Windthorst
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Ludwig, ultramontaner Parteiführer, geb. zu Kaldenhof im Osnabrückschen von bäuerlichen katholischen Eltern, ward auf dem Carolinum in Osnabrück [* 2] für den geistlichen Stand vorbereitet, studierte jedoch darauf in Göttingen [* 3] und Heidelberg [* 4] die Rechte. Er widmete sich anfangs der Advokatenlaufbahn in Osnabrück, ward dann ritterschaftlicher Syndikus und vorsitzender Rat des Konsistoriums daselbst, 1848 Oberappellationsgerichtsrat in Celle, [* 5] 1849 Mitglied der hannöverschen Zweiten Kammer, in der er die partikularistische, preußenfeindliche Politik Stüves eifrig unterstützte, 1851 als Führer der ministeriellen Partei Präsident der Zweiten Kammer und 22. Nov. im Ministerium Schele Justizminister. Er setzte die Errichtung des katholischen Bistums Osnabrück und die Berufung katholischer Personen an den Hof [* 6] durch. 1853 schied er aus dem Ministerium und ward wieder Abgeordneter, während er zugleich staatsrechtliche Arbeiten für fürstliche Häuser anfertigte, trat 1862 in das verfassungsfeindliche Ministerium Brandis-Platen als Justizminister, unterstützte die Bemühungen Österreichs, Hannover [* 7] an seine Politik zu ketten, ward ¶
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Kronoberanwalt in Celle, legte nach der Annexion von 1866 sein Amt nieder und führte 1867 die Verhandlungen mit Bismarck über die Abfindung des Königs Georg, die mit dem Vertrag vom endeten; er ist noch der Berater und politische Vertreter des Welfenhauses. Seit 1867 auch Mitglied des norddeutschen Reichstags und des preußischen Abgeordnetenhauses für Meppen (»Perle von Meppen«),
trat er anfangs vorsichtig und zurückhaltend auf, nahm an dem antiinfallibilistischen
Laienkonzil in Berlin
[* 9] teil, stellte sich aber zuerst auf dem ersten deutschen Reichstag im März 1871, dann auch im Abgeordnetenhaus
entschieden an die Spitze der ultramontanen Partei, mit welcher er die partikularistischen Elemente der
Opposition (Polen und Welfen) gegen die Regierung zu verschmelzen wußte. Schlagfertig, witzig und von scharfem Verstand, in allen
Künsten sophistischer Dialektik erfahren, errang Windthorst
in den ersten Jahren seiner parlamentarischen Thätigkeit als Führer der
Opposition bedeutende rhetorische Erfolge, und wenn er auch trotz aller Ränke bei Hofe die Maigesetzgebung
nicht hindern konnte, so bereitete er doch Bismarck u. Falk durch seine rücksichtslose, scharfe Opposition manche Schwierigkeiten
und verzögerte durch seine zahllosen Reden nach Möglichkeit den Fortgang der Geschäfte. Namentlich 1881-87 leitete er die
aus allen oppositionellen Elementen gebildete Mehrheit des Reichstags. Auf den jährlichen Katholikenversammlungen
gibt er die politische Parole für die ultramontane Partei aus.