Vollblütigkeit
(griech.
Plethora), eine Körperkonstitution, bei welcher die
Blutgefäße dauernd einen hohen Füllungsgrad
darbieten, bei der die
Gewebe
[* 2] gut ernährt werden und ein ziemlich reichlicher Fettansatz besteht. Die Vollblütigkeit
ist also nicht
als
Krankheit, sondern als normaler Zustand aufzufassen. Hiervon zu unterscheiden ist die abnorme Vollblütigkeit
einzelner
Organe, namentlich in dem venösen Teil ihrer
Blutgefäße, welche durch mechanische Hindernisse im
Kreislauf,
[* 3] wie man sagt
»durch Blutstauung oder Stockung«, zu stande kommt (s.
Hyperämie).
Beinahe veraltet ist der
Ausdruck der serösen Vollblütigkeit
, bei welcher man sich eine
Vermehrung der
Blutmenge denkt, welche nur in einseitiger Zunahme des Blutwassers ohne gleichzeitige Zunahme der roten Blutkörperchen
[* 4] ihren
Grund findet. Die sogen. seröse Vollblütigkeit
ist eigentlich das Gegenteil von
dem, was der
Name besagt, nämlich eine Verarmung des
Bluts an zelligen
Bestandteilen bei etwa normaler
Menge
des
Plasmas; sie kommt bei bleichsüchtigen
Personen sowie nach bedeutenden oder oft wiederholten Blutverlusten vor. Eine krankhafte
Vollblütigkeit
gibt es nicht, da exakte
Versuche von
Worm-Müller bewiesen haben, daß der
Organismus jedes Zuviel an
Blut, das ihm künstlich
durch
Transfusion zugeführt wird, sofort durch Zerfall der Blutkörper und
Ausscheidung derselben durch
den
Harn ausgleicht.
Vgl. Cohnheim, Allgemeine Pathologie (2. Aufl., Berl. 1882).