Harîrî
,
d. h. Seidenhändler, mit seinem vollen
Namen
Abu Mohammed al-Kâsim ibn
Alî, geb. 1054 zu
Basra, gest. daselbst
1121, war einer der ausgezeichnetsten arab. Sprachgelehrten und Sprachkünstler. Sein berühmtestes
Werk sind die 50 «Makâmât», eine eigentümliche Gattung der arab.
Poesie, kleine, in gereimter, mit zahlreichen Gedichten untermischten Prosa gehaltene und durch die
raffinierteste Sprachkunst ausgezeichnete Erzählungen, in welchen stets eine und dieselbe
Person (hier
Abu
Seid von Serûdsch)
als Hauptheld in den mannigfachsten Verkleidungen und
Situationen auftritt. Harîrî
hat über diese ihrem
Inhalte nach oft sehr
unbedeutenden Erzählungen den ganzen Zauber der an
Synonymen so reichen und durch die Eigentümlichkeiten
der
Schrift zur Anwendung der weitgehendsten Künstelei geeigneten arab.
Sprache
[* 3] ausgegossen und alle Feinheiten der blendendsten
Rhetorik darin angewandt, sodaß sein Werk als
Muster der arab. Sprachkunst gilt und die ungeteilteste Bewunderung im
Orient
genießt, daher es auch oft (selbst noch in neuerer Zeit von Nâßif el-Jâzidschi) nachgebildet worden
ist, wie unter anderm in hebr.
Sprache von
Charisi.
Die beste Ausgabe des Textes mit einem trefflichen Kommentar nebst Biographie des Dichters gab Silvestre de Sacy (Par. 1822; 2. Aufl. 1849-53); auch im Orient wurden die Makamen öfters gedruckt (3 Bde., Kalkutta [* 4] 1809-14; Beirut 1872; Bulak 1288 der Hidschra; Kairo [* 5] 1299 der Hidschra; mit Kommentar der Scherischi, 2 Bde., Bulak 1300 der Hidschra). Eine Nachbildung verdankt die deutsche Litteratur F. Rückert («Die Verwandlungen des Abu Seid von Serug», 4. Aufl., 2 Bde., Stuttg. 1864; 7. Aufl. in 1 Bd., ebd. 1878),
eine engl.
Übersetzung mit sachlichen
Noten
Th. Chenery («The assemblies of Al-Hariri»
, Lond.
1867). Von den sprachwissenschaftlichen Werken H.s sind zwei herausgegeben, das «Durrat
al-ghawwâsz» («Die
Perle des
Tauchers»),
eine Art
Antibarbarus, in welchem die in
Schrift und Rede häufigen Verstöße gegen
den sog. klassischen arab. Sprachgebrauch zurechtgewiesen werden
(bearbeitet von
Thorbecke, Lpz. 1871); dann das von
Leon
Pinto edierte und französisch übersetzte «Molhat
al-i'râb, on les récréations grammaticales de Harîrî»
(Par. 1889),
eine versifizierte
Syntax der arab.
Sprache mit Kommentar
von Harîrî
selbst. Aus beiden Werken waren
Proben in Silvestre de Sacys
«Anthologie grammaticale arabe» (Par. 1827-29) aufgenommen.