Appetit
(lat., »Begierde«),
s. v. w. Eßlust, insbesondere aber das auf eine bestimmte
Speise gerichtete
Verlangen. Von dem
Hunger ist der Appetit
besonders dadurch unterschieden, daß, während jener ein lästiges
Gefühl erregt und
einen schmerzhaften Zustand hervorbringt, wenn er nicht sofortige Befriedigung erhält, der Appetit
nur einen angenehmen
Reiz ausmacht, der die Speichelabsonderung erhöht und, selbst wenn er unbefriedigt bleibt, ohne
Nachteil von selber wieder aufhört. Der Appetit
gehört zu den sogen.
Gemeingefühlen, d. h. zu denjenigen
Gefühlen, welche wir
nicht auf ein äußeres
Objekt, sondern auf gewisse innere Zustände unsers eignen
Körpers beziehen.
Wahrscheinlich sind es sensible
Nerven
[* 3] der Magenschleimhaut (des
Nervus
Vagus), welche die
Empfindung des
Appetits
vermitteln. Bei gewissen krankhaften Zuständen des
Nervensystems, z. B. in dem Rekonvaleszenzstadium des
Unterleibstyphus,
kommt zuweilen eine abnorme
Steigerung des Appetits
, in andern
Fällen, z. B. bei Schwangern, eine verkehrte
Richtung desselben
auf ungenießbare und selbst ekelhafte
Dinge vor. Bei den verschiedensten
Krankheiten, auch den leichtern des
Magens und
Darmkanals,
besteht Mangel oder
Störung des Appetits
(Anorexie); doch können dieser
Störung auch zahlreiche andre,
namentlich fieberhafte,
Krankheiten oder Gemütsaffekte zu
Grunde liegen. Zuweilen stellt sich lebhafter Appetit
auf
Brot
[* 4] ein, wenn
Würmer
[* 5] im
Darm
[* 6] sind; Appetit
auf absorbierende
Stoffe, wenn Säurebildung in übermäßigem
Grad stattfindet. Unter den
Heilmitteln,
welche den Appetit
befördern, stehen bei gewissen
Fällen die
Salzsäure, bei andern im Gegenteil kohlensaure
Alkalien, namentlich das
doppeltkohlensaure Natron, in verdientem
Ruf. Außerdem sind die
Bitterstoffe,
Rhabarber,
Aloe,
Chinarinde,
zu empfehlen.