Reinecke
,
Karl, Komponist, Dirigent und Klaviervirtuos, geb. zu Altona, [* 2] trat bereits im elften Jahre als Klavierspieler auf, erhielt 1843 vom König Christian VIII. ein Stipendium, mit dessen Hilfe er in Leipzig [* 3] drei Jahre Musik studierte. Nachdem er inzwischen zum dän. Hofpianisten ernannt war, verschiedene Kunstreisen durch Norddeutschland unternommen und sich abwechselnd in Paris [* 4] und Bremen [* 5] aufgehalten hatte, ging er 1851 als Lehrer des Klavierspiels an die Rheinische Musikschule nach Köln. [* 6] 1854 wurde er Musikdirektor in Barmen, [* 7] 1859 in Breslau. [* 8] 1860 übernahm er in Leipzig das Amt eines Kapellmeisters der Gewandhauskonzerte und eines Lehrers der Komposition und des höhern Klavierspiels am dortigen Konservatorium. 1885 wurde er von der Universität Leipzig zum Dr. phil. honoris causa ernannt, bald darauf erhielt er vom König von Sachsen [* 9] den Titel Professor.
Als
Klavierspieler ist Reinecke
besonders im Vortrag von Mozartschen
Konzerten und von klassischen Kammermusikwerken ausgezeichnet.
Als
Komponist huldigt er in selbständiger
Weise der Mendelssohn-Schumannschen
Richtung. Im Druck erschienen bis 1894 über 220
Kompositionen:
zwei
Sinfonien und zehn Ouvertüren, das Oratorium
«Belsazar», das für Männerchor geschriebene Chorwerk
«Hakon Jarl»,
die Märchenkompositionen «Schneewittchen», «Dornröschen»,
«Aschenbrödel», «Schneeweißchen und Rosenrot» und «Die
wilden
Schwäne» nebst verschiedenen andern größern Chorwerken, die Operetten «Der
vierjährige Posten» und «Ein
Abenteuer
Händels», die große fünfaktige
Oper «König
Manfred », die dreiaktigen komischen
Opern
«Auf hohen
Befehl» (1886) und «Der Gouverneur von
Tours»
[* 10] (1891), vier Klavierkonzerte, ein
Harfen-, ein
Violin- und ein Violoncellokonzert, zahlreiche kleinere Klaviersachen, ein Klavierquintett und sechs
Trios,
Sonaten für
Klavier
und
Violoncello, viele ein- und mehrstimmige Lieder u. s. w. Eine
Karl-Reinecke-Stiftung zur Unterstützung bedürftiger
Musiker
und Musikstudierender besteht seit in
Leipzig. -
Vgl. Wasielewski,
Karl Reinecke.
Sein Leben, Wirken und Schaffen
(Lpz. 1892).