Baugewerks
chulen,
s. Fachschulen.
Seite 19.102 Jahres-Supplement 1891-1892
Baugewerkschulen
3 Wörter, 34 Zeichen
Baugewerkschulen,
s. Fachschulen.
gewerbliche (technische Fachschulen), sind solche Anstalten, in denen ein bestimmtes Handwerk förmlich gelehrt wird. Sie setzen meistens die Volksschule als bereits zurückgelegt voraus, sind jedoch in einzelnen Fällen auch mit der Oberstufe derselben so verbunden, daß der eigentliche Schulunterricht mit dem Fachunterricht nach Stunden des Tags oder Tagen der Woche abwechselt. Von den gewerblichen Fortbildungsschulen (s. d.) unterscheiden sie sich dadurch, daß sie die ganze gewerbliche Vorbildung übernehmen und nicht eine anderweit praktisch vermittelte Anleitung zum Handwerk nur nach gewissen Richtungen hin theoretisch ergänzen; sie sind daher Tagesschulen, während die Fortbildungsschulen für Handwerker fast ausschließlich auf die Abendstunden beschränkt bleiben.
Von den mittlern und höhern technischen Lehranstalten unterscheiden sich die Fachschulen dadurch, daß sie die allgemeine Bildung ihrer Zöglinge nur so weit ins Auge [* 3] fassen, als dieselbe unmittelbar für die Ausübung des Handwerks nötig ist, für welches jede einzelne Schule vorbereitet, und daß sie namentlich höhere Schulbildung (fremde Sprachen etc.) weder voraussetzen, noch gewähren. Immer bleibt aber der Lehrgang der ein solcher, daß er über das geringste Maß der an einfache Arbeiter zu stellenden Forderungen hinausführt; sie bilden daher namentlich bei Gewerken, die einen fabrikmäßigen Betrieb verlangen, mehr Werkmeister als einfache Arbeiter aus (Werkmeisterschulen).
Über die gewöhnliche Höhe erheben sich in dieser Richtung namentlich die Baugewerkschulen (s. d.) für Maurermeister und Zimmermeister, deren Vorkenntnisse, namentlich in der Mathematik, doch schon höhere sein müssen; überdies setzen sie einen außerhalb der Schule gemachten praktischen Anfang voraus. Die gegenwärtige Bewegung zu gunsten der Fachschulen ging hauptsächlich von Frankreich aus, wo der Fachbildung (enseignement spécial) namentlich seit dem Ministerium Duruy (1863-69) große Aufmerksamkeit gewidmet wird. Sie hat sich von da aus zuerst nach Holland und nach Belgien [* 4] verbreitet, wo namentlich die Webschulen in Blüte [* 5] stehen. Sorgfältige und für den Aufschwung namentlich der Kunstgewerbe (Kunsttischlerei, Schnitzerei, Glasmacherei, ¶
Wirkerei, [* 7] Spitzengewerbe etc.) sehr erfolgreiche Pflege hat das Fachschulwesen in Österreich [* 8] gefunden. Im deutschen Reichsgebiet sind namentlich Württemberg [* 9] und Königreich Sachsen, [* 10] auch Bayern [* 11] auf diesem Gebiet thätig gewesen. In Preußen [* 12] kam die Bewegung verhältnismäßig spät, eigentlich erst seit 1879, in Gang [* 13] und wird auch jetzt noch durch die Spärlichkeit der verwendbaren staatlichen Mittel und wohl auch durch die Sorge gehemmt, daß durch Begründung von Fachschulen leicht Gewerbthätigkeiten künstlich befördert werden können, deren Gedeihen von wechselnden Voraussetzungen abhängig ist.
Man beschränkt sich daher im wesentlichen darauf, solchen Gewerbszweigen durch Fachschulen zu Hilfe zu kommen, die sich bereits längere Zeit in einer Gegend eingewurzelt und ihre Widerstandskraft auch gegen schwankende Lagen des großen Marktes bewährt haben.
Vgl. »Das technische Unterrichtswesen in Preußen« (Berl. 1879, amtlich) und »Denkschriften über die Entwickelung der gewerblichen Fachschulen« (das. 1881 und 1883, amtlich);
Grothe, »Die technischen in Europa [* 14] und Amerika« [* 15] (das. 1882).
Wegen der kunstgewerblichen Fachschulen s. noch besonders Kunstgewerbeschulen.