Tonnensystem
,
s. Exkremente, S. 966 f.
Tonnensystem
235 Wörter, 1'671 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Tonnensystem,
s. Exkremente, S. 966 f.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Tonnensystem,
diejenige Art Abfuhr der menschlichen Exkremente, bei welcher diese in Tonnen (Heidelberger Tonnen, s. d.)
aufgefangen werden, die man unter die Abfallrohre stellt. Die Tonnen stehen im Hause zu ebener Erde in
einer kleinen Kammer. Jede Tonne ist mit dem Fallrohr durch einen Syphon verbunden, der das Entweichen übelriechender Gase
[* 2] verhindert. Zur Beseitigung des üblen Geruchs des Tonneninhalts findet häufig Anwendung von Torfstreu statt. Bei sauberm
Betrieb ist ein gut geleitetes Tonnensystem
dem Grubensystem, bei dem die Fäkalien in Senkgruben (s. d.) gesammelt
werden, vorzuziehen.
Das System hat durch Mittermaier in Heidelberg
[* 3] seine Ausbildung erlangt (Heidelberger Tonnensystem
). Zu achten ist auf genauen Anschluß
der Tonne an das einmündende Abfallrohr, auf luftdichten Verschluß der Tonnen während der Abfuhr, die etwa alle 4-5 Tage auf
besonders eingerichteten Wagen zu geschehen hat, und auf gute Lüftung der Lagerorte der Tonnen wie der
Aborte. Es empfiehlt sich, den Betrieb der Abfuhr der Behörde zu übergeben, damit für regelmäßige Abholung der Tonnen gesorgt
und die Einrichtungen nach dem praktischsten System einheitlich geordnet werden können.
Endlich wird damit auch die landwirtschaftliche Verwendung der Abfallstoffe erleichtert. Das Tonnensystem
ist
in einzelnen Stadtteilen von Heidelbergs Görlitz
[* 4] und im großen in Manchester
[* 5] eingeführt. (S. auch Städtereinigung.) -
Vgl.
E. Lipowsky, Über Entstehung und Einführung des Heidelberger Tonnensystem
(Heidelb. 1878);
P. Hoffmann, Gegen die Kanalisation (Berl.
1881): C. Maquet, Das Heidelberger Tonnensystem
(Heidelb. 1884): Mittermaier, Das
Heidelberger Tonnensystem
(Halle
[* 6] 1897).