus denen er entstanden ist. Solcher T. ist dann weniger plastisch und heißt Porzellanthon
oder Kaolin. Wurden dagegen
die Zersetzungsprodukte der
Feldspate durch Wasser einem natürlichen Schlämmprozesse unterworfen und an andern Stellen wieder
abgelagert, so ist dann der T. gewöhnlich reiner.
Der reinste heißt Pfeifenthon
, etwas weniger reiner Töpferthon. Durch Verwitterung eisenhaltiger Gesteine entstandener
T. ist stets mehr oder weniger reich an Eisenoxydhydrat, hat infolge dessen eine gelbbraune Farbe und heißt Lehm oder Letten;
gewöhnlich ist ihm auch noch Sand beigemengt. Der Lehm brennt sich in der Hitze rot, indem das Eisenoxydhydrat
sein chemisch gebundenes Wasser verliert und sich in
Eisenoxyd verwandelt. Ein mit
Kochsalz durchsetzter T., wie er in Steinsalzablagerungen
vorkommt, heißt Salzthon.
Bituminöser, mit
Schwefelkies durchsetzter T. heißt Alaunthon.
Innige natürliche Gemenge von
T. mit kohlensaurem
Kalk heißen Mergel, herrscht der T. in ihnen vor, so nennt man sie Thon
mergel, ist
dagegen umgekehrt der
Kalk vorherrschend, so heißen sie Kalkmergel.
Reinster weißer T. ist erdig und milde, abfärbend und zerreiblich, zerfällt mit Wasser übergossen zu einer sehr plastischen, fetten Masse, die nach dem Austrocknen wieder die ursprünglichen Eigenschaften annimmt, aber nach dem Glühen (Brennen) stark schwindet und dann beim Zusammenbringen mit Wasser nicht wieder plastisch wird, sondern diese Eigenschaft für immer verloren hat. Es kommt dies daher, daß der mit Wasser angerührte und geformte T. beim Brennen nicht nur sein mechanisch beigemengtes, sondern auch sein chemisch gebundenes Wasser verliert. Je mehr ein T. fein verteilte Kieselsäure, Sand oder andre fremde Beimengungen enthält, desto weniger plastisch ist er.
Plastischer T. wird in der Technik auch fetter oder langer T., ein nur wenig plastischer dagegen magerer oder kurzer T. genannt.
Ganz reiner T. ist auch in der stärksten Hitze unschmelzbar; es ist dies der feuerfeste T. Beimengungen von
Kalk,
Eisenoxyd,
Alkalien machen ihn um so leichter schmelzbar, in je größerer Menge sie vorhanden sind. Gesuchte Handelsartikel
sind der Kaolin oder Porzellanthon
und der feuerfeste T. und werden dieselben aus diesem Grunde oft weithin versendet.
Größere Lager von Kaolin finden sich: zu Aue bei Schneeberg, historisch interessant, weil sich daran die Erfindung des Porzellans in Deutschland knüpft;
zu Morl bei Halle, Sedlitz bei Meißen, Settlitz in Böhmen, Obernzell und Diendorf bei Passau, in Frankreich zu St. Yrieix bei Limoges, in England zu St. Austle in Cornwallis.
Gleich dem T. ist auch das Kaolin Handelsware nach solchen Fabriken, die nur den erstern in der Nähe haben; es geht z. B. von Halle nach Berlin, von Meißen nach Schlesien. Chinesisches und japanesisches Kaolin kommen in neurer Zeit auch in ziemlichen Mengen nach Europa, namentlich England. -
Außer zur Herstellung der verschiednen Thonwaren wird der T. auch noch zur Bereitung von Ultramarin, von schwefelsaurer Thonerde und Alaun und mit Kreide oder Kalk gemengt, zur Erzeugung von Zement verwendet; ferner benutzt man T. als Füllmaterial für Papiermasse und kommt er für diesen Zweck unter dem Namen Leuzin oder Lenzin im Handel vor. - T. aller Art, Lehm, Mergel, Kaolin und Leuzin sind zollfrei. Wegen Verzollung der Thonwaren s. Tarif im Anh. Nr. 38.