Eon
de
Beaumont (spr. eóng
dö bomóng),
Charles
Geneviève
Louis
Auguste
André Timothée d', bekannt
unter dem
Namen
Chevalier d'Eon, eine mysteriöse Persönlichkeit, die durch die über ihrem
Geschlecht schwebende
Ungewißheit
Interesse erregte. Geb. zu
Tonnerre in
Bourgogne als
Kind des
Advokaten
Beaumont, galt er von
Geburt an für einen
Knaben,
besuchte mehrere
Schulen, wurde
Doktor der
Rechte und Parlamentsadvokat, schrieb mehrere staatswissenschaftliche
Schriften und wurde
vom
Prinzen
Conti dem König
Ludwig XV. zu diplomatischer Verwendung empfohlen. Er erhielt infolgedessen 1755 die
Mission, die schon eingeleitete
Allianz zwischen
Frankreich und Rußland gegen
Friedrich d. Gr. zum
Abschluß zu bringen, wobei
er wiederholt in weiblicher
Kleidung auftrat und eine solche Geschicklichkeit zeigte, daß er zum Gesandtschaftssekretär
in
Petersburg
[* 3] ernannt ward. Bei der
Kaiserin
Elisabeth stand er in besonderer
Gunst. Er machte darauf den
Feldzug von 1761 in
Deutschland
[* 4] als
Adjutant
¶
mehr
des Herzogs von Broglie mit. 1768 ging er mit dem Herzog von Nivernois als Gesandtschaftssekretär nach London. [* 6] Hier erhoben sich zuerst Zweifel über sein Geschlecht, welche sogar zu Wetten und infolge davon zu Prozessen führten. Verschiedene Differenzen mit dem Gesandten Guerchy und dem Minister Choiseul veranlaßten seine Abberufung. Dennoch blieb er als geheimer Agent des Königs, der durch ihn über die Möglichkeit einer französischen Landung in England Auskunft haben wollte, in London und führte mit Ludwig XV. eine besondere Korrespondenz, mißbrauchte aber dessen Vertrauen zu frechen Erpressungen.
Erst unter Ludwig XVI. kehrte er (1777) nach Frankreich zurück und mußte auf ausdrücklichen Befehl der
Regierung weibliche Kleidung tragen, wahrscheinlich, um eine hohe Dame in London, mit der Eon
de Beaumont
intime Beziehungen angeknüpft hatte,
nicht zu kompromittieren. 1783 ging er wieder nach London, ward in der Revolution auf die Liste der Emigrierten gesetzt und
verdiente sich seinen Unterhalt durch Fechtunterricht; aber auch in England behielt er die weibliche Tracht
bei. Er starb in London. Eon
de Beaumont
ist wohl männlichen Geschlechts gewesen, glich aber seiner zarten Gestalt und seines
bartlosen Gesichts wegen, namentlich in Damenkleidern, einem Weib. Seine Werke erschienen unter dem Titel: »Loisirs du Chevalier
d'É.« (Amsterd. 1775, 13 Bde.).
Die »Mémoires du chevalier
d'É.« (Par. 1837; deutsch, Braunschweig
[* 7] 1837, 2 Bde.) sind echt, aber durchaus
lügenhaft.
Vgl. »Neuer Pitaval«, Bd. 21 (Leipz. 1861);
Broglie, La diplomatie secrète de Louis XV (Par. 1880, 2 Bde.).