Aqua
Tofāna oder
Toffana, auch
Acquetta di Napoli, di
Perugia oder della Toffa genannt, heißt ein
Gifttrank, der zu Ende des 17. Jahrh. in Neapel
[* 2] außerordentliches Aufsehen machte, dessen
Zusammensetzung aber ziemlich dunkel ist. Eine Sicilianerin Tofana
, welche zuerst in Palermo
[* 3] lebte und nachher, als die Obrigkeit
auf sie aufmerksam ward, nach Neapel flüchtete, soll die Erfinderin dieses Tranks gewesen sein und ihn
an junge Frauen verkauft haben, welche den
Tod ihrer
Männer herbeigeführt zu sehen wünschten.
Nachdem durch ihren Trank mehrere hundert Menschen den Tod gefunden hatten, ward sie 1709, ungeachtet es ihr gelang, in ein Kloster zu flüchten, eingezogen, gefoltert und, wie einige berichten, erdrosselt, während andere versichern, daß sie noch 1730 im Kerker gelebt habe. Meist wird das Gift als ein klares, farb-, geschmack- und geruchloses Wasser beschrieben, wovon fünf bis sechs Tropfen hinreichten, den Tod zu geben, der langsam, ohne Schmerzen, Entzündungen, Zuckungen oder Fieber, unter allmählicher Abnahme der Kräfte, Lebensüberdruß, Mangel an Eßlust und beständigem Durst erfolgte.
Garelli, erster Leibarzt Karls VI., wollte aus dem Munde des Kaisers selbst, dem die Akten des Prozesses der Verbrecherin vorgelegt wurden, gehört haben, daß nichts anderes sei als eine wässerige Auflösung von arseniger Säure mit einem Zusätze von Herba Cymbalariae. Nach Ozanam führte auch eine Bleizuckerauflösung und eine Flüssigkeit, die durch Destillation [* 4] von Kanthariden mit Wasser und Alkohol entsteht, den Namen Acqua del Petesino und Eau admirabile de Brinvilliers scheinen von der wenig oder gar nicht verschieden gewesen zu sein.