ward jedoch bei Torricella gänzlich geschlagen, so daß nun Ezzelinos Macht höher stieg als je zuvor.
Als er
aber mit
Hilfe der Adelspartei in
Mailand
[* 2] diese Stadt und mit ihr Oberitalien
[* 3] sich zu unterwerfen strebte, bildete sich ein
neuer
Bund gegen ihn, der seine Streitkräfte an derAdda und dem
Oglio aufstellte. Ezzelino wurde, als er 1259 die
von den Verbündeten besetzte
Brücke
[* 4] von
Cassano wiederzuerobern suchte, verwundet, führte am andern
Tag sein
Heer durch eine
Furt auf das linke
Ufer der
Adda und nahm, wiewohl von den Brescianern verlassen, den
Kampf gegen die Übermacht der Gegner
von neuem auf, fiel aber infolge einer neuen schweren Verwundung in Gefangenschaft und starb, jede Arznei und
Nahrung zurückweisend
und den angelegten
Verband
[* 5] abreißend, elf
Tage nachher, Mehr als 50,000
Menschen sollen auf seinen Befehl durch
Henkershand oder im Kerker gestorben sein.
(ef), f, lat. F, f,
Konsonant, der sechste
Buchstabe unsers
Alphabets. Das deutsche f ist der labiale, genauer labiodentale
tonlose
Reibelaut, der entsteht, indem wir die obern Schneidezähne ganz lose auf die Unterlippe setzen und zwischen beiden
die
Luft hindurchtreiben. Für f wird auch häufig das Zeichen v gebraucht
(s. V). Ein zweites f, das aber
in
Deutschland
[* 6] selten gehört wird, das bilabiales, wird dadurch gebildet, daß man zwischen den
Lippen eine
Enge bildet, wie
bei der
Aussprache des w. Im
Russischen ist
f in griechischen Wörtern der Vertreter des auch vorn an den
Zähnen hervorgebrachten
dentalen Reibelauts th, z. B.
Feodor aus
Theodor; im
Spanischen geht umgekehrt das lateinische f meist in
h über, z. B. hijo aus filius.
Das hochdeutsche f ist in der
Regel durch
Lautverschiebung (s. d.) aus älterm p entstanden, z. B.
in
Freund von dem alten gotischen
Verbum frijon, »lieben«, im
Sanskrit prî, das p ist in den andern germanischen
Sprachen häufig bewahrt: helfen, got. hilpan, engl. to help;
offen, plattd. apen, engl. open. Der
Buchstabe f gelangte in das römische und die davon abgeleiteten neuern
Alphabete aus
dem phönikischen durch Vermittelung des altgriechischen
Alphabets. Bei den Griechen und Phönikern (die ihn Vau nannten)
bezeichnete f das v (w); da dieser
Laut in der griechischen
Sprache
[* 7] verschwand, so wurde das F
(Digamma)
in das spätere gemeingriechische
Alphabet nicht aufgenommen, sondern für den
Buchstaben f (ph) ein neues Zeichen, das Φ
(Fi), gebildet, während die
Römer
[* 8] das Zeichen F beibehielten, aber seine
Aussprache veränderten.
Als lateinisches
Zahlzeichen war F = 40, F = 40,000; als
Abkürzung in römischen
Inschriften, in
Handschriften
und auf
Münzen
[* 9] =
Filius,
Fecit etc.; dann =
Folio, entweder
mit Bezug auf irgend eine Seite eines
Buches oder auf die
Größe
des Druckbogens. Auf deutschen Reichsmünzen bezeichnet F die
MünzstätteStuttgart,
[* 10] auf ältern französischen
MünzenAngers, auf ältern preußischen
Magdeburg
[* 11] und ältern österreichischen
Hall
[* 12] in
Tirol.
[* 13] Auf der Stellscheibe englischer
Uhren
[* 14] ist F = faster (geschwinder,
Gegensatz: s., d. h. slowly, langsam); bei Thermometerangaben
=
Fahrenheit.
In den Notenstimmen ist f = forte (stark), ff = fortissimo (sehr stark); daher »aus
dem ff.«, s. v. w. in hohem
Grad. Im
Handel ist f. = fein, ff = fein-fein oder sehr fein. In der
Chemie ist F oder
Fl Zeichen für
Fluor. Auf
Rezepten steht
f. für fiat, z. B. f. emulsio, es werde eine
Emulsion gemacht. In
England ist F. allgemein gebräuchliche
Abkürzung für
Fellow,
Mitglied, z. B.:
in der
Musik Buchstabenname eines der sieben
Stammtöne unsers Musiksystems, nach neuerer Oktaventeilung
(von
C ab) der des vierten, nach älterer (von
A) der des sechsten, zugleich der älteste, der als
Schlüssel (clavis signata)
vor eine Notenlinie gesetzt wurde. Der
Gebrauch des F-Schlüssels reicht bis ins 10. Jahrh. zurück; im 11-13. Jahrh.
wurde gewöhnlich zur schärfern Markierung die
F-Linie mit roter
Farbe (minium) gezogen, die
C-Linie dagegen
mit gelber (crocum). Der
Schlüssel selbst war ursprünglich und jahrhundertelang ein wirkliches F oder
f und hat ganz allmählich
seine heutige Gestalt angenommen. In
Italien,
[* 15]
Frankreich etc. heißt der bei uns F genannte
Ton Fa (vgl.
Solmisation). Auch die
Schalllöcher der
Streichinstrumente werden nach ihrer Gestalt oft als die f, ff, besser ^[img] bezeichnet.
(lat.
Fabula), im weitern
Sinn das Süjet jeder
Dichtung, z. B. eines
Dramas oder eines
Epos, oder nach
Lessing jede
Erdichtung, womit der Dichter
¶
mehr
eine gewisse Absicht verbindet; im engern Sinn eine besondere Dichtungsart, nach ihrem angeblichen Erfinder (Äsop) Äsopische
Fabel genannt, die zu den didaktischen oder Lehrgedichten gehört und sich von der Paramythie (s. d.) dadurch unterscheidet, daß
die versinnlichte Wahrheit eine moralische, von der Parabel
[* 18] (s. d.) aber dadurch, daß das versinnlichende Bild aus
dem Tierleben genommen ist. Den Grund, warum in der Fabel hauptsächlich Tiere, zu moralischen Wesen erhoben, handelnd eingeführt
werden, findet Lessing mit Recht in der allgemeinen Bekanntheit ihrer Charaktere, die dem Dichter eine genaue Charakterisierung
erspart.
Die Fabel ist alt und im Orient entstanden. Berühmt sind die indischen Fabeln, die man gewöhnlich dem Bidpai
(s. d.) beilegt, und die Fabeln des Arabers Lokman. Auch die Entstehung der in der griechischen Litteratur weist nach dem
Orient: Äsopos war ein Sklave aus Phrygien. Durch die Griechen wurde sie denRömern bekannt, Phädrus übertrug die griechischen
Fabeln ins Lateinische. Als die alte Litteratur unterging, erhielt sich das Andenken an die Äsopischen
Fabeln bei Spaniern und Franzosen (im »Maître Pathelin«). Im Mittelalter interessierten sich vorzüglich die Deutschen dafür;
deutsche Fabeln aus der Zeit der Minnesänger gab Bodmer heraus (Zür. 1757). Der älteste deutsche Fabeldichter scheint Stricker
(um die Mitte des 13. Jahrh.) zu sein; Boner (zu Anfang des 14. Jahrh.) ist als treuherziger Fabeldichter
durch seinen »Edelstein« bekannt.
Gleim, Lichtwer, Willamov folgten. Lessings Fabeln sind in Prosa, geistvoll, kurz, treffend, ohne poetische
Ausschmückung und beziehen sich zum Teil auf litterarische Verhältnisse. Pfeffels Fabeln sind zum Teil satirisch, zum Teil
sentimental. In neuer Zeit ward die Fabel wenig angebaut, nur der SchweizerFröhlich verdient Erwähnung; trefflich für das
Kindesalter sind Heys Fabeln (mit O. SpecktersZeichnungen). Eine »Fabellese« gab Ramler heraus (Leipz. 1783-90, 3 Bde.).