Institute zur Förderung des Handels und Verkehrs sind: eine Handels-, Gewerbe- und Ackerbaukammer und eine Filiale der Bank von
Frankreich. Poitiers hat Fakultäten für Jurisprudenz, Wissenschaften und Litteratur, eine Vorbereitungsschule für Medizin und Pharmazie,
ein Lyceum, eine Lehrerbildungsanstalt, ein Seminar, zwei geistliche Kollegien, eine Bibliothek von 30,000 Bänden und 400 Manuskripten,
ein Museum für Antiquitäten und Naturwissenschaften, einen botanischen Garten, Gesellschaften für Archäologie, Medizin, schöne Künste
u. a. und ein Taubstummeninstitut. Poitiers ist Sitz des Präfekten, eines Appellhofs, eines Tribunals und Assisenhofs, eines Handelsgerichts
und eines Bischofs. Die Stadt besitzt aus der römischen Zeit Reste eines Aquädukts. Jenseit des Clain befindet
sich ein sogen. Pierre levée, ein Dolmen, an den sich viele Sagen knüpfen. - Poitiers hieß im Altertum Limonum, dann nach dem gallischen
Stamm der Pictaven Pictavium und war schon unter römischer Herrschaft eine wichtige Stadt.
Später war es die Hauptstadt der Provinz Poitou. 507 schlug in der Nähe der Stadt bei Voullon Chlodwig den
Westgotenkönig Alarich. Der bei Poitiers 18. Okt. 732 von Karl Martell über die Araber erfochtene Sieg rettete das Abendland vor der Unterjochung
durch den Islam. Dann erfochten auf dem nahegelegenen Feld Maupertuis 19. Sept. 1356 die Engländer einen Sieg über die Franzosen,
welcher Frankreich mit dem Untergang seiner Selbständigkeit bedrohte. Das Edikt von Poitiers (17. Sept. 1577) beendete
den sechsten Hugenottenkrieg durch weitgehende Zugeständnisse an die Protestanten.
(spr. poatuh), ehemalige Provinz im südwestlichen Frankreich, teilte sich in Oberpoitou und Niederpoitou, mit
der Hauptstadt Poitiers. Jetzt sind daraus die Departements Vienne (Oberpoitou), Deux-Sèvres und Vendée
(Niederpoitou) gebildet, und einzelne Stücke sind mit den Departements Niedercharente, Charente, Obervienne, Indre-et-Loire und
Maine-et-Loire vereinigt. Das Land Poitou war im Altertum von den Piktaven oder Piktonen bewohnt und wurde nach der Eroberung durch
die Römer mit Aquitania secunda vereinigt. Im 5. Jahrh. n. Chr. besetzten es die Westgoten, und 507 eroberten
es die Franken unter Chlodwig.
Nachdem Poitou im 8. Jahrh. in den Besitz der Herzöge von Aquitanien gekommen, vereinigte es Pippin der Kurze wieder mit dem Frankenreich,
und 778 übertrug Karl d. Gr. Poitou einem Grafen. Gegen Ende des 9. Jahrh. machten sich die Grafen von Poitou erblich
und nahmen um 908 den Titel Herzöge von Aquitanien an. Nachdem es 1152 durch die Heirat Eleonorens von Poitou mit Heinrich Plantagenet
an die Könige von England gekommen war, nahm es König Philipp August von Frankreich 1205 jenen wieder ab, und 1259 wurde es
im Frieden von Abbeville förmlich an Frankreich abgetreten. Nach der Schlacht von Maupertuis (1356) kam Poitou durch den Frieden von
Bretigny abermals an die Engländer, denen es König Karl V. 1369 wieder abnahm. Karl gab es seinem Bruder Johann, Herzog von Berry,
und nach dessen Tod wurde es für immer mit der französischen Krone vereinigt.
Vgl. Auber, Histoire du Poitou (Poitiers
1886-88, 4 Bde.).
(v. ital. boccale), Trinkbecher mit Fuß aus Holz, Glas, Thon, Metall u. dgl., der schon im Mittelalter im Gebrauch
war. In Form und Aufbau dem Kelch verwandt, wurde der Pokal allmählich zum Prunk- und Schaugefäß und als
solches im 15. und 16. Jahrh. aus Gold oder vergoldetem Silber gefertigt, mit reichem Schmuck
in Relief und frei stehenden Figuren,
in Email, Edelsteinen und Perlen versehen. Zu den Prunkpokalen gehörten größtenteils Deckel mit Knöpfen und Griffen, die meist
aus Köpfen oder Figuren bestanden. In Bauch und Deckel waren bisweilen Münzen eingelassen (s. Münzbecher).
Die von der Gotik festgestellte Form des Pokals erhielt sich bis ins 18. Jahrh. An Pokalen
aus Edelmetallen sind das Grüne Gewölbe in Dresden, die königlich bayrische Schatzkammer in München, das Berliner Kunstgewerbemuseum
und die Rothschildsche Sammlung in Frankfurt a. M. besonders reich. S. Tafel »Goldschmiedekunst«, Fig.
4, 7, 9 u. 15.
Kreisstadt im russ. Gouvernement Wladimir, in waldiger und sumpfiger Gegend, an der Eisenbahn Moskau-Nishnij
Nowgorod, mit bedeutendem Holzhandel und (1885) 2719 Einw.
die ehemalige Woiwodschaft Halicz oder derjenige Teil von Ostgalizien, welcher zwischen dem Dnjestr, dem Pruth
und den Karpathen liegt und an die Bukowina angrenzt.
Hauptorte sind Kolomea und Kuty (daher der Name).
(griech.), s. v. w. Drehpunkt;
in der Geometrie jedes der beiden Enden der Drehungsachse einer Rotationsfläche;
daher sind Pole eines Kugelkreises die Endpunkte
des auf der Kreisebene senkrechten Kugeldurchmessers. In diesem Sinn sind auf der Himmelskugel die Pole des Himmelsäquators
oder die Weltpole die beiden bei der täglichen Drehung stillstehenden Schnittpunkte der Weltachse mit
dem Himmelsgewölbe;
die Pole der Ekliptik der zwei Endpunkte des auf der Ekliptik senkrechten Durchmessers der Himmelskugel,
23½° von jenen entfernt;
Zenith und Nadir die Pole des Horizonts, Ost- und Westpunkt diejenigen des Meridians, Süd- und Nordpunkt
die Pole des ersten Vertikalkreises.
Auf der Erde sind Nord- und Südpol die beiden Endpunkte der Erdachse.
Über Pole und Polaren, bez. Polarebenen sind die Lehrbücher der neuern Geometrie zu vergleichen (s. Geometrie); über magnetische
Pole s. Magnetismus; über elektrische Pole s. Galvanismus.
Winzenz, poln. Dichter, geb. 20. April 1807 bei Lublin, studierte in Wilna, nahm an dem Freiheitskrieg von 1830 teil,
ging ins Ausland, ließ sich dann in Galizien nieder und erhielt 1848 die Professur der Geographie an der
Krakauer Universität. Als dieselbe aufgehoben wurde, siedelte er nach Lemberg über, wo er Vorträge über polnische Litteratur
hielt, die 1866 in Druck erschienen. Die letzten Jahre verlebte er erblindet in Krakau und starb daselbst 2. Dez. 1872. Als
Dichter machte sich Pol zuerst bekannt durch die »Lieder des Janusz« (1833),
patriotische Gedichte nach dem Vorbild Bérangers.
Die größte Popularität erwarb er sich aber durch sein »Lied von unserm Land« (1843; deutsch von Curtzmann, 1870),
worin
die verschiedenen polnischen Landschaften und die Charaktereigenschaften ihrer Bewohner besungen werden.
Später folgten die formvollendeten »Bilder aus dem Leben und von der Reise« (1847),
vielleicht das Beste, was Pol geschrieben.
Unter seinen zahlreichen poetischen Erzählungen verdient »Mohort« (1855) als die vorzüglichste Hervorhebung;
sein letztes Werk war »Der Starost von Kisla« (Pos. 1873), ein
mehr
Jagdgedicht, worin mit großer Kunst die Geschicke eines Jagdhundes mit denen seines Herrn verwebt sind. Alle Dichtungen Pols bekunden
wahres poetisches Talent mit schwermütigem Grundton; seine Diktion ist im ganzen schön, wenn auch zuweilen geziert; seine
Leichtigkeit im Dichten artet aber manchmal in ordnungslose Improvisation aus. Eine Gesamtausgabe seiner Werke
erschien in 8 Bänden (Lemb. 1876).
Vgl. Siemienski, W. Pol und seine poetischen Schöpfungen (Krak. 1873).