Eugubinische
Tafeln
(Tabulae Iguvinae), sieben große kupferne Tafeln
mit umbrischen und lateinischen
Inschriften, in der
Stadt
Gubbio oder Eugubio (dem alten
Iguvium) 1444 in einem
Gewölbe
[* 2] gefunden und in dem
Rathaus daselbst aufbewahrt.
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Aus dem reinsten Kupfer
[* 4] gegossen, sind die Tafeln
von verschiedener, jedoch unter sechs derselben jedesmal zwei und zwei von
gleicher Größe. Außer den beiden kleinsten sind alle auf beiden Seiten beschrieben, und zwar ist die Schrift vollkommen
gut erhalten. Die darauf befindlichen Inschriften sind nicht nur das bedeutendste umbrische und überhaupt
altitalische Sprachmonument, aus dem wir über 1000 umbrische Wörter kennen lernen, sondern zugleich ein schätzbares liturgisches
Denkmal, da sich der Inhalt durchaus auf den Religionsdienst bezieht. Es erteilt Vorschriften zu Opfern und Augurien für das
Priesterkollegium, enthält auch einzelne vollständige Gebete, Litaneien und Gesänge; saturnischer Rhythmus mit Allitteration
tritt darin teilweise unverkennbar zu Tage.
Die vier ersten Tafeln
sind in umbrischer Schrift und in einem ältern Dialekt abgefaßt und dürften bis 400 v. Chr. zurückreichen,
dagegen haben die sechste und siebente Tafel rein lateinische Schriftzeichen; in der Mitte steht die fünfte, auf ihrer Vorderseite
umbrische, auf der Rückseite lateinische Schrift zeigend, letztere jedoch erst später hinzugefügt.
Sämtliche Tafeln
wurden zuerst von Bonarota in Dempsters »Etruria regalis« (Flor. 1723-24, 2 Bde.) mitgeteilt; ihrer Erklärung
widmete Lanzi einen großen Teil seiner »Saggi di lingua etrusca« (Rom
[* 5] 1789). Es folgten R. Lepsius mit seiner Abhandlung »De
tabulis Eugubinis« (Bd. 1, Berl.
1833),
Lassen mit »Beiträgen zur Deutung der umbrischen Tafeln«
(im »Rheinischen Museum«, Bonn
[* 6] 1833),
bald auch Grotefend mit seinen »Rudimenta linguae umbricae« (Hann. 1835-39, 8 Tle.),
worin eine wörtliche Übersetzung und Erklärung
der Tafeln
versucht wird. Urkundlich treue Abbildungen der Inschriften in der Größe des Originals gab Lepsius in seinen »Inscriptiones
umbricae et oscae« (Leipz. 1841); die vollständigste und ausgezeichnetste
Arbeit aber lieferten Aufrecht und Kirchhoff in dem Werk »Umbrische Sprachdenkmäler« (Berl.
1849-51, 2 Bde.). Doch ist auch nach diesem Werk die Kenntnis
der Eugubinischen Tafeln
und der umbrischen Sprache,
[* 7] besonders in ihrem Verhältnis zu den verwandten Sprachen, noch mehrfach
erweitert und vertieft worden.
Vgl. Bréal, Les tables Eugubines (Par. 1875-78), und die sprachlichen Untersuchungen von S. Bugge, J. ^[Josef] Savelsberg und H. F. Zeyß in Kuhns »Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung« sowie des letztgenannten Schrift »De vocabulorum umbricorum fictione« (Marienwerder [* 8] 1861-65, 3 Tle.).