Ohmgeldes. Otto von
Thierstein gab dem
Ort 1408 den Blutbann. 1411 und 1422 wurde die Stadt von grossen Feuersbrünsten verheert. 1426 kam
sie als Pfandschaft an Solothurn
und wurde von diesem 1532 gänzlich erworben. In der Reformationszeit erklärte sich die Bürgerschaft
zum alten Glauben. Von der Pest wurde Olten zweimal (1611 und 1629) schwer heimgesucht. Einen bedeutenden
Anteil nahm die Stadt am Bauernaufstande vom Jahr 1653, wo sie an der
Spitze der
Solothurner Landsleute stand und den
Huttwiler
Bundesbrief mit ihrem Stadtsiegel versah.
Nach dem für die Landsleute unglücklichen Ausgang wurde sie mit unerschwinglichen Geldsummen und Wegnahme des Stadtrechtes
und
Siegels bestraft. 1781 bis 1794 war Olten der Versammlungsort der helvetischen Gesellschaft und während der Revolutionszeit
der Sache der Patrioten ergeben. Bei der französischen Invasion 1798 wurde die aus 1657 stammende und in jener Zeit als
ein Kunstwerk geltende
Brücke niedergebrannt, Mit dem Sturz der Helvetik ward Olten Distriktshauptort
und entsandte 1802 einen Abgeordneten (Konrad Munzinger) in die Tagsatzung von Schwyz.
Die gewaltsame Regierungsveränderung vom
Jahr 1814 fand in Olten kraftvolle Gegner.
Eine Versammlung von 79 Männern gab hier 1830 den ersten Impuls zur kantonalen Verfassungsänderung. In diese Zeit fällt
auch der bemerkenswerte Aufgang des geistigen Lebens in der Stadt Olten, an dem namentlich die Familie
Munzinger
(Ulrich, Viktor und Emil Munzinger) jahrelang hervorragenden Anteil nahm. Auch in der kantonalen Politik war Olten
zeitweise tonangebend. Bei der katholischen Reformbewegung in den 70er Jahren schloss es sich als eine der ersten Gemeinden
der Neuerung an.
Aus Olten sind viele bekannte und verdiente Persönlichkeiten hervorgegangen: Bundespräsident Josef
Munzinger (1791-1855) und seine Söhne Professor Walter Munzinger (1830-1873), der bedeutende Rechtslehrer an der Universität
Bern
und Vorkämpfer für die schweizerische Rechtseinigung und die christkatholische Reformbewegung, und Werner Munzinger Pascha
(1831-1875), Generalgouverneur der ägyptischen Provinzen am
Roten Meer und des östl. Sudan, Afrikareisender
und Sprachforscher.
Johann
Trog (1807-1867), Direktor der Zentralbahn, dem Olten seine Bedeutung als Zentralpunkt der schweizerischen Eisenbahnen
verdankt. August Frey (1831-1890), Welttelegraphendirektor. Pater Ildefons von Arx (1755-1833), Archivar des
KlostersSt. Gallen;
Konrad
Meier (1813-1870), Kantonsarchivar und Bibliothekar von St. Gallen
und Verfasser des bürgerlichen und peinlichen Gesetzbuches vonSt. Gallen;
Dr. Wilhelm
Gisi (1843-1893), schweizerischer Vizekanzler und Statistiker;
Pater Alexander
Schmid (1802-1875), Provinzial des
Kapuzinerordens;
Peter Strohmeier (1805-1845);
der Geologe Dr. Franz Lang (1821-1899), Professor an der Kantonsschule in
Solothurn.
Martin Disteli (1802-1844), Historienmaler und Karikaturenzeichner;
Adrian von Arx (1817-1859), Verfasser mehrerer vaterländischer
Schauspiele.
Ingenieur Nikolaus Riggenbach, «der alte Mechaniker»
(1817-1899), Erbauer der Rigibahn und überseeischer Bergbahnen
nach eigenem System. Der Komponist Eduard Munzinger (1831-1899).
Bibliographie:
von Arx, Ildefons. Geschichte der Stadt Olten (1802), gedruckt im Oltner Wochenblatt 1841-43; Strohmeier, Peter. DerKanton Solothurn.
(GemäldederSchweiz. 10).St. Gallen
1836; Imhof, Pater Adrian. Aus alten undneuen Zeiten im freundlichen Olten. Olten
1898;
Zingg, Eduard. Geschichtliches über das Schulwesen der Stadt Olten. Olten 1883.
Amtei des Kant. Solothurn,
bestehend aus den politischen Bezirken (Wahlkreisen)
Olten und Gösgen.
Bildet den östlichsten Teil
des Kantons und reicht bis an die Stadtgrenze von Aarau.
Grenzt im N. an den Kant. Basel Land,
im O. und
S. an den Aargau,
im W. an die
Amtei Balsthal. Der grössere Teil des Gebietes ist Gebirgs- und Hügelland. Durch die nördl. Hälfte streichen die
Ketten des östl.
SolothurnerJura, während im südl. Teil der
Born und der
Engelberg sich vereinzelt aus dem ziemlich
ebenen Gelände erheben, wie auch der Hügelzug der
Schönegg (von Obergösgen gegen
Nieder Erlinsbach).
Einzelne Gipfel des
Jura erreichen noch eine ziemliche
Höhe, so die Belchenfluh (1102 m) und der
Wisenberg (1004 m), zwei besuchte
Aussichtspunkte auf der Grenze gegen Basel Land.
Die Belchenfluh bildet mit dem
Homberg (971 m), dem
Allerheiligenberg
und dem Kleinen Belchen zusammen eine sehr hübsche Gruppe die von O. gesehen mit ihrem scharfgeschnittenen Profil fast alpinen
Charakter zeigt. Ausgedehnte Waldungen und schöne Sennberge bekleiden die Abhänge und Thalmulden, Im O. sind zu nennen
die scharf heraustretende und gesichtartig erscheinende Kontur der Froburg (Napoleonskopf) und der langgezogene
Dottenberg, dessen Fortsetzungen, die Rebfluh und der
Gugen (804 m), durch tiefeingeschnittene Querthälchen hinter
Lostorf
und
Stüsslingen abgetrennt erscheinen.
Der nördl. Bergzug steigt in der
Schafmatt (823 m) und
Geissfluh (846 m) noch einmal etwas höher, bevor er in den Aargau
übertritt,
Der
Engelberg südl. der
Aare erreicht 700 m und ist auf der
N.-Seite völlig bewaldet. Sein östl. Ausläufer
gegen
Aarau heisst
Eppenberg, während gegen W. durch einen Einschnitt ein besonderer Bergkegel abgetrennt ist, dessen
Spitze
das Sälischloss, die völlig umgebaute frühere (obere)
Wartburg, trägt. Mit dem gegenüberstehenden waldigen
Born (720 m),
dessen südl. Hänge jäh zurAare abfallen, schliesst der
Engelberg (resp.
Säli) das enge Querthal ein,
das der
Aare, der Strasse und der Eisenbahn Durchlass gewährt und im Volksmund
«Klos» genannt wird.
Sämtliche Gewässer der Amtei, mit Ausnahme der nordwärts zum
Rhein fliessenden
Bäche von
Wisen und
Kienberg, werden von der
Aare aufgenommen, die, vonFulenbach her Grenzfluss, in der
Klos zum zweitenmal Kantonsgebiet betritt, unterhalb
Olten aus der nördl. Richtung in scharfem
Bogen (der sog. Rankwage) in die südl. und östl. übergeht und sich in vielen
Windungen durchs
Niederamt zieht. Im untern Teil ist sie vor wenigen Jahrzehnten durch kostspielige Korrektionen auf weitere
Strecken eingedämmt worden. Die aus dem Balsthalerthal
¶
mehr
herkommende und den Buchsgau durchziehende Dünnern ergiesst sich mit mehreren Armen in die Aare (teils bei Olten, teils bei
Bonigen). Die übrigen Gewässer der Amtei sind alle nur unbedeutende und ausnahmslos kurze Wasserläufe aus Quereinschnitten
des Gebirges, die durch die spätern menschlichen Siedelungen überall zum Dorfbach wurden (es sind deren
12).
Die Amtei umfasst einen Flächenraum von 14943 ha, wovon 8055 ha auf den Bezirk Olten und 6888 ha auf Gösgen entfallen. Diese
Fläche verteilt sich auf
Von den 22 ha Rebland, die in Nieder Gösgen und Erlinsbach noch vor einigen Jahrzehnten gezählt wurden, sind gegenwärtig
blos noch etwa 2 ha vorhanden. Der Rebbau war einst von nicht unbeträchtlicher Bedeutung. So hatte Lostorf z. B. noch zu
Beginn des 19. Jahrhunderts ziemlich viel Reben, die jetzt sämtlich verschwunden sind. Die Dörfer der
Amtei zeigen fast durchweg im Typus der Wohnungen eine Mischung von altalemannischen Bauernhäusern (grosses Strohdach und
häufig noch Holzbau) mit den zahlreichen massiven modernen Steinbauten, die in den wohlhabenden Industrieorten vielfach
zur Villa geworden sind. Doch trifft man in fast allen Dörfern auch mittelalterliche Gebäude aus Stein,
besonders Mühlen, Schmieden, Gasthäuser u. Zehntscheunen, die
erstgenannten als altherrschaftliche Erblehen und Ehehaften.
Nach der Volkszählung von 1900 wohnten im Bezirk Olten, dem stärkstbevölkerten des Kantons, in 3787 Haushaltungen 17764 Personen,
in Gösgen in 1810 Haushaltungen 8818 Einwohner. Olten zählt 221 und Gösgen 128 Ew. auf je einen km2.
Infolge des gewaltigen Aufschwunges der Industrie in der Amtei haben sich neben den Erwerbsverhältnissen auch die Bevölkerungszahlen,
die konfessionellen und teilweise sogar die sprachlichen Verhältnisse verschoben. So zählte der Bezirk Olten 1796 blos 3594 Ew.,
so dass sich also seine Bevölkerungszahl seit hundert Jahren verfünffacht hat.
Gegenüber der Zahl von 9252 Ew. im Jahre 1850 beträgt die Zunahme innert 50 Jahren 92%. Am schärfsten zeigen diese Verhältnisse
die beiden Industriezentren Olten und Schönenwerd. Die Stadt Olten zählte 1850 blos 1634 Ew. gegen 6969 bei der letzten Volkszählung,
also 326% Zunahme. Schönenwerd stieg im gleichen Zeitraum von 556 auf 1812 Ew., also 226% Zunahme. Aber
auch für die Nachbarorte machte sich der Zuwachs sehr fühlbar. So weisen Vermehrung auf seit 1850: Nieder Gösgen 112%,
Gretzenbach 74%, Eppenberg 45%, Trimbach 96%, Starrkirch 59%, Wangen 50%, Rickenbach 43%, Hägendorf 34%. Anderseits sei hervorgehoben,
dass die rein landwirtschaftlichen Berggemeinden im Bezirk Gösgen ziemliche Bevölkerungsabnahme aufweisen.
So Kienberg 22%, Hauenstein und Wissen 35%, Rohr sogar 38%. Die Gesamtzunahme im Bezirk Gösgen beträgt daher nur 23%. Bezirk
Olten: 12449 Katholiken und 5237 Reformierte; Bezirk Gösgen: 7552
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