denselben stattfinden. Die Möglichkeit, daß einzelne Erophila-Formen Bastarde mit vollkommener Fruchtbarkeit darstellen,
ist somit nicht ausgeschlossen, und Rosen behält sich deshalb weitere Versuche in dieser Richtung vor. Im ganzen neigt er jedoch
zu der Ansicht, daß bei Erophila die Vielgestaltigkeit trotz vorwiegender Inzucht und ohne wesentliche Beteiligung von Bastardbildung
zu stande gekommen sei. Hinsichtlich der Entstehung der verschiedenen Sippen und Formen nimmt er an, daß
dieselbe durch freie, d. h. von der Umgebung unabhängige Variation hervorgerufen sei.
Dieselbe besteht nicht in einer bloßen Steigerung und Weiterbildung einzelner Merkmale, sondern sie schafft neue und kombiniert
die alten in neuer Weise, so daß die aus einer Art entstandenen Formen nicht graduell verschieden sind,
wie es der Fall sein müßte, wenn ihre Entstehung unter dem Einfluß der natürlichen Zuchtwahl vor sich ginge. Die Variation
bewirkt auch keine Vervollkommnung, sondern nur eine Vermehrung der Formen, von denen einige schlechter oder ebenso gut oder
besser konstruiert sein können als ihre Eltern; nur der Rückschritt wird durch die Auslese im Kampf um
das Dasein unmöglich gemacht.
Sie erscheint demnach nicht als blind und vom Zufall abhängig, sondern wird durch noch unbekannte Gesetze geregelt, da man
annehmen muß, daß gleiche oder ähnliche Kombinationen nächstverwandter Formen an verschiedenen Orten
entstanden sind. In diesen Sätzen liegt eine Weiterbildung der Darwinschen Theorie in ähnlichem Sinne, wie sie Nägeli mit
seinen Ideen über sprungweise Variation bereits angedeutet hat.
Vgl. Jordan, Pugillus plantarum novarum (Par. 1852);
Derselbe,
Diagnoses d'espèces nouvelles ou méconnues (das. 1864);
Derselbe, Remarques sur le fait de l'existence en société
à l'état sauvage des espèces végétales affines et sur d'autres faits relatifs à la question de l'espèce (Lyon 1874);
Darwin, Das Variieren der Pflanzen und Tiere im Zustand der Domestikation (deutsch von Carus, Stuttg. 1868);
folgende Schriften
von Nägeli: »Entstehung und Begriff der naturhistorischen Art« (Münch. 1865);
»Über den Einfluß der
äußern Verhältnisse auf die Varietätenbildung« (das. 1865);
»Über die Zwischenformen zwischen den Pflanzenarten« (das.
1866);
»Mechanisch-physiologische Theorie der Abstammungslehre« (das. 1883);
Christ, Die Rosen der Schweiz (Bas, 1873);
Focke, Synopsis
Ruborum Germaniae (Bremen 1877);
Kuntze, Methodik der Speziesbeschreibung und Rubus (Leipz. 1879);
Nägeli und Peter, Die Hieracien
Mitteleuropas (Münch. 1885);
Rosen, Systematische und biologische Beobachtungen über Erophila verna (»Botan.
Zeitung«, 1889).
von Altishofen, Alfons, schweizer. Generalstabschef, geb. 1834 zu Luzern,
verbrachte
seine Jugend teils in der Heimat, teils in Deutschland, wo sein Vater ein Landgut in der Nähe von Augsburg besaß, studierte auf
deutschen Akademien Architektur, ging aber 1852, angeborner Neigung wie der Tradition seiner Familie folgend,
zum Militärdienst über und trat als Offizier in das zweite neapolitanische Schweizerregiment ein. Bei der Auflösung desselben
im J. 1859 blieb er als Adjutant und Generalstabsoffizier des Generals v. Mechel im Dienste des Königs Franz und zeichnete sich
im Kriege gegen Garibaldi und die Piemontesen aus.
Bei der Kapitulation von Gaeta gehörte er zu den 20 Personen, welche das entthronte Königspaar als Gefolge mit sich nehmen
durfte, während die übrige Besatzung mit 25 Generalen kriegsgefangen wurde. Nach dem Sturze der Bourbonen kehrte
er in seine
Vaterstadt zurück und widmete sich seinem Beruf als Architekt (er baute unter anderm das Hôtel National
in Luzern),
dann aber auch dem Schweizer Militärwesen. Im Winter 1871 nahm er als Oberstleutnant im Stabe des Generals Herzog hervorragenden
Anteil an jener raschen Vorschiebung der Schweizer Heereskräfte aus dem Berner Jura nach dem Traversthal, welche dem Übertritt
der Franzosen bei Verrières voranging. 1875 zum Obersten der Infanterie befördert, erhielt er bald darauf
das Kommando der 8. Division und übernahm 1882 die Leitung der eidgenössischen Generalbüreaus, in welcher Stellung er sich
um die Ausbildung des schweizerischen Militärwesens große Verdienste erwarb und sich in der Gotthardbefestigung ein Denkmal
schuf. Er starb 12. Jan. 1890.
in der Psychologie die Fähigkeit, reproduzierte Vorstellungen (s. d.) zu solchen Komplexen zusammenzusetzen,
wie sie bisher dem Individuum noch nicht in der Wahrnehmung geboten waren, also auch nicht durch eine bloße Erinnerungsleistung
gebildet werden können. Die Phantasie in diesem allgemeinsten Sinne ist dem Manne der Wissenschaft wie dem Künstler
gleicherweise unentbehrlich, und sie arbeitet besonders lebhaft, wenn entweder ein bestimmter Zweck das Hinausgehen über die
Erfahrung erfordert, z. B. in der Aufstellung von Hypothesen, oder die geringe Anzahl von Erfahrungen dem Thätigkeitsbedürfnis
der Seele nicht genügt, z. B. beim Kinde.
Die Erklärung der Phantasie muß auf die Thatsache der fortwährenden Einwirkung unterbewußter psychischer Zuständlichkeiten
auf oberbewußte und auf die Veränderungsfähigkeit der Wahrnehmungsresiduen zurückgehen (s. Bewußtsein und Vorstellung).
Im einzelnen unterscheiden wir drei Arten der Phantasie: 1) Die reproduktive Phantasie, mittels deren wir eine bisher noch nie im Bewußtsein
vorhandene Verbindung zwischen zwei Vorstellungen vollziehen, etwa die Vorstellungen »golden« und »Berg«
zu dem in Wahrnehmung und Erinnerung nicht gegebenen Vorstellungskomplex eines »goldenen Berges« verknüpfen.
2) Die produktive Phantasie, mittels deren die ästhetische Welt geschaffen wird. Sie kann nach den Hauptgruppen künstlerischer
Veranlagung in musikalische, poetische, bildnerische Phantasie gegliedert werden. Diese drei Klassen weichen
so sehr voneinander ab, daß sie als Anlagen selten oder nie im gleichen Grade nebeneinander in demselben Individuum aufzutreten
pflegen; hauptsächlich ist es die musikalische Produktivphantasie, welche die bildnerische, seltener die poetische von sich
ausschließt oder doch beschränkt.
3) Die deutende Phantasie, mittels deren die Metapher des Dichters, die mythologische Naturauffassung, das Spiel
des Kindes u. dgl. zu stande kommt. Sie folgt dem
Gesetz der Substitution (s. Vorstellung), indem sie auf ein neues Objekt Eigenschaften bezieht, die in Wirklichkeit bloß mit
ähnlichen Gegenständen verknüpft sind. Überhaupt aber lassen sich alle Formen der Phantasie auf Associationsgesetze zurückführen,
insoweit die intellektuelle Seite der Phantasie in Betracht kommt, und es ist falsch, ihre Wirksamkeit
als ein regelloses Ungefähr zu betrachten, denn wo thatsächlich ein solches Spiel ohne Zusammenhang herrscht, wie z. B.
in wilden Träumen, im Fieber oder in pathologischen Zuständen der Ideenflucht, da sprechen wir zwar populär von »Phantasieren«,
aber nicht wissenschaftlich von einer Leistung der Phantasie.
(Euphorin), Phenylcarbaminsäure-Äthyläther C9H11NO2 entsteht aus Chlor-
oder
mehr
Cyanameisensäureester und Anilin, aus Carbanil und Äthyläther, bildet farblose Kristalle, ist fast unlöslich in Wasser, leicht
löslich in Alkohol und Äther, schmilzt bei 51,5-52°, siedet unter geringer Zersetzung bei 237-238°. Man benutzt Phenylurethan als sicheres
Fiebermittel, welches zugleich einen günstigen Einfluß auf das Allgemeinbefinden ausübt.
Auch bei akutem und chronischem
Gelenkrheumatismus wirkt es günstig, wie als Antiseptikum bei hartnäckigen Geschwüren und chronischen Augenentzündungen.