Hermen
(griech.), im eigentlichen Wortsinn Bilder des Hermes [* 2] (Mercurius), der häufig unter dem Bild eines viereckigen, oben breitern, unten schmäler zulaufenden Pfeilers (Herme) verehrt wurde; dann allgemeiner gebraucht für vierseitige Pfeiler, die in Büsten enden oder die mit dem Oberkörper einer menschlichen [* 1] Figur verbunden sind (s. Abbildung). Von letzterer Form finden sich die schönsten, aus Griechenland [* 3] stammenden Beispiele in Villa Ludovisi in Rom. [* 4]
Die erstere pflegt an den Seiten des Pfeilers nahe am Kopf je einen würfelartigen Vorsprung (Hände, griech. cheires, genannt) zum Aufhängen von Kränzen, vorn einen aufgerichteten Phallos (s. d.) zu haben. Die Entstehungszeit dieser Kunstform ist noch dunkel. Die älteste Zeit kennt sie noch nicht. Erst in der letzten Epoche der altertümlichen Kunst finden sich Beispiele; diese verbinden aber den menschlichen Oberkörper, der bis zu den Hüften reicht, mit dem vierseitigen Pfeiler und lassen sogar lebhafte Bewegung der [* 1] Figur zu (so die Herme eines Diskobols in Villa Ludovisi zu Rom).
Später wird gewöhnlich
Kopf und
Pfeiler zusammen verbunden. Am häufigsten fanden sie sich in
Afrika,
[* 5] wo sie auf den
Heerstraßen zugleich als Wegweiser dienten; daneben wird auch
Arkadien als ihnen besonders geneigt geschildert. Wenn auf der
Herme das
Bild eines andern
Gottes oder
Heros als des
Merkur
[* 6] stand, so verband man den
Namen
Herme mit dem
Namen des aufgestellten
Kopfes; daher die Benennungen Hermares
(Herme des
Ares),
[* 7] Hermathene (der
Athene),
[* 8] Hermerakles (des
Herakles),
[* 9] Hermeros (des
Eros),
[* 10] Hermapollon (des
Apollon),
[* 11] Hermamithras (des
Mithras), Hermalkibiades (des
Alkibiades, sehr zahlreich in
Athen).
[* 12] Der leichtern
Arbeit wegen behielt man auch in der höhern
Kunst die hermen
artige
Darstellung bei. Gewöhnlich waren
die Hermen
nackt, selten bekleidet oder mit charakteristischen
Attributen, desto häufiger mit
Inschriften
versehen, auch meist männlich. Von den Griechen kamen die Hermen
zu den
Römern (vgl.
Terminus).