
Huttwil
Huttwilherd - Huzenwil

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Seite 42.623. (Kt. Bern,
Amtsbez. Trachselwald).
646 m. Gem. und kleine Stadt, am linken Ufer der
Langeten, an der Kreuzung der
Strassen nach
Langenthal,
Sumiswald-Worb-Bern und
Willisau-Luzern; an der Grenze gegen den Kanton Luzern.
Station der Linie
Langenthal-Huttwil-Wolhusen
und der projektierten Linie Huttwil
-Sumiswald-Ramsei, Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach
Sumiswald,
Eriswil und
Wissachengraben. Die Gemeinde zerfällt in zwei Abteilungen: 1.
Huttwilherd mit
Holen,
Hub, Huttwil
,
Uech und
Walke und 2.
Huttwilhof
mit
Elmegg,
Fiechten,
Gommen,
Ittishüseren,
Niffel,
Niffenegg,
Schwarzenbach,
Schweinbrunnen,
Tschäppel und
Unteräbnit. Zusammen 440
Häuser, 3916 reform. Ew.; Städtchen: 152
Häuser, 1552 Ew. Hauptbeschäftigung der Bewohner sind
Ackerbau und Viehzucht, doch spielt auch die Industrie eine grosse
Rolle: je eine Tuch- und Möbelfabrik, eine Weberei, zwei
Strickereifabriken; 4 Gerbereien, eine
Mühle, eine Brennerei, eine Essenzfabrik, 7 Käsereien, eine Buchdruckerei
mit Zeitung. Zwei Sparkassen. Direktionssitz der Linie
Langenthal-Huttwil-Wolhusen. Wasserversorgung in den
Häusern. Elektrisches
Licht und Kraft von
Winau her.
Neu erbautes Krankenhaus. Sekundarschule. Sechs grosse Jahrmärkte. Das Städtchen ist hübsch
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gehaut und hat keine alten Häuser, weil es zu drei wiederholten Malen durch Feuer zerstört worden ist: im Laupenkrieg 1340 durch
die Berner, 1537 durch Unvorsichtigkeit einer Frau und 1834 durch Blitzschlag, wobei 41 Häuser eingeäschert wurden. Die Häuser
von Huttwil
gruppieren sich in drei Reihen längs der Hauptgasse und der Hintergasse. Von der n. vom
Städtchen gelegenen Hochebene der Allmend (dem früheren Exerzierplatz) schöne Aussicht auf das Emmenthal und die Alpen.
Huttwil
hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Zum erstenmal wird es um die Mitte des 9. Jahrhunderts als Huttiwilare
= Weiler des Hutto genannt. Agnes, Tochter des Königs Rudolf von Rheinfelden und Gemahlin des Herzogs
Berchtold II. von Zähringen, vergabte 1108 das Patronat über die Kirche von Huttwil
und die dazu gehörenden Güter dem
Benediktinerkloster St. Peter im Schwarzwald. Seit dieser Zeit führt Huttwil
die Schlüssel Petri im Wappen. Die andere Hälfte
der Güter zu Huttwil
, über die Graf Mangold von Neuenburg
zu verfügen hatte, wurde von diesem um die Mitte des 12. Jahrhunderts
dem Kloster St. Johann bei Erlach geschenkt. Im 13. Jahrhundert heisst der Ort Huetevile.
Nach dem Erlöschen der Zähringer 1218 kam Huttwil
an die jüngere Linie der Kiburger. Adelheid, Gemahlin des Ritters Cono
von Oltingen, vergabte 1250 ihren ganzen freien Besitz zu Niffel (Gemeinde Huttwil
) dem Deutschordenshaus in Sumiswald. Die
beiden Brüder Graf Hartmann und Graf Eberhard von Kiburg traten 1313 die Veste Huttwil
freiwillig an den Herzog Leopold von
Oesterreich ab, der sie ihnen sofort wieder zu Lehen gab. Als aber 1322 Graf Hartmann von seinem Bruder
Graf Eberhard im Schloss zu Thun ermordet wurde, fiel Huttwil
zusammen mit der ganzen Landgrafschaft Burgund an das Haus Oesterreich
als Eigentum, und dieses verpfändete die Veste 1323 an seine Dienstleute die Ritter Grimm von Grünenberg. 1331 söhnte sich
Graf Eberhard wieder mit dem Herzog von Oesterreich aus und empfing vom ihm alle seine früheren
Lenen zurück.
Von dieser Zeit an war Graf Eberhard ein treuer Anhänger der Herzoge und ein heftiger Feind der Stadt Bern, so dass die Berner
nach der Schlacht von Laupen (1339) vor Huttwil
zogen, die Veste stürmten, nahmen und in Asche legten
(1340). Ihre grosse Schuldenlast nötigte die Kiburger, neben anderen ihrer Besitzungen auch Huttwil
neuerdings an die Herzoge
von Oesterreich zu verkaufen (1363), von denen sie den Ort wieder zu Lehen erhielten. Schon 1378 verpfändeten sie ihn aber
an die Grimmen von Grünenberg, von denen er durch Kauf 1404 an Burkhard von Sumiswald kam.
Dieser, der ebenfalls tief in Schulden steckte, verkaufte 1408 neben vielen anderen seiner Güter auch Huttwil
an die Stadt
Bern. Inzwischen muss der Ort von den Guglern 1375 neuerdings zerstört und nachher wieder aufgebaut worden sein. 1557 löste
Bern
die noch bestehenden Rechte des Klosters St. Peter ab, nachdem es schon zur Zeit der Einführung der Reformation
die Güter des Klosters St. Johann um einen auffallend geringen Preis angekauft hatte. Unter der Berner Herrschaft stand dem Städtchen
ein Schultheiss vor.
Wie andere Gemeinden des Emmenthales widersetzte sich auch Huttwil längere Zeit der Einführung der Reformation. 1653 brach der blutige Bauernkrieg aus, während dessen die Leute von Huttwil mit Leidenschaft sich der Sache der Bauern anschlossen. Am 30. April und 14. Mai dieses Jahres traten die Bauern in Huttwil zur Landsgemeinde zusammen, beschworen den Sumiswalder Bundesbrief und rüsteten sich zum allgemeinen Aufstand. Dessen unglücklicher Ausgang ist bekannt. Die Huttwiler mussten die starke Tatze Berns schwer fühlen: die Gemeinde wurde mit einer unglaublich hohen Geldstrafe belegt, es wurden ihr das Stadtrecht entzogen und ihre Tore weggehoben.
Das von den Huttwilern zerstörte u. verbrannte Haus ihres Schultheissen Blau ward von der Berner Regierung als stattlicher Bau (die heutige «Alte Krone») neu erstellt. Dem in Bern hingerichteten Klaus Leuenberger, dem Obmann und Hauptanführer des Bundes, ist in Huttwil ein Denkmal aus Gotthardgranit erstellt worden, das man am - am gleichen Tage mit der Denkmalweihe für Christian Schybi in Escholzmatt - feierlich eingeweiht hat. Die ihnen zu Teil gewordene harte Strafe vergassen die Huttwiler nicht, so dass sie 1798 einen Freiheitsbaum aufpflanzten und das erste einmarschierende französische Bataillon freundlich aufnahmen. In der Folge hatten sie dann freilich unter dem Drucke der französischen Einquartierung noch Manches zu leiden. Am brach von Huttwil die Kolonne Billo der unter dem Oberbefehl von Ulrich Ochsenbein stehenden Freischaaren gegen Luzern auf, und im Sonderbundskrieg setzte sich am ebenfalls von Huttwil aus die Brigade Frey der eidgenössischen Armee gegen Luzern in Marsch. Der «Feuerstein» in der Gemeinde Huttwil ist vielleicht eine alte Opferstätte. Vergl. Nyffeler, Joh. Heimatkunde von Huttwil. Bern 1871.