auch s. v. w.
Ganzton (s. d.)
oder
Tonart (besonders Kirchenton).
In der
Malerei versteht man unter Ton (Farbenton) die sämtlichen in einem Gemälde angewendeten
Farben in ihrem
Verhältnis zu einander und nach ihrem Gesamteindruck.
(franz.), ein
Begriff der modernen Musiktheorie, der sich nicht völlig mit
»Tonart«
deckt, sondern in seiner Bedeutung weit über die
Grenzen
[* 6] der letztern hinausreicht. Tonalität ist die eigentümliche Bedeutung,
welche die
Akkorde dadurch erhalten, daß sie auf einen Hauptklang, die
Tonika, bezogen werden. Während die ältere
Harmonielehre,
welche im wesentlichen von der
Tonleiter ausgeht, unter
»Tonika« den dieselbe beginnenden und schließenden
Ton versteht, muß die neuere
Harmonielehre, welche nichts andres ist als die
Lehre
[* 7] von der Auffassung der
Akkorde im
Sinn von
Klängen, einen
Klang
(Dur- oder
Mollakkord) als
Tonika aufstellen. So ist die C dur-Tonalität herrschend, wenn die
Harmonien in ihrer
Beziehung zum C
dur-Akkord verstanden werden; z. B. die
Folge:
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ist im
Sinn einer
Tonart der ältern
Harmonielehre gar nicht zu begreifen, obgleich niemand behaupten kann, daß sie fürs
Ohr
[* 8] unverständlich ist. Im
Sinn der C dur-Tonalität ist sie:
Tonika - Gegenterzklang -
Tonika - schlichter Terzklang -
Tonika, d. h. es
sind der
Tonika nur nahe verwandte
Klänge gegenübergestellt (vgl.
Klangfolge). Ein
Klang wird als Hauptklang
aufgestellt: entweder durch direkte Setzung, wiederholten
Anschlag, breite Darlegung (z. B. der F
moll-Akkord zu Anfang der
Sonata appassionata von
Beethoven), oder auf indirektem Weg, indem ein
Schluß zu ihm gemacht wird;
das letztere geschieht,
indem einem seiner verwandten
Klänge der Untertonseite einer der Obertonseite folgt oder umgekehrt (s.
Tonverwandtschaft).
Bei derartigen
Folgen, z. B. F
dur-Akkord - G
dur-Akkord || oder
Asdur-Akkord - G
dur-Akkord || oder G
dur-Akkord
- F
moll-Akkord ||, ist der übersprungene
C dur- oder C
moll-Akkord das Verständnis der beiden
Akkorde vermittelnd
und tritt deshalb gern danach als schließender
Akkord auf. Diese Ausprägung der Tonalität durch eine Art Schlußfolgerung kann
ein Tonstück beginnen, wird aber noch viel häufiger im weitern Verlauf zur Anwendung gebracht, wenn die Tonikabedeutung
auf
einen andern
Klang übergehen soll (s.
Modulation).
Die eigentümliche
Thatsache, daß konsonante
Akkorde unter Umständen ganz dieselbe
Wirkung und Bedeutung
für die harmonische Satzbildung haben wie dissonante, daß z. B. in
C dur der
Unterdominante (fac) meist ohne Änderung des
Effekts die
Sexte (d) beigegeben werden kann und der
Oberdominante (ghd) ebenso die
Septime (f), findet ihre
Erklärung nur im
Prinzip der Tonalität. Denn im strengsten
Sinn konsonant, d. h. schlußfähig, keine Fortsetzung
(Auflösung) verlangend,
ist eigentlich immer nur ein einziger
Klang, die
Tonika; die Bedeutung der übrigen ist durch ihre
Verwandtschaft mit dieser
bedingt.
in der
Musik die Bestimmung des
Tongeschlechts (ob
Dur oder
Moll) und der Tonstufe, auf welcher ein
Stück seinen
Sitz haben soll. Statt unsrer heutigen beiden
Tongeschlechter nahmen die Alten (Griechen,
Römer,
[* 9] Araber,
Inder, das
Abendland im
Mittelalter) deren eine größere Zahl an (vgl.
Kirchentöne); über die Bedeutung dieser verschiedenen
Oktavengattungen wie der
Tonleitern überhaupt vgl.
Tonleiter. Jede Oktavengattung kann beliebig transponiert werden, d. h.
dieselbe Intervallenfolge kann von jedemTon aus gebracht werden; schon die Griechen hatten 15 Transpositionsskalen,
die
Kirchentöne wurden freilich lange Zeit nur in die
Quarte und erst später auch in die
Quinte transponiert. Die Einführung
noch mehrerer
Transpositionen im 16.-17. Jahrh. war schon das
Anzeichen des
Unterganges der alten
Lehre. Die heutigen
Transpositionen
der beiden Grundskalen
(C dur und
A moll) sind:
1) in die Oberquinte
(G durE moll) mit 1 # (vor F)
2) - - Unterquinte
(F dur,
D moll) mit 1 b (vor H)
3) - - 2. Oberquinte
(D dur,
H moll) mit 2 # (vor F, C)
4) - - 2. Unterquinte
(B dur,
G moll) mit 2 b (vor
H, E)
5) - - Obersexte
(A dur,
Fis moll) mit 3 # (vor F, C, G)
6) - - Untersexte
(Es dur,
C moll) mit 3 b (vor
H, E, A)
7) - - Oberterz
(E dur,
Cis moll) mit 4 # (vor F, C, G, D)
8) - - Unterterz
(As dur,
F moll) mit 4 b (vor
H, E,
A, D)
9) - - große Oberseptime
(H dur,
Gis moll) mit 5 # (vor F, C, G,
D, A)
10) - - große Unterseptime
(Des dur, B moll) mit 5 b (vor
H, E,
A,
D, G)
11) - - übermäßige Oberquarte
(Fis dur,
Dis moll) mit 6 # (vor F, C, G,
D, A, E)
12) - - übermäßige Unterquarte
(Ges dur,
Es moll) mit 6 b (vor
H, E,
A,
D,
G, C)
13) - - chromatische Obersekunde
(Cis dur,
Ais moll) mit 7 # (vor F, C, G,
D, A, E, H)
14) - - chromatische Untersekunde
(Ces dur,
As moll) mit 7 b (vor
H, E
A,
D,
G, C, F)
Der verschiedene
Charakter der Tonarten ist kein leerer
Wahn, hängt aber nicht, wie man hier und da lesen
kann, von der ungleichartigen
Temperatur der
Töne ab (nämlich
C dur als am reinsten gestimmt gedacht), sondern ist eine ästhetische
Wirkung, die in der Art des
Aufbaues unsers Musiksystems ihre
Erklärung findet. Dasselbe basiert auf der
Grundskala der sieben
Stammtöne A-G, und die beiden diese vorzugsweise benutzenden Tonarten
C dur und
A moll erscheinen als schlichte,
einfache, weil sie am einfachsten vorzustellen sind. Die
¶
mehr
Abweichungen nach der Obertonseite (#-Tonarten) erscheinen als eine Steigerung, als hellere, glänzendere, die nach der Untertonseite
(b-Tonarten) als Abspannung, als dunklere, verschleierte; die erstere Wirkung ist eine dur-artige, die letztere eine moll-artige.
Dazu kommt die Verschiedenheit der ästhetischen Wirkung der Dur-Tonarten und Moll-Tonarten selbst, welche in der Verschiedenheit
der Prinzipien ihrer Konsonanz wurzelt; Dur klingt hell, Moll dunkel.
Die Tonarten mit viel Vorzeichen klingen am besten beim Klavier; dagegen machen manche Tonarten den Instrumenten mit teilweise
gebundener Intonation besondere Schwierigkeiten. Die Posaunen stehen in Es dur, haben daher eine natürliche
Abneigung gegen #-Tonarten; umgekehrt stehen Flöte und Oboe in D dur, d. h. sie haben Abneigung gegen B-Tonarten. Auch die
Streichinstrumente sind zufolge der Stimmung der leeren Saiten als in G-, resp. D- oder A dur stehend anzusehen, d. h. sie begegnen
in den B-Tonarten größern Schwierigkeiten. Die Schwierigkeiten der Applikatur belasten in einer ganz
ähnlichen Weise die Vorstellung wie die des Systems der Notenschrift, und Es dur erscheint daher den Posaunisten, D dur den Flötisten,
Oboisten und Violinisten als eine besonders einfache Tonart.