Zinnchlorid
(Zweifach-Chlorzinn) SnCl4 entsteht bei Einwirkung von Chlor auf Zinn oder Zinnchlorür und beim Erhitzen von schwefelsaurem Zinnoxyd mit Kochsalz. Es bildet eine farblose Flüssigkeit, raucht an der Luft sehr stark, spez. Gew. 2,234, wirkt höchst ätzend, ist noch bei -20° flüssig, siedet bei 120°, löst Schwefel, Jod und Phosphor, erstarrt mit wenig Wasser zu einer kristallinischen Masse (Zinnbutter) und löst sich in mehr Wasser.
Lösungen von Zinnchlorid
erhält man auch beim Behandeln von
Zinnsäure mit
Salzsäure, von Zinnchlorürlösung mit
Chlor, beim Behandeln
einer mit
Salzsäure versetzten Zinnchlorürlösung mit
Salpetersäure, beim
Lösen von
Zinn in
Königswasser.
Letztere
Lösung
enthält auch
Zinnchlorür und führt in der
Färberei den
Namen salpetersaures
Zinn,
Scharlach-,
Zinnkomposition,
Zinnsolution,
Physik,
Rosiersalz,
Rosasäure. Statt dieser
Lösungen von unsicherm
Gehalt kommt jetzt häufiger Zinnchlorid
in fester Form
in den
Handel.
Man erhält dies, indem man Zinnchlorürlösungen von 60° B. mit
Salzsäure versetzt und bei 40° durch
Salpetersäure oxydiert.
Die
Flüssigkeit erstarrt dann beim Erkalten zu Zinnchlorid
mit 5
Molekülen
Kristallwasser. Man kann das
Zinnchlorür
auch durch Einleiten von
Chlor oxydieren. Zur
Darstellung von Zinnchlorid
aus Weißblechabfällen, welche 3-5 Proz.
Zinn enthalten, soll
man dieselben mit
Chlor behandeln und das verflüchtigte Zinnchlorid
in
Schlangenröhren verdichten. Die
Lösung des Zinnchlorids
gibt
beim
Verdampfen große, zerfließliche
Kristalle
[* 3] mit 5
Molekülen
Kristallwasser.
Die verdünnte wässerige
Lösung zersetzt sich beim Erhitzen unter Abscheidung von
Zinnsäure. Die
Dämpfe von Zinnchlorid
geben mit
Wasserdampf bei Rotglut Zinnsäureanhydrid, mit
Schwefelwasserstoff
Zinnsulfid. Zinnchlorid
dient als
Beize in der
Färberei und
Zeugdruckerei,
zur
Darstellung von Anilinblau und
Farblacken, auch zum
Verzinnen. Ammoniumzinnchlorid
(NH4)2SnCl6
^[(NH4)2SnCl6] entsteht beim Vermischen konzentrierter
Lösungen von Zinnchlorid
und
Salmiak als farbloses kristallinisches
Pulver,
welches sich in 3 Teilen
Wasser löst, in konzentrierter
Lösung Siedetemperatur verträgt, dessen verdünnte
Lösung aber beim
Erhitzen
Zinnhydroxyd abscheidet. Man benutzt es unter dem
Namen
Pinksalz als
Beize in der
Zeugdruckerei, wo
die freie
Säure enthaltende Zinnchlorid
lösung nicht anwendbar ist. Die erste Erwähnung des Zinnchlorids findet sich 1605 bei
Libavius (daher
Spiritus
[* 4] fumans Libavii), aber schon 1630 benutzten es die
Holländer in der Kochenillefärberei.