Talg
,
Unschlitt oder
Inselt, dasjenige tierische Fett, hauptsächlich von geschlachteten Rindern und Schafen, in der
Jägersprache auch vom Wild (s. Feist), das im Innern des Körpers, wo es sich
vorzugsweise um
Nieren und Gedärme ansetzt, gefunden wird. Für den
Handel wird der rohe Talg
im Großbetriebe mit
Dampf
[* 2] bei
60-65° ausgeschmolzen, von den Verunreinigungen abgegossen und abgekühlt. Häufig läßt man bei 35° erkalten und preßt
aus; der
Rückstand ist Prima-Preßtalg
(für die Kerzenfabrikation),
[* 3] das abgegossene Fett ist Prima-Margarin
(für die Kunstbutterfabrikation). Man unterscheidet, je nach der Härte und dem Aussehen des Talg
gelben und weißen
Lichtertalg
und weißen und ordinären Seifentalg.
Die Härte des Talg
richtet sich nach der Art des
Tieres und nach der Fütterungsweise desselben. Schöpsentalg
ist im allgemeinen
härter als Rindstalg.
Die größte Härte erreicht der Talg bei
Trockenfütterung, die geringste bei
Fütterung mit den
Abfällen
der
Brauerei und
Brennerei. Rindstalg
ist schwach gelblich oder grauweiß und hat einen Schmelzpunkt von 42,5 bis 43° C. Der
Schmelzpunkt der freien
Fettsäuren liegt bei 45° C. Hammeltalg
kommt dem Rindstalg
in seinen Eigenschaften
sehr nahe, er ist im allgemeinen weißer und die Schmelzpunkte des Fettes und der
Fettsäuren liegen um 2-3° höher.
Bestandteile
des Talg
sind die
Glyceride der
Stearin-, Öl- und Palmitinsäure. Der Wert des Talg
wird nach dem Schmelzpunkte des Fettes oder
der ausgeschiedenen
Fettsäuren
(Talgtiter) beurteilt; je reicher an
Stearinsäure und dem entsprechend
höher der Schmelzpunkt liegt, desto besser ist der Talg.
Hauptproduktionsländer sind
Rußland,
Australien
[* 4] und die La-Plata-Staaten. Verwendung findet der Talg
zur
Kerzen-, Seifen- und
Stearinfabrikation, als Schmiermaterial, in der
Wollspinnerei, in der Gerberei, zu Pflastern, Salben
u. dgl.
Deutschlands
[* 5] Einfuhr
betrug 1894: 193 435, 1896: 190 457 Doppelcentner. Wert im
Großhandel 60-80 M. der Doppelcentner. -
Vgl. Benedict, Analyse der Fette und Wachsarten (Berl. 1892).
Beim Schwein [* 6] heißt das Fett in der Bauchhöhle, in der Nähe der Rippen und Nieren Schmer und es wird daraus durch Schmelzen und Reinigen das Schweineschmalz gewonnen, das auch als Adeps suillus offizinell ist.
Vegetabilischer Talg
sind starre, erst bei verhältnismäßig hoher
Temperatur schmelzende, fettähnliche
Massen, die besonders
in der Kerzenfabrikation Verwendung finden. Es sind Absonderungsprodukte mancher
Pflanzen, schuppige, stäbchenförmige und
anders geformte Gebilde an der Oberfläche von
Blättern, Samen
[* 7] und andern Organen.
Ihrer Zusammensetzung und ihren Eigenschaften
nach stehen die meisten der hierher gerechneten Körper den Wachsarten näher als den Fetten. (S.
Carnaubawachs,
Chinesischer Talg,
Japanisches Wachs,
Vateria.)